Ein Blog von

Georg Dekas

21.02.2018

Lieber Patrick Rina (ORF)

Erstens: Bericht und Meinung sind sauber zu trennen. Zweitens: Im größeren Chor mitsingen heißt noch lange nicht rechthaben. 

Foto: Facebook/CPI

Wir kennen uns schon lange, hast du doch einst bei meinem Sender die ersten Gehversuche im Fernsehen gemacht. Ich schätze deine Fähigkeiten und den Willen voranzukommen. Nun wird berichtet, dass dein Beitrag auf „Südtirol Heute“ zur Denkschrift der emeritierten SVP-Abgeordneten für Verstimmung und Einspruch sorgt.

Du sollst deine Meldung zur Denkschrift der Altherren zugunsten der österreichischen Staatsbürgerschaft für Südtiroler mit den Worten begleitet haben: „Durch alle Seiten zieht sich die Sprache des 19. Jahrhunderts, von Vaterland, Volkstum und nationaler Identität ist die Rede. Es bleibt die Frage, ob ein Zukunftspapier mit der Tinte der Vergangenheit geschrieben werden kann.“ (Zitat aus „salto.bz“)

Das ist eindeutig eine Meinungsbekundung, für die es im klassischen Journalismus die Unterscheidung zwischen Bericht und Kommentar gibt. Diese beiden Dinge wurden einstmals sauber getrennt. Meinung und Bericht zu vermischen galt in seriösen Medien als äußerst unprofessionell, ja geradezu unethisch.

Diese Schamgrenze verwischt leider immer stärker und das gerade bei Leuten, die dir jetzt zu Hilfe eilen. Dein Vorgesetzter meint gar, wenn die Meinung eines Reporters nicht mehr im Bericht stehen dürfe, dann „können wir gleich als Werbetexter“ arbeiten. Wer die schreibende und darstellende Zunft kennt, der weiß, dass das in Magazinen aller Couleurs schon lange der Fall ist. Mit dem Unterschied, dass Werbetexter offen arbeiten und nur im Guten übertreiben.

Sei also vorsichtig mit persönlichen Urteilen, die du dank öffentlichen Geldes verbreiten darfst. Im größeren Chor mitsingen heißt noch lange nicht rechthaben. Gerade erst hat ein hohes Gericht im Lande deiner Väter den faschistischen Gruß neu zugelassen. Der gehöre zur freien Meinungsäußerung, befanden die Richter. Ãœbrigens, fast hätt‘ ich’s vergessen: Die schwarzen ebenso wie die braunen Nazis der Vergangenheit waren Meister im Vermischen von Bericht und Meinung. Das hat ihrer Propaganda den besonderen Kick gegeben. Es bleibt tatsächlich die Frage, ob diese Tinte nicht wieder aufersteht – nur eben nicht dort, wo du hinschaust.

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