von gru 02.12.2016 11:30 Uhr

Sonderautonomien: Die Neiddebatte hat schon begonnen.

Das Referendum hat noch nicht einmal begonnen, schon werden in Italien kritische Stimmen über die scheinbare Bevorzugung der Sonderautonomien laut.

Bereits zum wiederholten Male wurden Vertreter der Regierung in Rom zu den “Sonderautonomien” angesprochen und gaben zu verstehen, dass das Thema nur aufgeschoben, aber noch lange nicht erledigt sei.

Damit bedient man geschickt ein weitverbreitetes Ressentiment gegenüber den autonomen Regionen des Landes, während die dort ansässigen Wähler beruhigt werden (Stichwort Schutzklausel oder genauer Übergangsklausel).

Hammer & Amboss

Auch die Länder Süd- und Welschtirol befinden sich mittlerweile zwischen Hammer und Amboss:

Die Befürworter des Ja versprechen sich unverhohlen eine bessere Handhabe, um mittelfristig in die autonomen Befugnisse eingreifen zu können, die Befürworter des Nein kritisieren, dass die Sonderautonomien nicht ebenso von den Zentralisierungsmaßnahmen betroffen sein werden.

Darauf hat sich auch die landesweite Presse schon eingeschossen: Ein Bürger aus der Region Aosta wiege im zukünftigen (weitgehend machtlosen) Senat so viel wie 10 Veneter oder 11 Sizilianer. Das Verhältnis im heutigen Senat sei gerechter.

Senats-Rechner

Ein eigener Rechner im Internet ermöglicht es, das Mißverhältnis zwischen Einwohnerzahl der Regionen und Anzahl der neuen (weitgehend machtlosen) Senatoren zu ermitteln.

Auch in der Nachbarprovinz Belluno sind viele Bürger erbost, da der drohende Kompetenzverlust der Region Venetien besonders den alpinen Randgebieten weiteren Schaden bringen könnte.

Erboste Nachbarn

Auf einem Flugblatt der Nein-Bewegung, das zur Zeit im Bezirk Comelico kursiert, fragt man sich deshalb, warum nicht auch die reichen Tiroler dieselben Einschnitte zu erdulden haben.

Beim Referendum am Sonntag könnten die rund 790.000 Wähler in Süd- und Welschtirol das Zünglein an der Waage sein.

Was dann?

Was aus unseren autonomen Ländern wird, wenn Verfassungs- und Wahlrechtsrefrom einmal durch sind, und man in Rom nicht mehr auf diese wenigen Stimmen angewiesen ist, bleibt abzuwarten.

Wer sich in Rom aber zukünftig gegen die Sonderautonomien in Stellung bringt, dem dürfte wohl, auf dem gerade bereiteten Boden, landesweit große Zustimmung gewiss sein.


 

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