Pinzger: Arbeitszeiten im Gastgewerbe anpassen
In einem Aufruf auf Facebook will der Wirt Max Gruber aufrütteln und zum Nachdenken anregen. Seit Monaten findet er kein Personal, trotz gebotener überdurchschnittlicher Entlohnung und gutem Arbeitsklima (hier geht’s zum Artikel). Berichte über Mitarbeitermangel scheinen sich zu häufen, vor allem im Gastgewerbe.
HGV-Präsident Manfred Pinzger im Interview:
UT24: Herr Pinzger, ein Ultner Wirt klagt, dass er keine Mitarbeiter für sein Gasthaus findet. Ein in Südtirol verbreitetes Problem?
Manfred Pinzger: Die Ansprüche werden grundsätzlich höher. Wir haben eine enge Zusammenarbeit mit den Hotelfachschulen und den Berufsschulen, die viele junge Leute ausbilden. So können wir doch auf gute Mitarbeiter bauen. Aber vor allem in ländlichen Gebieten, das muss man zugeben, ist es schwierig geworden, Mitarbeiter zu finden.
Warum ist das so?
Insgesamt gibt es in Südtirol Vollbeschäftigung. Jeder der eine Arbeit sucht, findet eine Arbeit. Unser Bereich ist natürlich schon etwas intensiv: Es wird am Wochenende gearbeitet und es wird am Abend gearbeitet. Das bedeutet, man muss arbeiten, wenn Freunde und Freundinnen freihaben. Es muss also schon eine gewisse Überzeugung und auch Lust für diesen Sektor vorhanden sein.
Wie könnte man das Gastgewerbe wieder attraktiver machen?
Ich denke, das Gastgewerbe ist insgesamt schon attraktiv. Wir werden mittelfristig auf alle Fälle von sechs Arbeitstagen pro Woche auf fünfeinhalb kommen, das ist klar. Aber wenn wir auch die Fünftagewoche ansprechen: Das Problem entsteht in der logischen Konsequenz, dass wir dadurch noch mehr Mitarbeiter brauchen. Wir sind bestrebt, unsere Arbeitsplätze so attraktiv wie möglich zu gestalten.
Der eingangs erwähnte Gastwirt aus Ulten möchte auf die Fünftagewoche umstellen. Hierzulande ein Einzelfall oder schon gängige Praxis?
Wir hören immer wieder, dass einzelne Betriebe aufgrund der Notwendigkeit auf fünf Tage umstellen. Fünfeinhalb Tage hört man öfters, Fünf Tage eher selten. Das muss jeder Betrieb für sich entscheiden.
Könnte das ein Lösungsansatz sein?
Auf alle Fälle. Dem Wunsch der jungen Leute nach mehr Freizeit muss man Gerecht werden und versuchen die Arbeitszeitmodelle anzupassen.
