von gru 17.04.2016 12:00 Uhr

Ein Berg fliegt in die Luft

Heute vor hundert Jahren – am 17. April 1916 um 23.30 Uhr – wurde der Col di Lana in Buchenstein in die Luft gesprengt. Ein Ereignis, das sinnbildlich für den gesamten Krieg in Fels und Eis geworden ist.

Ein Granate explodiert am Col di Lana. Bild: G.O.

Der 21-jährige Kaiserjäger Matthias Ladurner-Parthanes aus Meran war Augenzeuge der Sprengung und beschrieb diese in seinem Tagebuch, welches 1996 von Josef Rampold veröffentlicht worden ist.

Er hatte den Krieg von 1914 bis in die Gefangenschaft 1919 mitgemacht und dabei Tagebuch geführt. Er starb 1986 als bekannter Landeskundler und Träger des Verdienstkreuzes des Landes Tirol.


Col di Lana


Der Col di Lana ist Teil der Fanes-Gruppe und liegt rund 1.5 Kilometer nordöstlich von Fodom/Buchenstein. Ehemals eines der ladinischen Kerngebiete Tirols, gehört Buchenstein heute zur Provinz Belluno.

Ladurner-Parthanes ist als Kanzleischreiber am nahegelegenen Col di Rode stationiert und wird durch Zufall Augenzeuge der Sprengung.

Er berichtet:

Als ich am 17. März um halb zwölf Uhr nachts, von der Kanzlei der dritten Kompanie kommend, die Türschnalle meiner Unterkunftshütte fassen wollte, fiel mein Blick gerade in dem Augenblick auf den vor uns sich erhebenden Col di Lana, als dieser nach einem dumpfen, dröhnenden Krach, der den Boden unter den Füßen erzittern machte, in eine mächtige schwarze Wolke verhüllt wurde.


Col di Lana


Ich musste mich am Türpfosten halten, um von der Erschütterung und dem Luftdruck nicht zu Boden geworfen zu werden.

Sofort setzte auf einen Schlag das feindliche Artilleriefeuer ein, das sich allein auf den Gipfel des Col di Lana konzentrierte und diesen eineinhalb Stunden lang in einen ununterbrochenen Feuerkranz explodierender Geschosse hüllte.


Lesen Sie zum Thema 1. Welkrieg in Fels und Eis: 1000 Tote am Rauchkofel


Wir konnten uns nicht erinnern, jemals während des Krieges ein ähnliches Feuer gehört oder gesehen zu haben.

Man wußte schon seit langem, daß der Feind an der Unterminierung des Col di Lana arbeitete, aber diesem Tatbestand wurde kaum Beachtung geschenkt.


Col di Lana


Einzelne Geschosse fanden den Weg bis herein in unser Lager von Col di Rode. Noch während der Beschießung durch die Artillerie gingen die Italiener zum Angriff über, überrumpelten die Feldwache Nr. 8 und gelangten schließlich in den Besitz des Col di Lana.

Unsere sechste Kompanie, welche teilweise als Posten Dienst machte und teilweise in der Gipfelkaverne untergebracht war, wurde gänzlich vernichtet.

Ein Teil der Kaverne sowie die Grabenbesatzung flog in die Luft; die Besatzung des unbeschädigten Teils der Kaverne wurde zur Gänze gefangengenommen.*


Die Sprengung des Col di Lana kostete 150 Kaiserjägern, Artilleristen, Landstürmern, Standschützen,… das Leben.


Lesen Sie zum Thema 1. Welkrieg in Fels und Eis:


*Matthias Ladurner-Parthanes, Kriegstagebauch eines Kaiserjägers (1986) 119-122.

 

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