Günther Rauch

21.09.2022

Mussolini hat den Aufstieg Adolf Hitlers finanziert

Der zweite Abschnitt des Buches „Der Marsch auf Bozen“ (siehe vorhergehenden Blog auf UT24 vom 12. September 2022) befasst sich mit dem Aufstieg Adolf Hitlers zum Führer der deutschen Nationalsozialisten. Es handelt sich um ein neues Buch von Günther Rauch, das historisch-politische Furore machen wird.

Benito Mussolini füllte die Kassen von seinem Gefährten Adolf Hitler. Hier im Bild nach seiner Ernennung zum Ministerpräsidenten Italiens. - Bild: Günther Rauch

Es war kein Zufall, dass Mussolini sich im März 1922, also vor dem Marsch auf Bozen und Rom, in Berlin und München mit deutschen Links- und Zentrumspolitikern und Rechtsputschisten traf. So wie es kein Zufall war, dass Max Maurenbrecher, der zum Medientitan aufgestiegene frühere Sozialdemokrat und Chefredakteur der auflagenstarken Deutschen Zeitung, dem Hauptorgan der Kappisten und Wotanbekenner, die Gewalttaten der Schwarzhemden in Südtirol verherrlichte: „Die Faschisten hatten Recht, als sie in Bozen den deutschen Bürgermeister Perathoner abgesetzt haben.“

Anhand von brisanten Dokumenten aus den Staatsarchiven in Prag, Berlin, Amsterdam, Wien und Rom und kaum bekannten Fakten aus zeitgeschichtlichen Quellen und Erinnerungen von Zeitzeugen werden die Machenschaften und die früheren Connections zwischen dem früheren Linksradikalen Benito Mussolini und seinem Adepten Adolf Hitler aufgedeckt. Der Duce war nicht nur Vorbild und Lehrmeister des Haupts der deutschen Hakenkreuzler, sondern auch Vorreiter eines verheerenden Ultranationalismus und faschistischen Umstürzlertums, das schreckliches Leid und den Tod über die Völker der Welt brachte.

Mussolini-Gelder an Hitler in fünf Raten über München und Prag. – Bild: Günther Rauch

Mussolini im Parlament: „Ich bin das Haupt einer Verbrecherbande“

Überdies werden im zweiten Teil des Buches eine Reihe von Dokumenten über die Netzwerke und Geldquellen der Nationalsozialisten ans Licht gebracht. So konnten zum Beispiel mit Hilfe von tschechischen Archivmitarbeitern in der Staatsbibliothek in Prag wichtige Belege für die frühen Verbindungen zwischen den italienischen Faschisten und deutschen Putschisten gefunden werden. Darunter eine vom ehemaligen antibolschewikischen russischen General Vasilij Wiktorowitsch Biskupskij und dem Oberst Max Bauer am 15. August 1920 handschriftlich beglaubigte Vollmacht mit Anleitungen an einen namentlich genannten Herrn Théodor Lakatos.

Biskupskij und Bauer waren keine Unbekannten. Sie waren enge Gehilfen des Generals Erich Ludendorff und Berater von Adolf Hitler. Herr Lakatos hatte die Aufgabe, in Mailand mit Mussolini und der gesamten Spitze der Fasci di combattimento alle politischen, militärischen und finanziellen Fragen zu erörtern, um die Umsturzpläne der faschistischen Pfeilkreuzler in Ungarn zu unterstützen. Was dann auch geschah: Als die Schachfiguren von Miklós von Horthy in Budapest zum Herrn über Volk und Staat erhoben wurden, vergaß man die Verdienste und die Rolle Mussolinis als rechtsradikaler Kingmacher nicht und zeichnete ihn mit dem höchsten ungarischen Staatsorden aus.

Die Seele der europäischen Terrorallianz war eben Mussolini, der sich im italienischen Parlament als „Haupt einer Verbrecherbande“ bezeichnete. Sein Ziel war ein faschistisches Europa. Er wollte Wegweiser des Jahrhunderts des Antiparlamentarismus und der Antidemokratie sein. Zugleich war er interessiert, die französische Hegemonie in Europa abzubauen, vor allem nachdem die „lateinische Schwester“ die Italiener bei den Friedensverhandlungen teilweise im Stich gelassen hatte. Darum strebte der Mann aus Predappio ein Bündnis mit den bayerischen Hakenkreuzlern an. Südtirol wurde zur Schlüsselfrage in den Beziehungen Italiens zu den deutschen Nationalisten.

Ein durch den Verzicht auf Südtirol von Italien geförderter „deutscher Mussolini“

Der Duce hat Adolf Hitler nicht nur Technik der Machteroberung und des Machterhalts, sondern auch die dafür nötigen Waffen geliefert und Unsummen an Geld vermittelt. Als Gegenleistung für die italienische Unterstützung hat der NSDAP-Führer die Südtiroler widerspruchslos der zwangsweisen Entdeutschung durch die Gewaltmethoden des faschistischen Systems preisgegeben. Dies alles wird im Buch „Der Marsch auf Rom“ sehr ausführlich und detailliert beschrieben und mit unwiderlegbaren Dokumenten nicht nur aus deutschen, sondern auch aus italienischen Geheim- und Kriegsarchiven untermauert.

Paul von Sternbach hatte im Mai 1946 auf Castelfeder die Wahrheit gesagt

Wer die Wahrheit ans Tageslicht gebracht hatte, landete im Frühjahr 1933, wenn er nicht im KZ ermordet wurde, im Zuchthaus oder im Exil im Ausland. Das Schweigen brach herein.

Bereits der römische Philosoph Seneca wusste um das Phänomen des „Nicht-wissen-Wollens“, das so viel Unheil über die Welt gebracht hat, eben das Phänomen der Einstellung, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Und es ist doch geschehen.

Wenige hatten nach 1945 den Mut, das auszusprechen, was Paul Reichsfreiherr von Sternbach aus Bruneckhsagen, eine der Galionsfiguren des Südtiroler Freiheits- und Widerstandskampfes und Mitbegründer der Südtiroler Volkspartei, am 30. Mai 1946 in Castelfeder bei einer Großkundgebung gegen die Entdeutschung des Unterlandes und für die Selbstverwaltung Südtirols unter strömenden Regen sagte: „Der italienische Ministerpräsident Benito Mussolini hat den Hitler-Ludendorff-Putsch vom 8./9. November 1923 und den Aufstieg der deutschen Nationalsozialisten mit viel Geld und Waffen unterstützt“. Einzige Verpflichtung für die Hakenkreuzler: Freie Hand Italiens zur Entnationalisierung beziehungsweise Vertreibung der Deutsch-Südtiroler. Sternbach hatte die Wahrheit gesagt.

DER MARSCH auf BOZEN. WIE DER FALL SÜDTIROL MUSSOLINI UND HITLER LUST AUF MEHR MACHTE. Günther Rauch, Hardcover, 654 Seiten, 14×21,6 cm, ISBN: 978-8-89-705398-9, Effekt! Verlag, Euro 24,90,

Buchvorstellung am Freitag 23. September 2022, 19.30 Uhr im Kolpingsaal Bozen.

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