Günther Rauch

12.09.2022

Der Marsch auf Bozen

Der Publizist Günther Rauch beschäftigt sich seit Jahren mit der Erforschung der vergessenen oder vertuschten faschistischen Verbrechen in Südtirol. Sein neues Buch mit dem Titel „Der Marsch auf Bozen“, das am 23. September in Bozen vorgestellt wird, teilt sich in zwei Abschnitte: Der erste Teil befasst sich mit dem Aufstieg Benito Mussolinis und der zweite Teil mit dem Zusammenspiel zwischen dem Duce und Adolf Hitler. 

Zunächst werden anhand von bislang weitgehend unbekannten Details Mussolinis die Etappen nachgezeichnet, die den Duce im Oktober 1922 an die Spitze des italienischen Staates führten. Der heute noch von führenden italienischen Politikern als „Mann des 20. Jahrhunderts, der (…) Gutes getan hat“  verharmloste Diktator war innerhalb weniger Jahre vom radikalen linken Pazifisten und Gegner der Brennergrenze zum fanatischen Kriegstreiber und Erfinder des Faschismus und 1922 zum Totengräber der deutschen Stadt Bozen und zum Lehrmeister und Vorbild Adolf Hitlers emporgestiegen.

 Wenige wussten, dass der frühere Chefredakteur des Sozialistenorgans Avanti und unter der Flagge des Antikapitalismus und des linkslinken Progressivismus und des Hasses gegen das Habsburgerreich bekannt gewordene Führer des linken Interventismus und Co-Regisseur des Eintritts Italiens in den Ersten Weltkrieg an der Seite der Entente-Staaten, mit ungeheuren Summen an Bestechungs- und Schwarzgeldern bestochen und abgeschmiert wurde.

Die Millionen Silberlinge waren ihm von französischen Entente-Sozialisten und aus den Spionage- und Kriegsfonds in Paris und London sowie aus den Kassen der Rüstungsindustrie zugeflossen. Das alles wird im Buch in allen Einzelheiten dargestelt. Laut Rauchs Recherchen waren allein aus fränzosischen Geheimfonds über 25 Millionen Goldfranken nach Mailand geflossen. Etliche Millionen deponierte der Duce auf einer Bank in Genf. 

 Als Hauptzeugen für die Korruptheit und den  Hochverrat Mussolinis an seinem eigenen Land werden im Buches eine Fülle von Aussagen und Überlieferungen, hauptsächlich aber von drei Frauen herangezogen: die ukrainische Lenin-Anhängerin und nachmalige Antibolschewikin und Duce-Liebhaberin, Angelika Balabanoff,  die Welschtirolerin Ida Irene Dalser, die unangeheme erste Ehefrau von Mussolini, die er später – wie seinen Sohn Benito Albino in einer Nervenheilanstalt erbarmungslos beseitigen ließ  sowie seine engste „national-revolutionäre Komplizin und Mitbegründern der Tageszeitung „Il Popolo d’Italia“ (1914) und der „Fasci italiani di combattimento“ (1919), Maria Rygier. Wäre es nach dem Willen Mussolini gegangen sollte Rygier, weil sie wie Dalser zu viel wusste, ebenfalls in ein Irrenhaus gesteckt und beseitigt werden. Mit Hilfe römischer Freude konnte die Frau nach Paris flüchten, wo ihr Mussolini den als soziademokratischen getarnten Journalisten und famosen OVRA-Meisterspion Helmut Hütter aus Villach auf den Hals hetzte. Der Agent sollte sich später seine Sporen im Dienste der italienischen Geheimpolizei in der Leitung eines Agentennetzes mit Sitz in Bozen und Innsbruck zur Ausspionierung der antifaschistischen Südtiroler verdienen.   

Im Wandel des mussolinianischen Linksextremismus zum Faschismus lässt sich das Wachsen des Geschwürs des europäischen Rechtsterrorismus der 1920-Jahre nachweisen.

Nicht umsonst war Mussolini wenige Monate vor dem Marsch auf Bozen und Rom in Berlin und München, wo er auch deutsche nationale Sozialisten und Putschisten traf.

DER MARSCH auf BOZEN. WIE DER FALL SÃœDTIROL MUSSOLINI UND HITLER LUST AUF MEHR MACHTE. Günther Rauch, Hardcover, 654 Seiten, 14×21,6 cm, ISBN: 978-8-89-705398-9, Effekt! Verlag, Euro 24,90,

Buchvorstellung am Freitag 23. September 2022, 19.30 Uhr im Kolpingsaal Bozen.

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