von aw 18.04.2024 08:30 Uhr

Forschungsaufträge an der Uni Bozen: Skandalöse Vernachlässigung der deutschen Sprache

Die Freie Universität Bozen präsentiert sich als eine international ausgerichtete und mehrsprachige Bildungseinrichtung, die stolz ihre Lehr- und Forschungstätigkeit in Deutsch, Italienisch, Englisch und Ladinisch anpreist. Diese multilinguale Ausrichtung wird als Kernmerkmal und Hauptattraktion der Universität herausgestellt. Doch trotz der öffentlichen Selbstdarstellung und der Tatsache, dass fast 70 Prozent der Bevölkerung Südtirols deutschsprachig sind, offenbaren die aktuellen Daten zu Forschungsaufträgen eine alarmierende Tendenz.

Foto: Uni Bozen

In den letzten dreieinhalb Monaten wurden insgesamt 28 Forschungsaufträge vergeben, von denen zwölf in Englisch und zehn in Italienisch ausgeschrieben wurden. Kombinierte Forschungsaufträge in Englisch, Italienisch und Deutsch waren fünf vorhanden, es gab sogar einen Auftrag, der eine Kombination aus Englisch und Indonesisch vorsah. Forschungsauftrag in deutscher Sprache wurde jedoch keiner ausgeschrieben.

Alarmierendes Ungleichgewicht

Diese auffällige Diskrepanz wirft ernsthafte Fragen über die institutionelle Integrität und die Einhaltung der Mission der Universität auf. Es scheint, dass die Universität Bozen, die fast vollständig aus Landesmitteln finanziert wird, ihre Verpflichtungen gegenüber der deutschen Sprachgemeinschaft vernachlässigt. Diese Vernachlässigung deutet auf eine strukturelle Benachteiligung hin, die tief in der Verwaltungspolitik der Universität verwurzelt zu sein scheint und das Vertrauen der deutschsprachigen Gemeinschaft in die Institution ernsthaft untergräbt.

Weitere Folgen für die Bildungsgerechtigkeit

Die Vernachlässigung der deutschen Sprache bei Forschungsaufträgen ist nämlich nur ein Symptom eines größeren Problems an der Freien Universität Bozen. Denn die sprachliche Schieflage spiegelt sich auch im Lehrangebot wider. Im laufenden Studienjahr werden 237 Kurse auf Deutsch, 291 auf Italienisch und 443 auf Englisch angeboten. Diese Zahlen sind besonders bezeichnend, da sie verdeutlichen, wie die deutsche Sprache, obwohl Mehrheitssprache in Südtirol, an der Universität in eine Randposition gedrängt wird. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, inwieweit die Universität ihre Rolle als mehrsprachige Institution wahrnimmt und die Gleichwertigkeit der Sprachgruppen gewährleistet. UT24 berichtete erst kürzlich über die Auswirkungen der Ungleichbehandlung der Sprachen auf deutschsprachige Studenten.

  • Auflistung der angebotenen Kurse im laufenden Studienjahr

Notwendigkeit von Reformen

Angesichts dieser weitreichenden sprachlichen Ungleichheiten, die sowohl die Forschung als auch die Lehre betreffen, wird deutlich, dass tiefgreifende Reformen nicht nur notwendig, sondern unerlässlich sind, um die Integrität und Mehrsprachigkeit der Universität zu wahren. Die Marginalisierung der deutschen Sprache ist ein alarmierendes Signal. Sie stellt das Bekenntnis zur Mehrsprachigkeit und die gerechte Vertretung der Sprachgemeinschaften in Südtirol in Frage. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Universität diese Missstände beseitigt und konkrete Maßnahmen ergreift, um die Gleichwertigkeit und Vitalität aller Sprachgruppen zu gewährleisten, damit sie ihrer Rolle als echte mehrsprachige Bildungseinrichtung gerecht werden kann.

Um die sprachliche Gleichbehandlung zu fördern, könnte die Universität folgende Maßnahmen in Betracht ziehen:

  • Ãœberprüfung und Anpassung der Sprachenpolitik: Die Universität sollte ihre Sprachenpolitik regelmäßig überprüfen, um sicherzustellen, dass alle Sprachen gleich behandelt werden. Dies könnte durch die Einführung eines Ausgleichsmechanismus erfolgen, der die Anzahl der Forschungsaufträge und Kurse in jeder Sprache ausbalanciert.
  • Einrichtung einer Monitoringstelle: Es könnte eine unabhängige Stelle eingerichtet werden, die die Einhaltung der mehrsprachigen Ausrichtung überwacht und jährliche Berichte veröffentlicht. Diese Stelle würde Transparenz schaffen und sicherstellen, dass alle Sprachgruppen fair repräsentiert sind.
  • Förderprogramme für die deutsche Sprache: Spezielle Förderprogramme könnten entwickelt werden, um die Präsenz der deutschen Sprache in Forschung und Lehre zu stärken. Dazu könnten zusätzliche Mittel für Forschungsaufträge und Lehrveranstaltungen in deutscher Sprache bereitgestellt werden.

Diese Maßnahmen würden nicht nur die sprachliche Gleichberechtigung fördern, sondern auch das Vertrauen in die institutionelle Integrität der Universität Bozen stärken und ihre Rolle als eine echte mehrsprachige Bildungseinrichtung festigen.

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  1. Burger
    18.04.2024

    Dem LH und der SVP sei es gedankt.

  2. FranzK
    18.04.2024

    …mir fällt nur dieses Worte ein, Volltrottelautonomie!
    Diese LR ist unser Untergang.

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