Uni Bozen: Mangelware Deutsch

Vor rund zwei Wochen öffnete die Universität Bozen ihre Tore zum sogenannten „Bachelor Day“ am Campus in Bozen. Professoren und Studenten präsentierten die Bachelor-Studiengänge für Maturanten und Studieninteressierte. Hochgepriesen wurde dabei auch wieder die Dreisprachigkeit. Doch kann man in einer Einrichtung, wo unter Studenten kaum mehr Deutsch gesprochen wird, wirklich von einer Bildungseinrichtung sprechen, welche Südtirol zugutekommt?

Beweise, dass die deutsche Sprache vernachlässigt wird, liefert eine Landtagsanfrage der „Süd-Tiroler Freiheit“ vom September 2023 (UT24 berichtete). Demnach geht aus der Antwort des Landeshauptmannes Arno Kompatscher glasklar hervor, dass die deutsche Sprache, die am wenigsten vorkommende Sprache in Kursen ist. So wurden im vergangenen Studienjahr, 237 Kurse auf Deutsch, 291 auf Italienisch und sogar 443 auf Englisch angeboten. Die Merheitssprache wird kurzerhand zu einer Minderheitensprache im eigenen Land degradiert.

Einheimische Studenten in den dreisprachigen Studiengängen sind rar. Dies bestätigt auch ein Pusterer Student, welcher am Campus in Bozen studiert: „Wenn ich in das Gebäude der Uni hineingehe, stelle ich mich automatisch schon darauf ein, dass ich nicht mehr Deutsch spreche. Mit anderen Studierenden spreche ich sowieso nie Deutsch, da sie es entweder nicht verstehen oder große Schwierigkeiten haben einen Satz zu bilden. Meistens wird Englisch gesprochen, sehr oft auch Italienisch.“

Eine unglaubliche Entwicklung, wenn man bedenkt, dass diese Institution mit Südtiroler Steuergeldern finanziert wird. Eine Universität, der der Erhalt einer Minderheitensprache egal zu sein scheint. Weltoffenheit, permanente Akzeptanz, Genderwahn und Internationalisierung scheinen wichtiger zu sein als Identität, Heimat, Tradition und Wertschätzung der gesprochenen Merheitssprache.

Um in einen Studiengang der Universität Bozen aufgenommen zu werden ist zudem ein Sprachzertifikat in der Zweitsprache nötig. So benötigen deutschsprachige Südtiroler für die meisten Studiengänge ein Niveau von B2 in den Sprachen Italienisch oder Englisch. Nach Abschluss des dreijährigen Bachelors ist eine Kompetenz von C1 in der Zweitsprache und B2 in der dritten Sprache notwendig. Ist dies nicht der Fall, so bleibt der Traum vom Studieren im eigenen Land in ewiger Ferne.

Ein weiterer Student aus dem Pustertal schildert das Scheitern an einer Aufnahmeprüfung, aufgrund der zu hoch angesetzten Sprachkompetenzen: „Für mich wäre es ideal gewesen an der Uni in Brixen den Studiengang Kommunikationswissenschaften zu belegen, bin aber an den Sprachkompetenzen gescheitert. So musste ich bei der Aufnahmeprüfung einen Zeitungsartikel vorstellen und diesen in zwei Sprachen mit den Professoren besprechen. Hervorragend lief es, als ich den Artikel in meiner Muttersprache mit der Prüfungskommission besprochen habe. Im Italienischen hatte ich meine Schwierigkeiten, jedoch war ich zufrieden. Am Ende fiel ich durch die Aufnahmeprüfung. Den genauen Grund weiß ich bis heute nicht. Andere Teilnehmer der Aufnahmeprüfung waren fast ausschließlich Südtiroler, welche zweisprachig aufwuchsen, Italiener sowie Studenten aus dem Ausland, welche die Prüfung meist in Italienischer und Englischer Sprache ablegten.“

Einen deutschsprachigen Studiengang gibt es dann aber doch noch im Angebot. Nämlich den für angehende Grundschullehrer, den sogenannten Master in Bildungswissenschaften für den Primarbereich. Jedoch auch hier muss sich die Italienische Sprache präsentieren, obwohl später in deutscher Sprache unterrichtet werden soll. So muss in der deutschen Abteilung des Studiengangs eine Anzahl von 30 Kreditpunkten in italienischer Sprache erreicht werden.

Eine Studentin berichtet: „Ja einige Vorlesungen sind auf Italienisch, obwohl wir später an deutschen Grundschulen unterrichten sollen. Auch die Prüfungen der jeweiligen italienischsprachigen Vorlesungen sind dann in Italienisch.“ Auch hier werde ein Sprachzertifikat bei der Einschreibung bzw. beim Abschluss des fünfjährigen Studienganges verlangt, so die Studentin. So muss ein Student bei der Einschreibung des Studiengangs der deutschen Abteilung eine Sprachniveau von B1 in der Zweitsprache Italienisch oder Englisch vorweisen. Das Abgangsniveau der Zweitsprache liegt dann aber schon auf der Stufe C1 der Zweitsprache und B2 bei der Drittsprache.

Die Universität Bozen scheint der deutschsprachigen Bevölkerung in Südtirol keinen Gefallen zu tun. Wenn dreisprachig studiert werden soll, dann auch so, dass alle Sprachen gleichwertig behandelt werden und die kulturelle Identität der Provinz garantiert wird. Im Moment wird, vor allem im Campus Bozen, in englischer sowie italienischer Sprache unterrichtet, diskutiert und gequatscht. Die deutsche Sprache scheint einen nicht allzu großen Stellenwert einzunehmen und scheint in vielen Fällen fast schon zu einem lästigen Überbleibsel geworden zu sein.

Der nächste umstrittene Studiengang in Südtirol lässt nicht lange auf sich warten. Im kommenden Herbst wird der neue Medizinstudiengang „Medicine and Surgery“ am universitären Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe „Claudiana“ in Bozen seine Fahrt aufnehmen. Fakten: Ein rein englischsprachiger Studiengang mit Studiengebühren von rund 18.000 Euro pro Jahr.