von gru 10.06.2017 06:42 Uhr

100 Jahre Ortigara-Schlacht

Am 10. Juni 1917 beginnt eine der heftigsten Schlachten des gesamten Gebirgskrieges.

Der Monte Ortigara: Bild: Alberini Fulvio PD

Der italienische Generalstab ist 1917 bestrebt, die Gefahr eines gegnerischen Vorstoßes in die venetische Tiefebene auszuschalten und das im Vorjahr durch die österreichische Frühjahrsoffensive verlorene Gelände zurückzugewinnen.

Gegenschlag

Schon zu Jahresbeginn laufen die Planungen für eine Offensive gegen die Hochfläche von Folgaria-Lavarone an. Im April gelingt es den Verteidigern, einen italienischen Funkspruch abzuhören und sich ein Bild über das Unternehmen zu machen: Ziel ist der Monte Ortigara.

Der 2.105 m hohe Berg liegt am Nordrand des Plateaus von Folgaria-Lavarone, an der Grenze von Tirol und Vicenza. Unmittelbar nördlich verläuft das Suganer-Tal.

Überläufer

Überläufer bestätigen die italienischen Angriffspläne, doch das dort in Stellung liegende k.u.k. III. Korps kann nur wenige Reserven zur Verstärkung aufbieten.

Der Angriff beginnt schließlich am 10. Juni 1917 mit etwa 300.000 Soldaten und 1.600 Geschützen.

Trommelfeuer

Mit einem unbeschreiblichen Trommelfeuer und dem Einsatz von Giftgas bringen die italienischen Truppen zuerst zwei Vorkuppen und acht Tage später gegen anhaltenden Widerstand den Gipfel des Monte Ortigara in ihre Gewalt.

Zerschossener Hilfsplatz am Monte Ortigara | K.u.k. Kriegspressequartier, Lichtbildstelle – Wien. Europeana PD

Am 18. Juni werden Teile des 4. Regiments des Tiroler Kaiserjäger als Ablösung für die erschöpften Truppen in der vordersten Linien herangezogen.

Der Schnee lag stellenweise noch meterhoch, schwarz und gelb von den krepierten Pikringranaten glänzten die Felsen, hier und dort lagen verrostete Gewehre der Verwundeten neben ungezählten Blindgängern*.

Die Lage der Verteidiger wird immer verzweifelter. Stundenlang schlagen aberhunderte von Granaten in deren Stellungen ein.

Ein Einjährigfreiwilliger Zugsführer wurde von einer Granate verschüttet. Flehentlich bat er seine Kameraden, sie mögen ihn vor dem „lebendig begraben werden” bewahren. Alle, die den Kameraden zu retten versuchten, wurden durch neue Explosionen zu Boden geworfen**.

Aber auch die Lage der italienischen Angreifer ist ungünstig: Bereits der Angriffstermin hatte wegen schlechten Wetters immer wieder verschoben werden müssen. Dann explodiert versehentlich eine Mine und tötete 230 Soldaten.

Vergebens

Schließlich bleiben alle Durchbruchsversuche vergebens.

Der österreichische Gegenstoß auf den Monte Ortigara erfolgt durch Strumtruppen der k.k. Kaiserschützen am 25. Juni und ist erfolgreich.

Trotz massiver Gegenangriffe bleibt die Stellung von nun an in der Hand der Verteidiger.

Trient. Feldjäger-Bataillon nach den schweren Kämpfen bei Ortigara. | K.u.k. Kriegspressequartier, Lichtbildstelle – Wien Europeana PD

Am Ende der Schlacht sind beide Seiten erschöpft, die Italiener müssen allerdings mit rund 25.000 Soldaten ein Vielfaches an Toten, Gefangenen und Vermissten beklagen.


  • * Wißhaupt Ernst, Die Tiroler Kaiserjäger im Weltkriege 1914 – 1918. Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (1936). S.241.
  • ** Ebenda: S. 242.

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