von red 21.02.2017 08:25 Uhr

Gerstgrasser: „Wir haben Fehler gemacht, die wir bereuen“

Ian Gerstgrasser ist einer jener Naturnser, der im Januar dieses Jahres in Thailand wegen angeblicher Fahnen-Schändung verhaftet wurde. Nun hat er erstmals eine Stellungnahme veröffentlicht, in denen er seine Sicht der Dinge darlegen möchte.

Ian Gerstgrasser und Tobias Gamper mit den Klamotten aus der Tatnacht

Wie Gerstgrasser in seiner Stellungnahme bestätigt, seien die beiden jugendlichen Südtiroler kurz vor ihrer Tat in einem Nachtlokal in der thailändischen Stadt Krabi unterwegs gewesen.

In der Diskothek, die hauptsächlich von Einheimischen besucht war, sei es plötzlich zu einem Missverständnis zwischen seinem Begleiter Tobias Gamper und einem thailändischen Diskobesucher gekommen. Fäuste flogen, die auch Gerstgrasser zu spüren kam. Darauf hätten beide Südtiroler zusammen mit dem Thailänder das Lokal verlassen, um das Problem friedlich aus der Welt zu schaffen.

Leider kam es nicht dazu. Der Mann ignorierte uns und ging wieder in die Disco zurück. Uns hingegen wurde der erneute Zugang zur Disco durch den Türsteher verwehrt.

Jugendliche fühlten sich schlecht behandelt

Trotz mehrmaliger Versuche und der Bitte um Erklärung bei den Türstehern, sei den Südtirolern von keiner Seite mehr eine Beachtung geschenkt worden. Weil Gerstgrasser und Gamper dieses Missverständnis nicht einfach so hinnehmen wollten, hätten sie die Ordnungshüter gerufen.

Im Eifer des Gefechts sei Gerstgrasser dann auch noch mit voller Wucht auf seine linken Schulter gestürzt. Vor etwa drei Monaten hatte er sich genau an jener Stelle, eine schwere Luxuation zugezogen, die er durch tägliches Training therapieren musste. Schließlich habe sich die Schulter durch den Sturz erneut ausgerenkt, berichtet Gerstgrasser.

Dabei schildert er seine ersten Erfahrungen mit der thailändischen Polizei in jener Nacht:

Während ich unter starken Schmerzen in die lachenden Gesichter der Polizisten sah und mir die Schulter wieder selber repositionierte, war auch Tobias wieder neben mir, und wir wurden auf die Polizeistation gebracht. Dort wurden wir weiterhin ignoriert, bis die Beamten uns in sehr brüchigem Englisch zu verstehen gaben, dass sie uns zum Hotel bringen würden. Infolgedessen verließen wir in einer Nebenstraße unserer Unterkunft, völlig unverrichteter Dinge, das Polizeiauto.

Enttäuschung, Wut, Schmerz und Zorn

Enttäuschung, Wut, Schmerz und Zorn seien schließlich jene Gefühle gewesen, welche die Naturnser an genau jenem Abend fühlten. Verstärkt durch den übermäßigen Alkoholkonsum hätten sie den gesamten Abend schließlich als eine einzige Ungerechtigkeit empfunden.

In beschriebener Verfassung kamen uns diese herunterhängenden Fahnen gerade recht, ohne nachzudenken und ohne darauf zu achten, um welche es sich handelte, ließen wir unseren angestauten Frust an ihnen aus.

Den Tag darauf hätten sich die beiden Jugendlichen sehr über ihr Verhalten in der vergangenen Nacht geschämt und wollten alles schnellstmöglich wieder vergessen. Doch als Ian Gerstgrasser und Tobias Gamper ihr törichtes Verhalten wieder beiseite schieben wollten, sollte sie die vergangen Nacht schneller einholen, als ihnen lieb war. Der Rest der Geschichte ist durch die Berichterstattung hinlänglich bekannt.

Gerstgrasser: „Wir möchten uns bei allen entschuldigen“

Die Jugendlichen wurden durch Videoaufnahmen ihres nächtlichen Fahnenvandalismus landesweit gesucht und von der Polizei kurz darauf verhaftet. Vor Kameras mussten sich die Südtiroler zudem in aller Öffentlichkeit bei den Thailändern für die Schändung ihrer Nationalfahne entschuldigen (UT24 berichtete).

In besagtem Video ist Gerstgrasser auch ein Satz über die Lippen gekommen, der von der italienischen Rechten politisch instrumentalisiert wurde. Der Naturnser unterstreicht in seiner Stellungnahme deshalb auch, dass die Aussage „über die Fahne in unserem Land“ nicht so gemeint gewesen sei. In Anbetracht der unendlichen Nervosität, des Schockzustandes und der heillosen Angst, die Freiheit zu verlieren, seien beide Südtiroler, ohne die Möglichkeit sich darauf vorzubereiten, nicht in der Lage gewesen, sich in einer fremden Sprache verständlicher auszudrücken.

Nur durch das starke Engament aus Südtirol sei es schließlich gelungen, die Naturnser aus Thailand auszuweisen, um sie so vor einer drohenden Haft in Thailand zu bewahren. Abschließend meint Gerstgrasser zu seinen Erlebnissen rund um die Geschehnisse:

In Thailand, wie auch zu Hause, gab es Menschen, die neben den offiziellen Interventionen, auch im Hintergrund für uns da waren. All diesen gilt unser größter Dank. In diesem Sinne möchten wir uns auch bei allen entschuldigen, die zu Hause um uns gebangt haben, allen voran bei unseren Familien und Freunden. Wir haben Fehler gemacht, die wir sehr bereuen und aus denen wir sehr viel gelernt haben.

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