Ein Blog von

Georg Dekas

05.08.2019

Verspätete Glückwünsche

Am ersten August eines jeden Jahres feiern die Eidgenossen ihren Geburtstag. Der 1. August ist Schweizer Nationalfeiertag. Vom Stammschloss Tirol aus ist die Schweizer Grenze nur ein paar dutzende Kilometer entfernt. Und dennoch ist es so, als ob die Eidgenössische Konföderation auf einem anderen Planeten stehen würde. Umso freundschaftlicher schicken wir unseren Schwyzer Nachbarn ab Müstair die allerbesten (wenn auch verspäteten) Glückwünsche zum Geburtstag.

APA

Wir Tiroler sind in Vielem der Schweiz ähnlich. Das gilt insbesondere für das mehrsprachige Südtirol. Aber etwas haben uns die Schweizer voraus, und darauf sind wir abgrundtief neidisch: Ihre Freiheit, ihre Selbstverwaltung von unten nach oben, ihren Bundesgedanken, der das Kleine ehrt – der die politischen Kräfte aus eigenem Antrieb zum Größeren verbindet und nicht, weil eine ferne Hauptstadt es diktiert.

Die Schweiz lehrt uns, dass Demokratie und Rechtsstaat nur in sicheren Grenzen und nur zwischen Gleichen wirklich gut funktionieren. Dass der Respekt vor anderen Sprachen, Regionen und Religionen gleichbedeutend ist mit einer klaren räumlichen Abgrenzung und einer gelebten Selbstbestimmung, die eigene Verantwortung nicht abschiebt, aber immer weiß, dass jeder auf die Solidarität des Nachbarn angewiesen ist. Die Schweiz, von Natur aus und ursprünglich ein armes Gebirgsland ähnlich wie Tirol, ist durch diese wehrhafte Selbstbehauptung und durch die tätige Mitregierung des Volkes in überschaubaren Heimaten zu einem wohlhabenden Musterland im Herzen Europas geworden.

Die langlebige und glückliche Eidgenossenschaft ist der lebende Beweis dafür, dass politische Großgebilde wenig taugen. Ob Imperium Romanum, Kaiserreich oder Europäische Union: In diesen werden zwar große Reichtümer in vergleichsweise wenigen Händen angehäuft – und auch die Habenichtse mit dem Stimmzettel in der Hand müssen irgendwie zufriedengestellt werden – aber der bürgerliche Mittelstand als Triebkraft und die Einzelvölker als Kern des Gemeinwesens kommen so lange unter die Räder, bis sie innerlich aufgeben. Dann fällt das als schier unbesiegbar geltende Großgebilde von einem Tag auf den nächsten in sich zusammen.

Und während wir auf dieser Seite der Berge, in der EU, der Kopie eines Kaiserreiches, mit unguten Vorahnungen in eine ungewisse Zukunft blicken, erneuern unsere allen politischen Moden abholden Nachbarn seit Anfang August des Jahres 1291 ihren Bund der Freiheit, ihren Bund gegen jegliche Tyrannei.

Glückwunsch! Möge der Funke doch bitte irgendwann über den Pas del Fuorn und dem Rhein zu uns herüberspringen!

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