Siegfried Unterkircher

04.03.2018

Guter Vater Jupp

Fußballtrainer im Allgemeinen und Startrainer im Besonderen, müssen weit mehr sein, als nur strebsame Fußballlehrer und gewiefte Taktiker.

APA (dpa)

Wenn sie auch ein Herz haben, steigen sie schnell zur väterlichen Figur auf, mit der Aufgabe, den „Unternehmern in kurzen Hosen“ den richtigen Weg zu zeigen, sportlich, menschlich und auch ganz privat.

Und da sind noch die Medien, welche ebenfalls mit Hingabe bedient werden möchten und dass möglichst vom Vater selbst – denn allein er weiß Bescheid, wie es um seine Kinder wirklich steht; seine Worte haben Gewicht.
Vor allem legen sie so viel liebevoll zelebrierte herzzerreißende Menschlichkeit an den Tag. Trainer sind die gefragtesten Moderatoren ihrer Mannschaft, nach innen und nach außen, weil das Aufmucken der Stars und die Wehwehchen an der Tagesordnung sind.

Es geht irgendwann Schlag auf Schlag: der eine beschwert sich, dass er nicht von Beginn an spielen durfte, der andere will ebenfalls mehr spielen. Mitunter gibt es zu schlichtenden und in der Öffentlichkeit verniedlicht zu moderierenden Zoff zwischen den Spielern und ihren immer wieder ausartenden Egotrips.

Und da gibt es auch jene Dribbler, die dem nahenden Triple verbal schon vorzeitig davon zu drippeln in Erwägung ziehen. Wenn es sich dabei um Schlüsselspieler handelt, dann ist es so ganz einfach nicht mehr – die väterliche Rolle und souveräne Ruhe müssen dann gewichtig werden, gewichtiger als der betörende Geruch von Ruhm und Geld.

Vater Heynckes hat zu viel Erfahrung, als dass er sich von solcherart Reibungen beeindrucken ließe. Er glaubt an den Ertrag des Widerstands und findet das überhaupt nicht so schlimm – das hat es immer gegeben, wichtig wäre allein, dass sein Luxuskader gut trainiere.

Dass es ein gutes Training wird, dazu trägt er selbst bei; Papi ist äußerst aktiv, fordert, fördert, führt reihenweise Gespräche unter Männern; herzliche Dialoge eben, zwischen Vater und Söhnen. Er hat es ja leicht mit dem Vorleben, der ehemalige Weltklasse-Stürmer.

Welche Variante des väterlichen Rates soll aber wirken, wenn ein spanischer Spitzenclub anklopft und sich eines seiner Kinder einfach so mitnehmen möchte? Da hilft wie so oft in diesem Geschäft, und im Leben, weniger das Bitten und Betteln, sondern vielmehr das Spielen des coolen Max.

Auch damit tut sich Vater Jupp offensichtlich leicht. Für ihn gibt es nämlich keinen anderen Klub, als eben den seinigen – wer in diesem spielt, habe schon den Gipfel erreicht – allein sein Klub ist was Besonderes.
Gleichzeitig stellt er aber auch die Rute unmissverständlich ins Fenster und fordert volle Konzentration, um die beste Leistung abrufen zu können. Ein guter Vater wechselt eben ständig zwischen Zuckerbrot und Peitsche, damit das Werk auch gelingen kann.

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