Dr Igl

Glosse

15.09.2019

„Dio Cane“

Sprache kann heben oder gemein machen. Früher war das Sich Abheben vom Gemeinen, Gewöhnlichen ein nie in Frage gestelltes Bestreben. Heute scheint alles in die Gegenrichtung zu gehen.

 

Allerweltswörter wie Okay bestücken jeden zweiten Satz auf dem Globus. Scheiße und Fuck gehören zum guten Ton. Dass bei „Noproblem” alles in Butter ist, versteht alle Welt, alles in Butter nur die Deutschen aller Länder. Anstatt daraus ein Alleinstehungsmerkmal zu machen, das von der Masse abhebt, wird die eigene Sprache auf den niedrigsten Allerweltsstand eingeschliffen.

Wer nun meint, das sei halt so, und man hätte dringendere Angelegenheiten, dem sei widersprochen. Sprache ist Wert. Sprache ist Ausweis. Ein kultureller, aber auch ein politischer. Sprache sagt, wieviel wir uns selbst wert sind, und welches Verhältnis wir zur Gesellschaft pflegen wollen. Wer sich gemein machen will, spricht gemein. Wer Selbstachtung pflegt und die Hochachtung der Geachteten gewinnen will, kauft seine Worte nicht im Billigmarkt.

Das beste Gegenbeispiel dazu aus unseren Tagen sind die erfolgreichen italienischen Rechtspopulisten. Sie tönen sie in der Vulgärsprache und ernten massenweise Vulgärstimmen. Was sie damit erreichen, ist eine allgemeine Entwertung – nicht nur der Worte, auch der Gefühle und Dinge.

Nun ist aber deren Gegenseite nicht besser. Denn auf der Gegenseite stehen Scharen von Advokaten, die gezielt die eigenen und die engsten materiellen Interessen ihrer Klienten verfolgen, auch und gerade in der politischen Arena. Zum Ideal eines Anwaltes gehört es, Recht, Unschuld, Billigkeit und Gemeinwohl zum Maßstab des Handelns zu machen. Das gehört bei den meisten nur mehr zum äußeren Schein. Das rächt sich, weil hohe und schöne Worte zu betrügerischen Hülsen werden, die von bodenständigen Leuten zu Recht misstrauisch beäugt und im Zweifelsfall als zweckdienliche Leimruten (Vogelfallen) erkannt werden.

Da ist eine derbe und offene Redeweise aus dem Volk ein nicht zu verachtendes Gegenmittel. Zu beachten ist nur, dass daraus keine Gewohnheit werden darf. So wie das Fluchen der Südtiroler Bauern und Arbeiter, das die Ebene des „Kraftwortes“ längst unterschreitet. Ein „Dio Cane“ ist so häufig und volkstümlich real wie unentschuldbar gemein und niederträchtig.

Also, sprecht kraftvoll und wahr, aber nie unter Eurer eigenen Würde. Legt mehr Wert auf Euch, legt mehr Wert auf die Sache. Hebt Euch ab vom allzu Gewöhnlichen, das, gedankenlos gesprochen, schnell zum Bösen wird.

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