Ein Blog von

Georg Dekas

10.08.2019

Auf die Gesundheit! – Ein politischer Kommentar

Öffentlichkeitstechnisch hat es der Gesundheitslandesrat Thomas Widmann (SVP) genau richtig gemacht. Amt antreten, nicht vorlaut sein und erst dann, wenn die Strategie klar und das Team eingeschworen ist, mit einem Schlag die guten Nachrichten ins Schaufenster stellen.

Landesrat Thomas Widmann mit den Führungskräften des Gesundheitsressorts, des Sanitätsbetriebs und des Krankenhaus Schlanders nach der heutigen Pressekonferenz - Foto: LPA

Das war gestern und heute (9. und 10. August 2019) der Fall. Der Mann hat aus den Fehlern der Vorgänger gelernt. Und das betrifft nicht nur das Timing und die Taktik. Endlich stehen jene Dinge groß in der Zeitung, die das Volk, aber auch weitsichtige Fachleute immer schon hören wollten – nicht als Lippenbekenntnis, sondern als Plan: Aufwertung der Talschaftskrankenhäuser, operative Eingriffe in das (politisch) kranke Bozner Mastodonten-Spital, Partnerschaft statt Feindschaft mit der Medizin außerhalb des öffentlich-rechtlichen Monopolbetriebes.

Auf den Bezirksseiten der Tageszeitungen Hochpustertal, Vinschgau und Wipptal prangen jetzt die Fotos der Führungsleute aus Zentrale und Bezirk, alle schön versammelt in der Gruppe, es sind gelöst lachende Gesichter in sommerlicher Sonne und freier Luft vor „ihrem“ Krankenhaus. Die Schlagzeilen: Stärken, Aufwerten, Einstellen. Irgendwo mitten drin im jeweiligen Bild ein freundlicher, aber bedächtig bis ernst dreinschauender Landesrat. Die Pose sitzt. Denn der vielerprobte Parteimann schickt sich an, mit einer glatten Kehrtwende in der Gesundheitspolitik eine Reihe von schwerwiegenden Fehlern wiedergutzumachen, die bei den Landtagswahlen im Oktober 2018 massenhaft Stimmen von der Kompatscher-Partei zur Köllensperger-Partei gespült hatten. 

Jahrelang hat es der Sanitätskoloss aus Kleinmut verabsäumt, seine Stärken und Tugenden zu propagieren. Hat zugelassen, dass Lobbyisten und Kritiker den Zeitungen die Themen diktieren. Die politische Führung hatte über Jahre hinweg falsche Erwartungen geweckt. Dass man in der Sanität durch Zusammenlegung sparen könne. Den Privaten wurde der Garaus gemacht aus Angst vor einer „Zwei-Klassen-Medizin“. Dabei hatte man die längst schon im Haus. Denn bei Wartezeiten von 100 Tagen und mehr geht es schneller nur noch mit „Vitamin B“: Das ist die schlimmste, weil schleichende Zwei-Klassen-Medizin überhaupt. Gar nicht zu reden von dem Ei, der „Intramoenia“, das die Chauvi-Gewerkschaften gelegt hatten, wo beamtete Ärzte im öffentlichen Krankenhaus privat ordinieren dürfen. Ein typisch italienisches Casino. Nur halbherzige Gegenwehr statt ganz oder gar nicht.

Als 2015 schließlich die (neu bestellte) politische Führung des Südtiroler Gesundheitswesens von sich aus ruft: „Die kleinen Geburtenstationen sind in Gefahr“, da ist der Ski ab. Krisen schüren statt Zuversicht bereiten. Am Land die Lichter ausmachen statt den Wasserkopf drainieren. Auf Rom hören statt auf die Leute. Es ging letztlich gar nicht um sicheres Gebären, das kann und man sachlich und ohne Trara regeln. Nein, das Rufsignal der damaligen Verwaltung wurde – vor dem Hintergrund der angestrebten Sparpolitik – als Kriegserklärung an den ländlichen Raum verstanden. Dabei gibt kaum eine vortrefflichere Infrastruktur zur Stärkung des ländlichen Raums als ein Krankenhaus – und sicher keine kostengünstigere für gleichwertige Wirkung auf Beschäftigung und Lebensqualität. Und wenn sich der römische Hochadel rühmt, in Innichen das Licht der Welt erblickt zu haben, dann konnte die Geburtenabteilung im hintersten Herrgottswinkel unseres gelobten Landes auch nicht ganz verkehrt gewesen sein.

Aber so, wie Leute nur parieren, wenn es im Geldbeutel weh tut, so kapieren auch Parteien nur, wenn ihnen die Wahlstimmen abhanden kommen. Insofern stehen ab heute die Zeichen nicht nur auf bloße Hoffnung, dass sich etwas in der Gesundheitspolitik echt etwas ändert. Denn für die Regierungspartei SVP geht es um nichts weniger als um das An-der-Macht-Bleiben.

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