von apa 20.04.2017 13:55 Uhr

Kuno-Mayer-Sammlung als “Dem Himmel nahe” im Stift Admont

Eine großzügige Schenkung macht die Kunstsammlungen des obersteirischen Benediktinerstifts Admont um eine gewichtige Facette reicher: Der in Vorarlberg lebende Gotik-Spezialist Kuno Mayer hat den Großteil seiner Sammlung dem Stift als Schenkung und Dauerleihgabe überlassen. Ab dem 1. Mai ist diese unter dem Titel “Dem Himmel nahe” in der Säulenhalle zu sehen.

APA (ARCHIV STIFT ADMONT)

Es sind hauptsächlich Skulpturen und Tafelbilder, die auf rund 400 Quadratmetern im neu gestalteten, ehemaligen barocken Pferdestall des Stifts am Eingang zum Gesäuse präsentiert werden. Die an die 500 Jahre alten Kunstwerke wurden über mehr als vier Jahrzehnte vom Antiquitätenhändler gesammelt. Mayer (geb. 1941 in Götzis) ist ganz nebenbei auch jener Mann, der zu Lebzeiten von Rudolf Leopold dessen Gotik-Sammlung zum größten Teil aufgebaut hat.

85 Einzelobjekte hat der gelernte Textil- und Bekleidungstechniker, der seit den 1980er-Jahren einen Antiquitätenhandel in Bregenz führte, für die Präsentation in Admont ausgewählt. Gezeigt werden sie nun in der auf seine Anregung hin in nobles hellgrau getauchten Säulenhalle. Zu sehen sind Kunstwerke, die die Passion Christi und das Marienleben vergegenwärtigen und ausgewählte Heilige präsentieren.

Es sind vor allem Werke der Spätgotik mit der charakteristischen Formensprache des sogenannten “weichen Stils” mit seinen harmonisch in sich ausgewogenen Formen, sanft ondulierenden Faltenwürfen und den gefühlvollen Gesichtern und vergeistigten Blicken. Viele der Werke waren bereits in wichtigen Gotik-Ausstellungen zu sehen, niemals aber in der Fülle, die der Sammler und zugleich Kurator der Ausstellung nun in Admont vereint hat.

Vom Salzburger Meister von Seeon sind sowohl ein “Heiliger Leonhard” (um 1430) als auch ein “Heiliger Thomas” ausgestellt. Eine “Maria im Ährenkleid” um 1500, die dem Meister von Kefermarkt zugeschrieben wird, hat Mayer für Admont ebenso ausgewählt wie ein Hochrelief zur “Taufe Christi”, das dem um 1500 im Südtiroler Brixen ansässigen Hans Klocker zugeschrieben wird. Aus der Ulmer Werkstätte des Nikolaus Weckmann stammt die berührende, rund einen Meter große “Heilige Katharina von Alexandria”. Mit dem “Heiligen Laurentius” des Michael Erhart ist laut Mayer ein zentrales Werk der schwäbischen Skulptur der Spätgotik zu sehen. Das älteste Stück ist ein romanisches Taufbecken, “eine kunsthistorisch absolute Rarität”, wie der Sammler beim Rundgang am Donnerstag erläuterte. Audioguides und kurze Ausstellungstexte erleichtern es dem Besucher, in die Bildwelt der Spätgotik einzutauchen, akustisch wird der Ausstellungsbesucher von Musik aus dem Mittelalter bis zur Renaissance begleitet.

“Die Kunstwerke fügen sich bestens in das über Jahrhunderte gewachsene heutige ‘Universum’ des 1074 gegründeten Stiftes Admont ein und füllen die Lücken, die einerseits der große Stiftsbrand von 1865 und andererseits die Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre geschlagen hat, als sich das Kloster von vielen bedeutenden Kunstwerken trennen musste”, hob Michael Braunsteiner, künstlerischer Leiter des Admonter Museums hervor. Er habe lange Zeit österreichweit sondiert, wem er seine Sammlung überlassen wolle, Admont habe er viele Male anonym besucht, so Mayer. Ihm sei es wichtig gewesen, dass die Kunstwerke, die Jahrhunderte überdauert haben, für die Mitmenschen und nächste Generationen erhalten bleiben. “Es soll kein Mausoleum in meinem Namen werden. Ich will ein lebendiges Gebilde, es müssen Impulse gesetzt werden, nach innen und außen”, schilderte der Sammler im Gespräch mit der APA seine Bedingungen für die Schenkung. Das Stift sei in dieser Hinsicht “auf dem besten Weg”: Erst kürzlich hat es die Gotiksammlung um zwei aus dem Ausland angekaufte Figuren erweitert.

Das Stift Admont beherbergt die größte Klosterbibliothek der Welt – mit rund 70.000 Bänden und an die 160.000 Druckwerken insgesamt – und hat auch darüber hinaus Sammlungen zu bieten: Etwa das “Naturhistorische Museum” mit seiner Raritätenschau aus dem Bereich der Fauna, Flora und Mineralien aus dem zu Ende gehenden 19. Jahrhundert oder das “Kunsthistorische Museum” mit bedeutenden Exponaten von der Romanik bis zum Barock und Objekten aus der kirchlichen Schatzkammer, sowie eine über 20 Jahre aufgebaute Sammlung der Gegenwartskunst.

( S E R V I C E – )

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