von fe 11.01.2017 12:57 Uhr

Kunstmuseum St. Gallen zeigt Glanzlichter der Sammlung

Mit dem Auszug des Naturmuseums verdoppelt sich die Ausstellungsfläche des Kunstmuseums St. Gallen. Endlich können die Glanzlichter der umfangreichen Sammlung in einer Dauerausstellung präsentiert werden. Kurator Matthias Wohlgemuth gewährt einen Einblick in die Schatzkammer des Museums.

St. Gallen

Das Kunstmuseum St. Gallen hat zwar eine große Sammlung, konnte diese aber bisher wegen Platzproblemen nur in befristeten thematischen Ausstellungen zeigen. Nach dem Umzug des Naturmuseums erhält das Kunstmuseum zwar mehr Platz, allerdings sind noch keine Gelder für den Umbau der Räume bewilligt. Im Parterre wird ab dem 21. Jänner ein Teil der Sammlung unter dem Titel “Endlich!” dauerhaft ausgestellt. “Das St. Galler Altmeisterwunder” war im Herbst 2015 der vielsagende Titel einer Ausstellung im Kunstmuseum St. Gallen. Erstmals gewährte das Museum umfassend Einblick in seine Bestände aus Spätgotik, Renaissance und Barock.

“In den vergangenen 20 Jahren ist die Sammlung altmeisterlicher Bilder dank großzügiger Donatorinnen und Donatoren, Stiftungen und dem Kunstverein zu einem Schatz angewachsen”, sagt Matthias Wohlgemuth, seit 1995 Kurator am Kunstmuseum St. Gallen. Der Bestand an musealen Werken Alter Meister ist von einer Handvoll Bilder zu einer veritablen Abteilung mit rund 100 Werken angewachsen.

Bisher schlummerten die Werke meist im Depot. Druckgrafiken und Zeichnungen deutscher und niederländischer Meister wie Martin Schongauer, Albrecht Dürer, Pieter Bruegel oder Rembrandt, seltene Bildtafeln von Bartholomäus Bruyn und Herri met de Bles oder eine bedeutende Werkgruppe aus dem Goldenen Zeitalter der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts mit David Teniers, Salomon van Ruysdael und Willem van de Velde: All diese hochkarätigen Werke sind in der unterirdischen Schatzkammer dicht an dicht aufgereiht.

Matthias Wohlgemuth, Kunsthistoriker mit Spezialgebiet Alte Meister und Sohn einer Holländerin, blickt etwas neidisch auf seine zweite Heimat: “In Holland identifiziert sich die Bevölkerung mit ihrer historischen Kunst. In der Schweiz gibt es dagegen wenig Verbundenheit mit den älteren Künstlern des Landes.” Ein Museum sei das visuelle Gedächtnis einer Region. Wohlgemuth zeigt im Depot auf eine Figurengruppe mit der Marienkrönung. Der Konstanzer Bildhauer Heinrich Iselin schuf die drei etwa einen Meter großen Skulpturen um 1500 für das Kloster Eschenbach, das damals zum Bistum Konstanz gehörte.

Die Figuren seien zwar nicht makellos, aber die ursprüngliche Bemalung sei hervorragend erhalten, so Wohlgemuth. Die Figuren lagerten in einem Bauernhof, bevor sie von einem Händler in einer Luzerner Galerie entdeckt wurden. Die Skulpturengruppe ist eine Schenkung. Das Budget des Kunstmuseums St. Gallen für den Ankauf von neuen Werken lag bisher bei 60.000 Franken (rund 56.000 Euro) pro Jahr. “Ohne unsere Mäzene und ihre großzügigen Schenkungen könnten wir keine solchen Schätze zeigen”, sagt Wohlgemuth.

Roland Wäspe, Direktor des Kunstmuseums St. Gallen, habe einen guten Umgang mit Sammlerinnen und Sammlern, die in den vergangenen 15 Jahren für das Haus gewonnen werden konnten. Und so habe in St. Gallen eine der bedeutendsten Altmeistersammlungen von internationalem Rang der Schweiz entstehen können. In jüngster Zeit seien vor allem Gemälde von italienischen Malern zur Sammlung hinzugekommen. Italien habe die Ausfuhrbestimmungen gelockert, erklärt der Kurator: “In England ist es fast nicht mehr möglich, Werke aus Privatbesitz zu kaufen, und bei den Auktionen bieten dann alle auf dieselben Objekte.”

Ein Glanzlicht der Sammlung darf nicht unerwähnt bleiben: Monets “Palazzo Contarini, Venedig”. Das Bild, das die Ernst Schürpf-Stiftung dem Kunstmuseum schenkte, ist als Hauptwerk des französischen Malers international sehr begehrt für Wechselausstellungen. Das Werk wurde daher für wichtige Präsentationen in Kunstmuseen in Boston und New York oder in der Fondation Beyeler in Riehen ausgeliehen. In der Ausstellung “Endlich! Glanzlichter der Sammlung” dürfe der weltberühmte Monet natürlich nicht fehlen, verspricht Wohlgemuth.

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