von apa 30.11.2016 20:10 Uhr

Offenbar Tank-Zwischenstopp vor Unglücksflug ausgelassen

Nach dem Flugzeugunglück in Kolumbien mit 71 Toten verdichten sich Hinweise auf Treibstoffmangel als Absturzursache. Kolumbianische Medien veröffentlichten am Mittwoch den Mitschnitt eines Funkspruchs, mit dem der Unglückspilot den Kontrollturm am Flughafen alarmierte. “Flug Lamia 2933 hat Totalversagen, totales elektronisches Versagen, kein Treibstoff”, sagte demnach Pilot Miguel Quiroga.

APA (AFP)

Bereits zuvor habe der Pilot den Kontrollturm darum gebeten, wegen “Treibstoffproblemen” bei der Erteilung der Landegenehmigung bevorzugt zu werden, geht aus dem Mitschnitt weiter hervor. Eingangs des Funkverkehrs bat die Lotsin den Piloten, wegen einer anderen Maschine im Landeanflug noch sieben Minuten zu warten. “Ich habe eine Maschine unter Ihnen im Anflug… Wie viel Zeit können Sie in Ihrem Anflug bleiben, Lima-Mike-India?”, fragte die Fluglotsin.

“Wir haben einen Treibstoff-Notfall”, antwortete der Pilot laut Mitschnitt. Nur kurz schickte der Kapitän drängend hinterher: “Ich bitte um sofortige Landeerlaubnis Lima-Mike-India.” Darauf folgte der alarmierende Funkspruch: “Flug Lamia 2933 hat Totalversagen, totales elektronisches Versagen, kein Treibstoff”.

Als Antwort erhielt er, dass die Landebahn “frei” sei sowie die Warnung vor Nässe auf der Piste wegen Regens. “Feuerwehr alarmiert.” Dann folget noch ein kurzer Wortwechsel, in dem der Pilot nach Koordinaten für die Landung fragte und seine Flughöhe durchgab – in diesem Moment noch rund 2.700 Meter. Dann brach der Funkkontakt ab.

Bolivianische Medien hatten zuvor unter Berufung auf den Vertreter der Fluggesellschaft Lamia, Gustavo Vargas, berichtet, das Flugzeug hätte zwischen dem Start im bolivianischen Santa Cruz und der Landung im kolumbianischen Medellin noch einmal in Bogota zwischenlanden und tanken müssen. Der Pilot sei aber der Meinung gewesen, dass der Treibstoff reiche.

Die Blackbox mit Flugdatenschreiber und Stimmrekorder sei in “perfektem Zustand”, sagte der Chef der Luftfahrtbehörde, Alfredo Bocanegra. Es könne aber mindestens sechs Monate dauern, bis es gesicherte Erkenntnisse über die Absturzursache gebe.

Die Chartermaschine vom Typ British Aerospace 146 war in der Nacht auf Dienstag in den Bergen im Nordwesten Kolumbiens abgestürzt. An Bord der Maschine war fast die gesamte Mannschaft des brasilianischen Fußball-Erstligisten Chapecoense. Die Sportler waren auf dem Weg zum Hinspiel des Finales um den Südamerika-Cup gegen den kolumbianischen Rivalen Atletico Nacional. Nur sechs Menschen überlebten das Unglück, darunter drei brasilianische Fußballspieler.

Die bolivianische Regierung entzog der Fluggesellschaft LaMia nach dem Absturz in Kolumbien die Lizenz. Das teilte der zuständige Minister Milton Claros am Donnerstag in einer Pressekonferenz in La Paz mit. Zudem werde geprüft, warum der Charterfluggesellschaft überhaupt die Lizenz erteilt worden sei. Zudem wurde die Spitze der nationalen Luftfahrtbehörde entlassen. “Wir haben die Entscheidung getroffen, dass wir eine lückenlose, Untersuchung einleiten, auf die die Führungskräfte keinen Einfluss nehmen sollen”, sagte Minister Claros zur Begründung.

In der 200.000 Einwohner zählenden Stadt Chapeco versammelten sich am Mittwochabend (Ortszeit) Zehntausende Fans im Stadion des Clubs Chapecoense Real, gleichzeitig fand eine Trauerfeier im Stadion von Atletico Nacional statt. Zur selben Stunde hätte am Mittwochabend das Hinspiel des Finales stattgefunden. Wo eigentlich ausgelassenes Public Viewing stattfinden sollte, flossen nun Tränen. Beide Sportstätten waren bis auf den letzten Platz mit weiß gekleideten Trauernden gefüllt.

“Chapeco ist keine große Stadt”, sagte Lehrerin Aline Fonseca. Die Spieler seien bekannte Gesichter gewesen, die auf der Straße zu treffen gewesen seien. “Die Stadt ist am Boden zerstört”, sagte die 21-Jährige. Am Wochenende werden die ersten überführten Toten in Chapeco erwartet.

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