Freiheitliche & Lega Nord? Das Interview

Am gestrigen Donnerstag trat Matteo Salvini im Rainerum in Bozen auf (UT24 berichtete ausführlich). Neben dem Lega-Chef selbst, kamen Carlo Vettori und Maurizio Fugatti zu Wort. Auch die gesamte Führungsriege der Freiheitlichen war in vorderster Reihe mit dabei.
UT24 hat die Gelegenheit genutzt, den Landtagsabgeordneten Pius Leitner zu interviewen:
UT24: Wie bewerten Sie Salvinis Autritt in Bozen?
Pius Leitner:“Salvini ist jemand der die Volksseele sehr gut kennt und der in einfachen Worten die Probleme der Zeit anspricht. Salvini hat es verstanden, in relativ kurzer Zeit eine Menge Leute anzuziehen und ihnen auch die Botschaft mitzugeben, die er gerne mitgibt, nämlich das er in Italien morgen mehr zu sagen hat.
-Er weiß, dass er es alleine nicht schaffen kann-
Er bittet um die Unterstützung der Menschen, weil er weiß, dass er alleine nichts schaffen kann. Die Lega war bereits einmal ein Stück weit und hat Fehler gemacht. Jetzt ist sie auf einem guten Weg um in die Regierungsverantwortung zu kommen. Das hat Salvini auch erklärt“.
UT24: Hat Sie sein Auftritt überzeugt?
Pius Leitner: „Ich habe ihn heute nicht zum ersten Mal gesehen. Der heutige Auftritt war relativ gemäßigt, er hat auch schon härter „zugeschlagen“. Aber er hat es verstanden, wie auch andere Politiker in Europa die der rechten Mitte angehören, dass man nur mit Sprüchen allein sicherlich nichts bewegen kann. Das kann kurze Zeit lang gut gehen, es braucht jedoch auch Inhalte.
-Es braucht Lösungen-
Salvini hat heute die Themen vorgegeben, die überall in Europa aktuell sind. Das sind die Einwanderungspolitik, die Sozialpolitik, die Besteuerung und die Fesseln für die Wirtschaft. Das sind die Schwerpunktthemen die ankommen, wo es aber auch Lösungen braucht, da es nicht funktioniert.“
UT24: Besteht Potenzial für eine zukünftige Zusammenarbeit, vielleicht sogar einer Allianz oder Koalition zwischen Freiheitlichen und Lega Nord?
Pius Leitner: „Wenn wir über Südtirol hinausdenken, und wir dürfen nicht vergessen wir gehören nun einmal zu diesem Staat, dann braucht es immer Partner. Für uns war die Lega immer die einzige Möglichkeit, auch beispielsweise bei Wahlen, in der einen oder anderen Form gemeinsame Sache zu machen.
-Wir waren, wir sind und wir werden Unabhängig bleiben-
Wir waren, wir sind und wir werden Unabhängig bleiben. Das gilt im Zusammenhang mit der FPÖ ebenso wie im Hinblick auf die Lega. Ich habe bei den letzten EU-Wahlen auf einer Lega-Liste kandidiert, wo auch unser Listenzeichen dabei war. Es braucht technische Zusammenarbeit, aber auch inhaltliche. Wir sind sicher keine Partei die Renzi huldigt –wir huldigen niemanden- aber wir suchen Partner. Für uns ist der natürliche Partner innerhalb Italiens sicher die Lega Nord.“
UT24: In Bozen wird im Mai gewählt. Können Sie sich vorstellen, dass die Freiheitlichen mit der Lega eine Koalition eingehen?
Pius Leitner: „Von einer Koalition würde ich nicht sprechen, aber ich würde mir in jedem Fall wünschen, dass es im Vorfeld Gespräche zwischen all jenen gibt, die aus Bozen etwas Besseres machen möchten. Wir haben hier die ethnische Problematik. Was uns in Bozen derzeit fehlt, sind ganz einfach die Kandidaten. So wie Salvini gesagt hat, ihr müsst das vormachen, sage ich dasselbe.
-Es fehlen die Kandidaten-
Wir können in vorderster Reihe Unterstützung geben, wir können motivieren, wir können helfen, aber kandidieren müssen die Leute immer noch selber. Diesen Schritt müssen die Menschen schaffen. Es braucht ein bisschen Mut, aber vor allem die Gewissheit und das Bewusstsein, dass es jeden braucht. Es fällt nichts vom Himmel, sondern man muss selbst anpacken.“
UT24: Eine Zusammenarbeit schließen Sie also nicht aus?
Pius Leitner: „Nein, ganz im Gegenteil. Die Zusammenarbeit wird es mit allen Kräften, die in etwas das gleiche wollen, brauchen. Egal welcher Sprachgruppe man angehört. Eines ist eine gemeinsame Liste, etwas anderes ist die Zusammenarbeit. Man muss einen Schritt nach dem anderen machen.
-Niemand soll die eigene Identität abgeben-
Wenn wir auf einen Freistaat Südtirol mit allen drei Sprachgruppen setzten, kann man von vornherein sowieso niemanden ausschließen. Jeder der ein gemeinsames Ziel hat, muss Partner suchen. Mit der Lega haben wir Gemeinsamkeiten und die muss man bestmöglich nutzen. Niemand soll die eigene Identität deshalb abgeben. Wir Freiheitlichen werden unserer Linie treu bleiben. Viele Punkte haben wir mit der Lega gemeinsam, in einigen werden wir uns morgen vielleicht auch unterscheiden.“






