Margareth Lun

09.12.2021

REPRESSION

Von allen, die den Vorgängerband mit dem Titel „Wie Südtirol 1945/1946 unter das italienische Joch gezwungen wurde“ gelesen haben, hart erwartet, ist nun auch der 2. Band, „Repression − 1946 bis 1961: Die Fortführung der Zwangsherrschaft in Südtirol“ erschienen. Auch diese im Neumarkter Verlag Effekt!Buch herausgegebene, reich bebilderte Publikation besticht nicht nur durch ihre hochwertige Aufmachung, sondern vor allem durch ihren spektakulären Inhalt.

Repression, Helmut Golowitsch

Neue Erkenntnisse, ungeschönte Fakten

Noch nie ist in der Südtiroler Geschichtsschreibung ein Werk herausgekommen, das dermaßen detailliert die große Fülle von beeindruckenden, nicht selten erschütternden Ereignissen der unmittelbaren Nachkriegszeit aufzeigt. Vielen gut informierten Zeithistorikern und den nicht-akademischen Geschichtsforschern war bisher nicht bewusst, welche dramatischen Ereignisse sich hierzulande nach dem Einmarsch der Alliierten, vor allem aber nach der erneuten Machtübernahme durch die offiziellen Vertreter des italienischen Staates in Südtirol zugetragen haben.

Der promovierte Publizist Dr. Helmut Golowitsch hat auch für diesen Band im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck, im Südtiroler Landesarchiv in Bozen, im Österreichischen Staatsarchiv in Wien sowie in privaten Sammlungen minutiös recherchiert und dabei Dinge zutage gefördert, die bisher vollkommen unbekannt waren. Mit glasklaren Analysen zeigt er auf, mit welchen Gesetzen und Maßnahmen die italienische Politik sogar noch in den 40er- bis 60er Jahren Südtirol als faschistisches Bollwerk forcierte, wie wieder gezielt ehemals hochrangige Faschisten in Schlüsselstellen gehievt wurden, welche Rolle das Grenzzonenamt spielte und wie das Instrument der Bodenenteignung eingesetzt wurde.

Sprachlos machen den Leser sicher die Darstellungen, die aufzeigen, dass die deutschen und ladinischen Südtiroler keine Rechtssicherheit hatten und sowohl bei Demütigung als auch in (lebens-)bedrohlichen Situationen auf sich allein gestellt waren. Diese bislang unbekannten Berichte wurden von Pfarrämtern und SVP-Ortsgruppen gesammelt, protokolliert und zum Teil auf abenteuerlichen Wegen über die Berge nach Nordtirol gebracht. Sie schildern unter anderem detailliert, wie es auch in den ersten Jahrzehnten nach Kriegsende zu Plünderungen, Raubüberfällen und sogar Mordtaten durch „Nachkriegspartisanen“ kam. Einen guten Überblick dazu bietet u.a. die im Anhang angebrachte, ausklappbare Karte mit den „Denkwürdigen Ereignissen in Südtirol“.

  • Golowitschs neues Werk behandelt den Zeitraum 1946 bis 1961: Die Fortführung der Zwangsherrschaft in Südtirol

Nicht weniger aufschlussreich ist, wie durch Originalquellen belegt wird, welch zögerliche, ja zum Teil mutlose, ängstliche und unentschlossene Haltung die politische Führung in Südtirol an den Tag legte, während sich der Klerus eindeutig auf die Seite des Volkes stellte.

Auch in bisher bereits von einigen Historikern untersuchten Thematiken, wie etwa die Staatsbürgerschaftsfrage der Rückoptanten, die Ladiner-Frage u.a.m. bietet Golowitsch aufgrund seiner Aktenforschung neue Erkenntnisse.

Helmut Golowitsch ist einer, der genau recherchiert, der es sich zu eigen gemacht hat, der Sache auf den Grund zu gehen, und der nichts Unangenehmes weglässt, sondern auch in seiner Diktion klar Stellung bezieht.

Er hat es nicht nötig, diplomatisch zu schreiben, Rücksichten zu nehmen und irgendwelche Positionen von österreichischer, italienischer oder Südtiroler Politik, von Institutionen und Kirche zu verteidigen. Er verhilft vielmehr jenen zu ihrem Recht, deren Tatsachenberichte aus politischem Kalkül vor Jahrzehnten in irgendwelchen Schubladen verschwunden sind, und sieht es als seine Mission, Licht in zwei Jahrzehnte zu bringen, die, wie er klar beweist, bisher in der Fachliteratur zu wenig untersucht und nur oberflächlich aufgearbeitet wurden.

Helmut Golowitsch, Repression − 1946 bis 1961: Die Fortführung der Zwangsherrschaft in Südtirol, Neumarkt, 2001, 584 Seiten. ISBN: 978-88-97053-83-5, 28,90 €. Erhältlich im guten Buchhandel oder online hier >>>

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  1. Golowitsch
    17.12.2021

    Elsa, oder wie immer Sie heißen: Halten wir uns an die Fakten! Ich war nie ein Mitbegründer der deutschen NPD, sondern war aus Dankbarkeit gegenüber einem Wohltäter meiner Familie in schwerer Zeit in dessen österreichische Partei NDP eingetreten. Das war ein Fehler eines jungen Menschen, der noch keine politische Erfahrung hatte. Ich habe aber diese Partei wieder verlassen, als ich deren politischen Kurs nicht mittragen konnte. Das hat mich eine persönliche Freundschaft gekostet und liegt nun fast ein halbes Jahrhundert zurück. Als ich Mitglied in der Burschenschaft Arminia-Czernowitz wurde, da war deren Altherrenobmann ein evangelischer Priester aus dem altösterreichischen Czernowitz. Er hat noch Gottesdienste gehalten. Das Befürworten einer Amnestie bedeutet ebenso wie eine Begnadigung nach langer Haft keine Billigung der Handlungen der Täter. Zu jenem Zeitpunkt waren die NS-Hauptverbrecher längst in Nürnberg gehenkt und es ging um Leute, die schon seit etwa einem Vierteljahrhundert in Haft waren und denen man das Sterben zu Hause hätte gönnen können. Auch hier kann man natürlich verschiedener Meinung sein.
    An mehrere Vorträge in der AFP kann ich mich gar nicht mehr erinnern, dies liegt schon Jahrzehnte zurück und war auch wohl nicht so wichtig. Sie können aber ihr Wissen über mich noch erweitern, indem Sie „Repression“ Band 1 lesen. Dort finden Sie im Nachwort des Verfassers mehrere von mir verfasste und veröffentlichte Publikationen gegen den Nationalsozialismus und zum Gedenken an dessen Opfer aufgeführt. Bitte sehen Sie sich das an, auch wenn es nicht in ihr Wunschbild passt. Hiermit möchte ich unser Hick-Hack beenden. Es bringt nichts mehr.

  2. Elsa
    16.12.2021

    Halten wir uns an die Fakten. Sie sind einer der Gründer der rechtsextremen NPD, Mitglied der schlagenden Burschenschaft Arminia Czernowitz, die für ihr deutschnational-völkisches Gedankengut bekannt ist und in Linz mit der Identitären Bewegung ein Haus teilt, von welchem die “Reconquista Oberösterreich” ihren Ausgang nehmen soll, Sie sind mehrfach Referent der AFP, die vom österreichischen Verfassungsschutz als das aktivste Sammelbecken der rechtsextremen Szene in Österreich eingestuft wurde. Sie können auch nicht die Unterschrift zur Petition leugnen, die eine Generalamnestie für NS-Verbrechen, angeblich aus humanitären Gründen, forderte.
    Wie Sie anderweitig Ihre Gesinnung erklären, bleibt Ihnen überlassen. Für das Publikum von UT24 wird’s reichen.

  3. Golowitsch
    16.12.2021

    Ich bin 1977 aus der NDP ausgetreten, weil ich deren politischen Kurs nicht mittragen wollte. Als ich von dem „Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes“ in die Nähe nationalsozialistischer Gesinnung gerückt wurde, habe ich gerichtlich geklagt und das „DÖW“ musste in seinem Mitteilungsblatt eine Ehrenerklärung abdrucken, wonach mir keine NS-Gesinnung unterstellt werde. Ich habe in mehreren Buchveröffentlichungen eindeutige Verurteilungen des Nationalsozialismus und meine persönliche Ablehnung dieser Ideologie und anderer totalitärer Systeme ausgesprochen. Das ist auch im jeweiligen Nachwort des Verfassers in beiden Bänden der „Repression“ nachzulesen, sehr ausführlich in Band I. Man muss sich freilich die Mühe machen, dies auch zu lesen.

  4. Elsa
    15.12.2021

    Golowitsch.
    NPD-Gründungsmitglied, Mitglied der schlagenden Burschenschaft Arminia Czernowitz, Referent der rechtsextremen Aktionsgemeinschaft für Politik (AFP) und Unterzeichner einer Petition, die eine Generalamnestie für NS-Verbrechen forderte.
    Tolle Historiker habt ihr da in eurem Südtirol!

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