Kultur

02.04.2021

Vielleicht bleib i heint wieder lei stiahn …

Am heutigen 2. April jährt sich der 100. Geburtstag der bekanntesten, vielleicht der wichtigsten Mundartdichterin Südtirols, Maridl Innerhofer. Eine Würdigung von Albert Innerhofer (Text & Foto).

Maridl Innerhofer, Marlinger Mundartdichterin (c) Albert Innerhofer

2. April 2021 – Maridl Innerhofer zum 100. Geburtstag

Leben und Werdegang der Dichterin

Die weit über Südtirol hinaus bekannte Burggräfler Mundartdichterin Maridl Innerhofer wurde am 2. April 1921 im Schulhaus von Marling geboren. Ihr Vater war der Lehrer Franz Innerhofer (*1884), der, nur drei Wochen nach ihrer Geburt, beim „Bozner Blutsonntag“ (24. April 1921) in Bozen nach einem Trachtenumzug von den Faschisten erschossen wurde. Ihr ganzes Leben lang konnte sie diesen Schmerz nicht überwinden, ihren Vater nur aus Erzählungen zu kennen. Ihre Mutter war Maria Pöder (*1891) aus Tscherms. In dieser für Südtirol schwierigen Zeit besuchte Maridl im Heimatort die Volksschule in italienischer Sprache, dann die Klosterschule bei den “Englischen Fräulein” in Meran, wo sie 1934 die staatliche Mittelschule abschloss. 1934 folgten der Besuch des Technischen Instituts und der Handelsschule in Meran. 1938 arbeitete sie als Sekretärin an der “Hochschule für Obst- und Gartenbau” in Weihenstephan (Bayern). 1940 wurde Maridl Innerhofer an der Brennergrenze ohne Pass festgenommen und aufgrund des Optionsvertrags sofort nach Innsbruck umgesiedelt. Anschließend arbeitete sie bei der “Empfangsstelle zur Umsiedlung Südtiroler Optanten” in Innsbruck. 1944 erfolgten die Eheschließung mit Kurt Wetzel und die Ãœbersiedlung nach Imst. Sie schenkte zwei Söhnen das Leben.
1945 kehrte sie nach Südtirol zurück und absolvierte die Lehrbefähigungsprüfung in Meran. Ab 1946 unterrichtete sie als Grundschullehrerin in Tramin und Marling. Die 1950er Jahre verbrachte sie mit ihrer Familie in Deutschland, anschließend erfolgte die Rückkehr nach Südtirol und Maridl Innerhofer lebte wiederum in Marling und engagierte sich ganz besonders für die Mundart, aber auch für das Chronistenwesen, den Natur-, Heimat- und Denkmalschutz.

Das Werk von Maridl Innerhofer

Bestrebt, immer Neues kennen zu lernen, den Horizont zu erweitern, war sie in der Folge viel auf Reisen. Es kam zu zahlreichen öffentlichen Auftritten als Autorin: Lesungen und Begegnungen bei Mundarttreffen im deutschen Sprachraum, Rundfunksendungen, Artikel in Zeitschriften und Tageszeitungen. Ihre Gedichtbände wuchsen an. „Hennen und Nochtigolln“, „In fimf Minutn zwelfe“, „A Kraut mit tausnd Guldn“, „Mundart im Chorlied“, „…daß die Kirch in Dorf bleip“, „A Hondvoll Minz“, „Muansch du mi?“, „A Liacht in dr Nocht“, „Nochtkastlbiachl“, „Dr kluane Prinz“, „Dr Sidtiroler Strublpeatr“, „Zukunftserinnerungen“, „Marlinger Wegkreuze und Bildstöcke“ sind die bekanntesten Gedichte in Burggräfler Mundart aus der Feder von Maridl Innerhofer. Die Dichterin veröffentlichte auch Gedichte in Hochsprache. Die “Marlinger Messe”, von Maridl Innerhofer getextet, wurde am 8. März 1981 uraufgeführt. Zudem war Maridl Innerhofer seit Beginn der 1990er Jahren die treibende Kraft für die Organisation und Durchführung der länderübergreifenden Innerhofer-Sippe-Treffen.

Auszeichnungen

In Südtirols Kulturszene war Maridl Innerhofer stets ein sehr willkommener Gast! In zahlreichen Lesungen an Schulen, bei Vereinen und Seniorenclubs, sowie bei den Buchvorstellungen begeisterte sie immer wieder die zahlreichen Zuhörer. In Anerkennung für ihre Leistungen erhielt die stets sehr bescheidene Maridl Innerhofer folgende zwei Auszeichnungen: 1988 den Heimatpreis des Kulturwerkes Südtirol,2002 das Ehrenzeichen des Landes Tirol.

Bleibende Erinnerung

Maridl Innerhofer, eine der wichtigsten, vielleicht die wichtigste Mundartdichterin Südtirols, ist am 13. August 2013 für immer heimgekehrt und ruht im Friedhof von Marling. Anlässlich ihres 5. Todesjahres wurden am 11. November 2018 in Marling bei einem ganz besonderen Festakt ein neu errichteter Park und Steig nach Maridl Innerhofer benannt. Ebenfalls an diesem Tag wurde das Buch „I bin durch viele Tirn gongen. Lebenslinien von Maridl Innerhofer“ (Raetia Verlag) erstmals vorgestellt. Es enthält Lebensstationen, Zitate und Gedichte von Maridl Innerhofer, gepaart mit kurzen Forschungsbeiträgen und Erzählungen von Freunden.

I bin durch viele Tirn gongen
offene
zue
ungluahnte
außiwerts
inniwerts
oft aa stiahn gebliebm
zwischn Tir und Ongl
weil i nit gwißt hon
soll i außiwerts
odr inniwerts
giahn.
Vielleicht
bleib i heint wieder
lei stiahn …

[Maridl Innerhofer: Zukunftserinnerungen, S. 9]

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