Südtirol
von fe 19.10.2018 00:01 Uhr

„Sie heimzubringen empfinde ich als meine Aufgabe“

Jasmin Ladurner (24) kandidiert auf der Liste der Südtiroler Volkspartei für den Landtag. Was sie gegen die Abwanderung von Südtirolern ins Ausland unternehmen will, erklärt sie im Interview.

Jasmin Ladurner kandidiert für die Südtiroler Volkspartei

Guten Tag, Jasmin

 

Guten Tag.

Abwanderung ist bei uns in Südtirol ein großes Thema. Besonders durch den steten Mangel an Ärzten wird der Fachkräftemangel deutlich spürbar. Wie viele Südtiroler befinden sich denn zurzeit im Ausland?

 

Zurzeit beläuft sich die Zahl auf rund 46.000 Südtiroler, die ins Ausland ausgewandert sind. Zusätzlich befinden sich 12.546 der Südtiroler in einem Studium, 2/3 davon nicht in der autonomen Provinz Südtirol. Es wird geschätzt, dass ein großer Anteil, knapp ein Drittel, der Studierenden im Ausland bleiben wird.

Wow, das sind beeindruckende Zahlen. Diese wirken sich sicherlich auf unsere Heimat aus?

 

Ja, so ist es. Die Akademikerquote in Südtirol beträgt lediglich 10,6%. Damit liegen wir noch unter dem Durchschnitt in Italien (14,9%), welcher der niedrigste in ganz Europa ist. Diese Zahlen beeinträchtigen ganz klar unsere wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit.
Um dem entgegen zu wirken hat das Land Südtirol beschlossen, dass sollte ein Arbeitgeber einen Arbeitnehmer einstellen, der ein Doktorat in einem naturwissenschaftlichen Bereich und 5 Jahre Auslandaufenthalt vorweisen kann, das Land die Hälfte der Personalkosten übernehmen wird.

Zusätzlich hat Rom beschlossen, dass Italiener, die 5 Jahre Auslandaufenthalt hinter sich haben und nach Italien zurückkehren, 30% Steuererleichterung erhalten. Letztere Regelung wurde jedoch aufgrund der hohen Nachfrage zum Teil zurückgenommen.

Es wurden also bereits Maßnahmen getroffen, um der Abwanderung entgegen zu wirken?

 

Ja, allerdings halte ich diese Maßnahmen für nicht ausreichend. Die Universität Bozen peilt für die Zukunft an, eigens für Südtirol zugeschnittene Studien anzubieten. Ich empfinde das als Schritt in die richtige Richtung, bin aber auch der Meinung, dass die ökonomischen Rahmenbedingungen geändert werden müssen. Das Land Südtirol hat in den letzten Jahren viele Arbeitsstellen für Studierte eingerichtet. Tatsächlich gehen 76,6% von ihnen nach ihrem Abschluss einer Beschäftigung nach. Im Gegensatz zu Italien, wo der Prozentsatz nur 52,5% beträgt.

Und trotzdem wandern viele Südtiroler aus. Was sind die Hauptgründe?

 

Der größte Teil (81%) sagt aus, wegen besserer Karrierechancen ausgewandert zu sein. 77% geben zudem an, nur im Ausland eine passende Arbeitsstelle gefunden zu haben. Ein großes Problem dabei ist die Anerkennung von Studientiteln aus dem Ausland. Insgesamt ein Drittel der im Ausland Studierenden konnten diese nicht erreichen.
Die weltoffene Mentalität von heute tut ihr Übriges.

Welche Maßnahmen würdest du konkret vorschlagen?

 

Einerseits müssen wir dafür sorgen, dass mehr Menschen in Südtirol studieren. Eine Möglichkeit wäre es, die von der Universität angestrebten, auf Südtirol zugeschnittenen, Studiengänge in den “Hauptorten” der Peripherien einzurichten. So gäbe es nicht nur mehr verfügbare Studien, sondern auch mehr Orte, in denen ein solches Studium möglich ist.
Des Weiteren muss die wirtschaftliche Situation unseres Landes für alle (!) verbessert werden. Dazu schlage ich meine Siegeltheorie vor, welche die drei Siegel Fairness-, Kultur- und Familiensiegel beinhaltet.

Außerdem muss die Wohnsituation verbessert werden, indem bei den WoBi-Wohnungen eigens Quoten für heimkehrende Studienabsolventen beschlossen werden.

Zu guter Letzt muss mehr für den peripheren Raum getan werden. Die öffentlichen Verbindungen müssen ausgebaut werden, um einen reibungslosen Arbeitstransit zu gewährleisten.

Wie funktionieren diese drei Siegel?

 

Das Fairness-Siegel erhält ein Betrieb, wenn die Löhne der Arbeiter jährlich der Inflationsrate angepasst werden.

Das Kultur-Siegel wird verliehen, wenn ein bestimmter Prozentsatz der Arbeiter eines Bebtriebes einem Verein angehören.

Das Familien-Siegel bekommt ein Betrieb, wenn eine längere Mutterschaft bzw. Vaterschaft und bessere dazugehörige Lohnkonditionen gewährt werden.

Für jedes dieser Siegel erhält der Betrieb bei Ausschreibungen einen Punktebonus. Sollte ein Betrieb alle drei Siegel vorweisen können, so erhält er das Stabilitätspaket, mit welchem Steuererleichterungen und weitere Bonuspunkte einhergehen.

Eine abschließende Frage: Sie denken also, dass eine Verlagerung von Arbeitsplätzen und Infrastrukturen von der Stadt aufs Land und bessere wirtschaftliche Bedingungen die Abwanderung vermindern wird?

 

Ich vertrete definitiv diese Auffassung. Durch bessere Bedingungen in wirtschaftlicher Hinsicht, unsere gute Lebensqualität und die, vor allem auf dem Land, ausgeprägte kulturelle Verwurzelung wird den Menschen ein guter Anker geboten.

Bei einer vom ASTAT herausgegebenen Umfrage unter im Ausland lebenden Südtirolern, war das Ergebnis, dass die meisten von ihnen aufgrund der hohen Lebensqualität nach Südtirol zurückkommen wollen. Sie wieder heimzubringen empfinde ich als meine Aufgabe im Landtag. Dafür möchte ich gewählt werden und will ich mich einsetzen.

Danke für das Interview.

 

Danke. Ich möchte noch hinzufügen, dass es in diesem Jahr zwei Ladurner gibt. Deshalb bitte ich darum, meinen vollen Namen JASMIN LADURNER auf den Stimmzettel zu schreiben.

Wahlwerbung im Auftrag der Südtiroler Volkspartei

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