von ag 22.04.2024 14:15 Uhr

Medizinstudium in Südtirol: Auf Englisch und 18.000 Euro pro Jahr

Ein Medizinstudium in englischer Sprache und Studiengebühren von rund 18.000 Euro pro Jahr. Genau dies wird es im kommenden Herbst am universitären Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe ‘Claudiana’ in Bozen geben. UT24 verschafft einen Ãœberblick über den Studiengang und hat sich Meinungen von Medizinstudenten aus Innsbruck eingeholt.

Bild von Darko Stojanovic auf Pixabay

Ein rein englischsprachiger Medizinstudiengang. Das Richtige für Südtirol? Hinzu kommen 18.000 Euro an Studiengebühren pro Jahr. Um Beihilfen kann angesucht werden, jedoch muss das Geld vorgestreckt werden. Für eine Südtiroler Familie überhaupt erschwinglich? Oder werden gezielt nur ausländische Studenten angesprochen. Ein reines Luxus-Studium wie es scheint.

Allgemeines zum Studiengang

Das hochangepriesene Medizinstudium an der Claudiana in Bozen wird im kommenden Herbst seine Fahrt aufnehmen. 60 Studienplätze stehen für das englischsprachige Medizinstudium zur Verfügung. Das Studium erstreckt sich über sechs Jahre, in denen neben dem Studium der grundlegenden Fächer für die Ausübung des ärztlichen Berufs verschiedene praktische Aktivitäten vorgesehen sind. Die Praktika finden in deutscher und italienischer Sprache in den Einrichtungen des Südtiroler Sanitätsbetriebes statt. Der Studiengang trägt den Namen „Medicine and Surgery“ und wird in Zusammenarbeit mit der Universität Cattolica del Sacro Cuore, dem Universitären Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe Claudiana und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb organisiert. Ziel sei es dem Ärztemangel im Land Südtirol entgegenzuwirken.

Warum Englisch?

Doch warum wird der Studiengang dann auf englischer Sprache angeboten und nicht in den Landessprachen, die für Südtirol essenziell sind. Zwar ist Englisch bekanntermaßen die Sprache der Wissenschaft, doch ist die deutsche Sprache in Südtirol die am meisten gesprochene Sprache. Bereits jetzt berichten zahlreiche Patienten, dass sie bei einer Untersuchung an Südtirols Krankenhäusern nicht genau verstehen würden, was ihnen der zuständige Arzt diagnostiziere oder verschreibe, da meist nur italienisch gesprochen werde.

Den universitären Einrichtungen in Südtirol scheint die deutsche Sprache in Südtirol ohnehin ein Dorn im Auge zu sein. Erst kürzlich veröffentlichte UT24 einen Artikel über die Vernachlässigung der deutschen Sprache bei Forschungsaufträgen an der Universität Bozen. Englisch und Italienisch scheinen weit wichtiger zu sein als die Merheitssprache der Bevölkerung in Südtirol. Absolventen werden zwar international gefragt sein, doch sollte der Studiengang nicht dem Ärztemangel im Land Südtirol entgegenwirken?

18.000 Euro pro Jahr

Günstig heißt was anderes, wenn man sich die Studiengebühren von 18.000 Euro pro Jahr ansieht. Zwar kann um Studienbeihilfen angesucht werden, jedoch muss das Geld von den Studenten vorgestreckt werden. Für eine normalverdienende Südtiroler Familie kaum leistbar. Automatisch werden dadurch Studenten benachteiligt, welche nicht über die finanziellen Mittel verfügen. Ein Traum vom Studium im eigenen Land bleibt in weiter Ferne. Es scheint ein Studium für den wohlhabenden Teil der Bevölkerung zu sein.

Südtiroler werden nicht bevorzugt

Nach erfolgreichem Bestehen der Aufnahmeprüfung wird ein Englisch-Zertifikat auf B2-Niveau gemäß dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen für die Immatrikulation benötigt. Eine Liste der akzeptierten Zertifikate ist in der Wettbewerbsausschreibung verfügbar. Die Immatrikulation ist vom 1. Juli bis spätestens 6. September 2024 möglich.

Für angehende Studenten aus Südtirol gibt es dabei, wie aus einer Landtagsanfrage des Team K hervorgeht, keine Vorzugsschiene. Auf die Frage, ob es eine Vorzugsschiene für den Erhalt eines Studienplatzes für Südtiroler Studierende gebe, antwortet Gesundheitslandesrat Hubert Messner folgendermaßen: „Nein, es wird nur eine Rangordnung geben, das heißt die Südtiroler Studierenden konkurrieren mit allen anderen Studierenden. Eine Vorzugsschiene würde gegen das geltende EU-Recht verstoßen.“

Meinungen von Medizinstudenten aus Innsbruck

UT24 konnte in Form einer Umfrage Meinungen von Medizinstudenten aus Innsbruck einholen. Viele sind derselben Meinung und betrachten das Projekt des neuen Medizinstudiums kritisch. Einige Studenten stellten sich die Frage, was ein „internationales“ Studium denn bringe. Dies sorge keineswegs für eine Stabilisierung des Fachkräftemangels, sondern vergrößere ihn, laut Meinung der Studenten.

Auf die Frage, wie Studenten es finden, dass das Studium auf Englisch angeboten wird, gehen die Meinungen auseinander. Einige bezeichnen Englisch als die Sprache der Wissenschaft und glauben, dass dies den Sprachgebrauch bei der zukünftigen Arbeit erleichtere. Andere denken, dass wenn das Studium in deutscher Sprache wäre, mehr Absolventen im Land bleiben würden, da sie bereits die für Südtirols Krankenhäuser notwendige Terminologie beherrschen.

Gegenüber UT24 meinen Innsbrucker Medizinstudenten generell, dass sie nicht glauben, dass Absolventen des Studiengangs später in Südtirol bleiben werden. Das Gesundheitssystem habe in anderen Ländern mehr zu bieten. Auch das Gehalt sei dort höher und eben auch wegen der Internationalität des Studiengangs werde kaum jemand in Südtirol arbeiten wollen. Keiner der befragten Studenten könne sich das Studium überhaupt leisten. Es sei absurd. In Österreich belaufen sich die Studiengebühren auf knapp 23 Euro pro Semester.

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  1. Burger
    22.04.2024

    Englisch ist wichtig für die Südtiroler.
    Spricht man schließlich überall.( Oder nur in Irland innerhalb der EU ?)
    Italienisch ginge auch noch, aber Deutsch , die Sprache der größten Volksgruppe kann man ruhig vernachlässigen. Sollen zwar fleißig SVP wählen aber das war´s dann.
    Ist aber alles nicht so schlimm, studieren können sowieso nur die Reichen bei den Gebühren.

  2. FranzK
    22.04.2024

    Immer fest SVP wählen, die machen ja soooviel für uns deutschsprachigen Südtirolern. Keine andere Partei kann es schlechter machen wie diese Trottel-Partei.

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