von hz 12.12.2022 19:09 Uhr

„Wir sind nach Südtirol ins Exil gegangen“

Vor kurzem ist in Südtirol eine internationale Beratungsorganisation gegründet worden. Frauen im Schwangerschaftskonflikt sind ihre Klientel. Doch nicht überall auf der Welt sind Hilfsangebote erwünscht und zulässig.

Bild: Screenshot aus YouTube-Video

Profemina – so heißt der Verein, der seit 1999 existiert. Er bietet Frauen und Paaren eine kostenlose Beratung zum Thema Schwangerschaft an. Innerhalb dieser Organisation, welche in Deutschland gegründet wurde, entstand das Projekt „1000plus“. Es bietet schwangeren Frauen, die sich im Schwangerschaftskonflikt befinden – also nicht sicher sind, ein Kind zu gebären oder nicht, Information, Beratung und Hilfe. Anfänglich ausschließlich durch persönliche, dann ergänzend durch telefonische Beratung, später dann auch mit Hilfe von E-Mails und der – wie der Verein es nennt – Digitalberatung.

Über die Jahre ist dieses Projekt immer bekannter geworden und immer mehr Frauen haben sich dort Hilfe geholt. Wenn heute in der Suchleiste von Google die Frage „Abtreibung ja oder nein?“ eingetippt wird, so scheint die Homepage der Organisation Profemina an erster Stelle auf. Zehntausende Schwangere in Not pro Jahr nehmen die Hilfe mittlerweile in Anspruch.

Mitverantwortlich für den großen Erfolg war die Einführung eines Online-„Abtreibungstests“, erklärt Kristijan Aufiero bei einem Vortrag in Bozen. Der Gründer und Projektleiter von „1000plus“ spricht von einer „bahnbrechenden Innovation“, welche 2016 eingeführt wurde. Dieser Fragebogen wurde von den Beraterinnen von „1000plus“ am Anfang individuell beantwortet und erfuhr großen Zuspruch. Im Jahr 2021 wurden zum ersten Mal mehr als 50.000 Frauen von „1000plus“ beraten.

Von Bozen in die Welt

Nun stellt sich bei dem großen Erfolg allerdings die Frage, weshalb das Profemina-Team sich entschieden hat, Profemina International in Bozen zu gründen und die Internationalisierung des Beratungsangebots von Südtirol aus anzugehen. „Wir sind aus politischen Gründen ins Exil gegangen“, bringt Aufiero das Dilemma auf den Punkt. Der Verein kämpft in Deutschland seit Jahren mit Anfeindungen von politischer Seite: Linksextremisten haben des Öfteren die Zweigstelle in Berlin attackiert, Scheiben eingeschlagen, Hundekot in den Briefkasten gesetzt und weiteres Ungemach veranstaltet. Ebenfalls Attacken gab es auf die Büros in Heidelberg und München. Rückendeckung von den bundesdeutschen Christdemokraten? Fehlanzeige.

Als dann auch noch der SPD-Landesverband in der Hauptstadt Deutschlands die Organisation verbieten wollte, entschlossen sich die Verantwortlichen, Profemina International in Bozen zu gründen.

Inzwischen sind ein Dutzend Profemina-Mitarbeiter nach Südtirol gezogen, zum Großteil ins Unterland. Von Bozen aus wird Profemina International nun in immer mehr Ländern Frauen im Schwangerschaftskonflikt weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Nach Rücksprache mit Profemina International haben wir in diesem Artikel einige Angaben korrigiert.

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  1. MartinB
    13.12.2022

    Im christlichen Abendland ist christlich ausgerichtete Beratung vermutlich gegen einen Schwangerschaftsabbruch zunehmend unerwünscht. Die tief neo-dogmatisch regierende West-Generation will die letzte Generation tatsächlich zur Letzten machen und diese selbst ist mit allem möglichem außer der Bildung einer soliden Gesellschaft beschäftigt. Das Abendland muss wohl zusammenbrechen um etwas Neuem Platz zu machen. Ich denke es wird fundamental anders sein, als die Regierenden heute sich erwarten. In der Peripherie und besonders außerhalb der Städte haben wir zum Glück noch einen kleinen Verzögerungsvorteil.

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