von ih 07.11.2022 12:34 Uhr

Bauernjugend trifft sich mit italienischem Landwirtschaftsminister

Die Südtiroler Bauernjugend (SBJ) hat gemeinsam mit der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend und der AGIA Trentino ein Positionspapier ausgearbeitet, das die Sorgen und Forderungen zum Thema Großraubwild beinhaltet. Der neue Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida zeigt sich ebenfalls interessiert an den Zukunftsängsten der Jungbauern und trifft sich deshalb bei seinem kurzen Besuch in Südtirol mit der Führungsspitze der Südtiroler Bauernjugend Landesobmann Raffael Peer und Landesleiterin Angelika Springeth sowie mit Landesobmann und Direktor des Südtiroler Bauernbundes Leo Tiefenthaler und Siegfried Rinner. Mit Hausverstand handeln ist die Devise des Landwirtschaftsministers.

Landesobmann und Landesleiterin der Südtiroler Bauernjugend übergeben dem neuen Landwirtschaftsminister Lollobrigida das Positionspapier zum Großraubwild. - Foto: SBJ

Francesco Lollobrigida, ist seit drei Wochen Minister für Landwirtschaft im Kabinett Meloni, am Samstag nahm er sich, begleitet von Alessandro Urzì, die Zeit, um nach Südtirol zu kommen und sich persönlich ein Bild über die Landwirtschaft vor Ort zu machen. Beim Treffen am Nachmittag im Südtiroler Bauernbund übergab ihm die Südtiroler Bauernjugend das gemeinsam mit der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend und der AGIA Trentino ausgearbeitete Positionspapier zum Großraubwild. Liebe und Fürsorge gegenüber Tieren, muss für alle Tierarten gelten, auch für solche, die Opfer von großen Raubtieren geworden sind. „Ich werde mich gemeinsam mit den italienischen und europäischen Institutionen mit dem Problem auseinandersetzen und es vorurteilsfrei angehen, denn das Problem darf nicht ignoriert werden“, versprach der Minister am Samstag.

Francesco Lollobrigida traf sich mit der Südtiroler Bauernjugend

Der Landesobmann der SBJ Raffael Peer erklärte zu Beginn des Treffens, dass das Positionspapier zum Großraubwild nicht dazu dienen soll zu kritisieren, es geht darum konstruktive Lösungen zu finden, sodass auch in Zukunft die Landwirtschaft in Südtirol überleben kann. Die Südtiroler Bauernjugend geht in dem Positionspapier darauf ein, dass die Artenvielfalt im Land verloren geht und dass das Tierwohl durch das frühzeitige Abtreiben der Schafe von den Almen ebenfalls eingeschränkt wird. Es werden viele Höfe in Südtirol aufgelassen, dies wird in Zukunft durch die Wolfsproblematik noch weiter verstärkt, denn wenn ein Überleben nicht mehr möglich ist, werden die jungen Menschen den Betrieb nicht mehr übernehmen. Deshalb nimmt die Besorgung der bäuerlichen Jugend stets zu. Raffael Peer erklärte dem Landwirtschaftsminister auch, dass die Kosten für Herdenschutz sehr hoch sind und von Landwirten ohne Unterstützung von Staat und Land unmöglich zu bezahlen sind. Außerdem gefährden Herdenschutzhunde den Tourismus, denn diese beschützen die Herde auch vor den Wanderern auf der Alm. Die Hoteliers- und Gastwirtejugend hat deshalb im Positionspapier ebenfalls einen kurzen Beitrag geschrieben und die Unterschrift unter das Positionspapier gesetzt.

Transparenz ist gefragt

„Wir fordern im Memorandum, dass die Wolfpopulation gezählt wird und ein gezieltes Wolfmanagement eingesetzt wird,“ erklärt Landesleiterin Angelika Springeth. Francesco Lollobrigida erklärte der SBJ, dass man hier mit Hausverstand handeln muss, der Wolf war vor 30 Jahren vom Aussterben bedroht. Heute ist er im Übermaß vorhanden und verursacht große Schäden. Auch die Nutztiere müssen geschützt werden, deshalb darf die Entnahme von Großraubwild nicht von vornherein ausgeschlossen werden.

„Viele Menschen aus der Bevölkerung verstehen das Problem dahinter nicht, weil sie die Realität nicht kennen. Meine Töchter finden den Wolf auch gut. Ich versuche ihnen daraufhin zu erklären, dass die Wölfe Rehe reisen, sie dabei aber nur verletzen und die Tiere leiden müssen – Dies ist leider die Realität“, erzählte der Minister der SBJ.

„Deshalb fordert die SBJ auch Transparenz bei der Meldung an Wolfsrissen. Der Bevölkerung muss bewusst werden, dass Hunderte wehrlose Weidetiere auch in der Nähe von bewohnten Gebieten verletzt werden“, betont Raffael Peer, „die Anzahl an gerissenen Tieren steigt jährlich drastisch an.“ Zum Abschluss dankte der Minister der Südtiroler Bauernjugend für das Treffen und für die Schilderung der Situation in Südtirol.

Auf Facebook schrieb der Landwirtschaftsminister: „Die Jungbauern aus Südtirol erzählten mir mit großer Begeisterung von ihrer Leidenschaft für ihre Kultur und ihren Einsatz jedes Stück Land in ein außergewöhnliches Produkt zu verwandeln. Tourismus, Landwirtschaft und Tradition vermischen sich in diesem Land, diese müssen verteidigt und geschätzt werden.“

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