von hz 27.09.2022 19:23 Uhr

Vor 100 Jahren: Willkürliche Absetzung des Bozner Bürgermeisters

Am 24. September 1922 setzte der italienische König Vittorio Emanuele III. auf Vorschlag von Ministerpräsident Luigi Facta auf willkürliche Weise den Bozner Bürgermeisters Dr. Julius Perathoner per Dekret ab. Er erfüllte damit einen Wunsch der Faschisten, heißt es in einer Aussendung des Südtiroler Heimatbundes.

Bild: Roland Lang

Wie der Publizist Günther Rauch in seinem neusten Werk „Der Marsch auf Bozen“ (UT24 berichtete) darlegt, war Perathoner am 4. November 1918 von den deutschen Parteien zum Vorsitzenden des „Südtiroler Nationalrates“ gewählt worden, der sich gegen den Anschluss Südtirols an Italien gestellt hatte, berichtet Roland Lang in einer Aussendung des Südtiroler Heimatbundes. Perathoner war zur Zielscheibe der Italiener und von italienischen Geheimagenten auf eine Liste von zweiundzwanzig „Pangermanisten“ gesetzt worden, die in ein italienisches Konzentrationslager hätten abtransportiert werden sollen.

Perathoner hatte großes Glück gehabt, dass es letztlich nicht dazu gekommen war. Bei ihm sowie bei Kanonikus Michael Gamper, Eduard Reut-Nicolussi und dem Präses des katholischen Gesellenvereins in Bozen, Josef Felderer, waren immer wieder Hausdurchsuchungen vorgenommen wurden.

Selbst der in Meran lebende Welschtiroler Sozialist Silvio Flor Senior war verhaftet und für einige Tage im Kerker eingesperrt worden, weil er auf dem Sozialistenkongress vom 4. bis zum 9. Oktober 1919 in Bologna eine Südtirol-Resolution eingebracht hatte, in der das Recht auf Selbstbestimmung für Südtirol festgehalten war.

Bürgermeister Perathoner hatte dann nach dem von den Carabinieri geduldeten faschistischen Überfall auf einen Südtiroler Trachtenumzug und der Ermordung des Lehrers Franz Innerhofer am „Blutsonntag“ des 25. April 1921 vergebens die Entlassung führender Carabinieri gefordert. Der Armeekommandant General Gaetano Giardino hat daraufhin ein energisches Auftreten des italienischen Staats gegen die Deutschen verlangt.

Mit der willkürlichen Absetzung des gewählten Bürgermeisters Perathoner hatte sich der italienische König gegenüber den Forderungen italienischer Nationalisten willfährig gezeigt. Er sollte bald mit der Ernennung Mussolinis zum Ministerpräsidenten den Weg Italiens in eine faschistische Zukunft öffnen, heißt es in der Aussendung.

Kundgebung am Samstag in Bozen

Zur Erinnerung an das Südtirol zugefügte Unrecht werden, so der Obmann des Südtiroler Heimatbundes Roland Lang, am Samstag, den 1. Oktober, viele Südtiroler in Bozen bei der Kundgebung „Gegen Faschismus – Für Tirol“ auf die Straße gehen.

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