von jw 06.07.2022 12:02 Uhr

Russland kappt Öltransit von Kasachstan Richtung Westen

Ein für den Export von kasachischem Öl bestimmtes Terminal im Schwarzen Meer muss auf Beschluss eines Gerichts in Südrussland für 30 Tage seinen Betrieb einstellen, wie die Nachrichtenagentur Interfax in der Nacht zum Mittwoch berichtete. Zuletzt hatte es zwischen Russland und der benachbarten zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik wegen des Ukrainekriegs Unstimmigkeiten gegeben. Kasachstan ist Österreichs größter Erdöllieferant, die OMV und die Regierung beruhigen jedoch.

APA/ROLAND SCHLAGER

„Sollte es zu Lieferunterbrechungen kommen, betrifft dies die OMV derzeit gar nicht”, sagte OMV-Sprecher Andreas Rinofner am Mittwoch zur APA. Die OMV könne nach dem Unfall in der Raffinerie Schwechat nämlich ohnehin nur sehr eingeschränkt Rohöl verarbeiten. Nach Reparatur der Schwechater Anlage geht Rinofner davon aus, kasachisches Öl gegebenenfalls anderweitig am Markt ersetzen zu können, wie er sagte. Auch die Regierung war Mittwochvormittag um Beruhigung bemüht: Laut einer ersten Einschätzung der Experten der OMV und im Energieministerium sei die Versorgungssicherheit in Österreich dadurch „nicht beeinträchtigt”, weil am Weltmarkt genug verfügbar sei, erklärte Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) auf APA-Anfrage im Pressefoyer nach dem Ministerrat. Der Erdölmarkt sei vielfältigerer und flexiblerer als der Gasmarkt.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) kritisierte, Russland „entdeckt jetzt hier die Umweltpolitik”, um wieder ein „Drohszenario“ zu zeichnen. „Kann man glauben: Zufall – ich glaub’s nicht”, meinte Nehammer. Es handle sich um ein „Mittel der Einschüchterung” gegenüber der EU, man dürfe sich durch solche „Drohgebärden” nicht verunsichern lassen.Dass laut einem „Presse”-Bericht der Diesel knapp wird, dementierte die Regierung: Man habe „derzeit keine Versorgungsknappheit” bei Diesel und Benzin, sagte Gewessler. Bisher habe die OMV die Ausfälle nach dem Raffinerie-Unfall kompensiert, betonte auch Nehammer. Laut Gewessler ist zur Zeit auch nicht geplant, weitere Ölreserven freizugeben – man beurteile die Situation aber jeden Tag neu, und wenn es notwendig sei, werde man auch wieder umsichtig auf die Reserve zugreifen. Dass Tempo 100 auf der Autobahn bevorstehen könnte, wurde ebenfalls nicht bestätigt, wiewohl die Klimaschutzministerin anmerkte: „Runter vom Gas ist immer eine gute Idee – schont das Klima, schont das Geldbörsel.”

Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) geht davon aus, dass die Öllieferungen aus Kasachstan in „nicht allzu ferner Zukunft” wieder aufgenommen werden. Zwischen Russland und Kasachstan gebe es starke wirtschaftliche Verflechtungen, die Risiken für Russland seien deshalb hoch. Was die Öllieferungen aus Kasachstan betrifft, hieß es in einer Stellungnahme der Betreibergesellschaft Caspian Pipeline Consortium (CPC), man sei „gezwungen, das Gerichtsurteil umzusetzen”, werde aber dagegen klagen.

APA

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