von red 01.07.2022 10:51 Uhr

„Der Wolf ist mittlerweile ein gesamtgesellschaftliches Problem geworden“

Zwei Abgeordnete haben mit dem Wolf-Experten Grill in Wien diskutiert. Im Sommer wird intensiv an neuen Lösungsansätzen gearbeitet.

Symbolbild - Foto: LPA/Amt für Jagd und Fischerei

Auf Initiative der Abgeordneten Hermann Gahr und Josef Hechenberger fand am Donnerstag im Petitionsausschuss eine Anhörung zu den Wolf-Petitionen statt. Gleich fünf Petitionen zum Thema Wolf wurden in der Vergangenheit von

ÖVP-Abgeordneten eingebracht, so hieß es in der Presseaussendung. Wolf-Experte Gregor Grill von der Landwirtschaftskammer Salzburg stand den Abgeordneten im Ausschuss Rede und Antwort. Es wurde klar angesprochen, dass die steigende Wolfspopulation und die Risse in Gemeindegebieten in der Nähe von Kindergärten und Supermärkte zum immer größeren Problem für die ländliche Bevölkerung werden.

„Die Wolfsproblematik ist nicht mehr nur ein bäuerliches Thema, es ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das zeigt klar eine Resolution, die mir von Bürgermeistern aus der Region Wilder Kaiser und Brixental-Wildschönau überreicht wurde. Die Menschen haben Angst, allein in den Wald zu gehen, viele Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr unbeaufsichtigt draußen spielen“, erklärt Bauernbund-Abgeordneter und Landwirtschaftskammer-Tirol Präsident Josef Hechenberger im Ausschuss.

Der Bauernbund-Abgeordnete Hermann Gahr stellte die Frage, welche Auswirkungen die Rückkehr der Wölfe auf die Freizeitwirtschaft und den Tourismus hat? Experte Grill zeigte klar auf, dass durch vermehrtes Auftreten von Wölfen oder durch Herdenschutzmaßnahmen wie etwa Zäune oder Hunde, Freizeitsportler von den Almen teilweise ausgesperrt werden könnten. Bei flächendeckendem Herdenschutz kann und wird es eine Freizeit- und Tourismuswirtschaft wie jetzt nicht mehr geben. Wanderwege werden nicht mehr gepflegt oder müssten gesperrt werden, da dort Wölfe unterwegs sind.

Ein ungelöstes Problem ist auch die Haftungsfrage, dabei erinnert er an das Kuhurteil. Wer haftet für Übergriffe von Herdenschutzhunden auf Wanderer? Außerdem ist es laut Tierschutzgesetz in Österreich nicht erlaubt, Herdenschutzhunde im Freien zu halten.

Für Gahr ist es klar, dass es so weit nicht kommen darf: „Wenn Wanderwege oder Skipisten gesperrt werden, nur weil Wölfe dort unterwegs sind, dann können wir als Tourismusland Tirol zusperren. Es ist auch klar der Tourismus und die Freizeitwirtschaft gefragt, hier klar Flagge zu zeigen.“

Rückkehr der Wölfe gefährdet Versorgungssicherheit

„Die Rückkehr der Wölfe hat auch Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln. Das wird leider immer komplett vergessen. Wenn ein Bauer nach dem anderen seine Hoftür für immer schließt, gibt es auch keine Lebensmittel mehr oder zumindest nicht in der Qualität, wie wir sie jetzt gewohnt sind. Die Almwirtschaft ist die höchste Form des Tierwohls, ist diese Haltungsform in Zukunft nicht mehr möglich, ist die Konsequenz Stallhaltung und Massentierhaltung. Das muss allen bewusst sein“, mahnt Hechenberger.

Bereits heuer gab es in Tirol 42 bestätigte Risse, 12 Tiere werden vermisst, nur in Kärnten sind es noch mehr mit 116 getöteten Tieren. „Das massive Tierleid, das von den Wölfen auf den Almen angerichtet wird, müssen wir durch kurzfristige Maßnahmen schnell unterbinden können, es braucht eine Art Notfallentnahme wie in Schweden“, sind sich Gahr und Hechenberger einig.

Gahr sprach auch die Wichtigkeit der Biodiversität an. „Durch die Almbewirtschaftung wird die Biodiversität gefördert und die Artenvielfalt bleibt erhalten. Kommt der Wolf, stirbt nicht nur der Bauer, sondern auch die Artenvielfalt geht verloren.

Konsequenz sind auch Naturgefahren, die jetzt schon jährlich zu enormen Schäden führen. Alpine Sicherheit ist Daseinsvorsorge, das muss uns immer bewusst sein. Es ist daher unverständlich, dass der absolute Schutz einer einzigen Art so viele Probleme mit sich bringt.“

„Das Fazit aus dem Hearing ist klar, der Wolf ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das wir auch in Zukunft so ansehen müssen. Im Sommer werden wir weiter intensiv an konkreten Lösungsansätzen auf Bundes- und Landesebene arbeiten. Wir haben aus Schweden viele Ideen mitgenommen, eins zu eins sind diese nicht gleich umsetzbar, doch was möglich ist, wird jetzt geprüft und dann auch schnellstmöglich umgesetzt. Damit wir unseren leidgeplagten Bäuerinnen und Bauern wieder Hoffnung geben können. Denn eines ist klar, Entnahmen sind auch trotz hohen Schutzes der FFH-Richtlinie möglich und wir werden alles daransetzen, diese rechtlich fundiert auch in Österreich durchzusetzen“, so Gahr und Hechenberger.

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