von ca 27.07.2021 14:17 Uhr

„Ich war kein Mensch mehr…“ – Erinnerung an die Folterungen

Die Süd-Tiroler Freiheit erinnert an die schweren Folterungen, die nach der Feuernacht vor 60 Jahren in Süd-Tirol begangen wurden. „Dutzende Südtiroler wurden von den Carabinieri misshandelt“, berichtet die Bewegung. Franz Höfler (28) und Anton Gostner (42) sollen an den Folgen der „Torturen“ erlegen sein.

Die Schilderungen von damals machen noch heute sprachlos: an Lippen und Genitalien ausgedrückte Zigaretten, tagelanges Stehen mit ausgestreckten Armen, Faustschläge und Fußtritte am ganzen Körper, tagelanger Entzug von Essen, Trinken und Schlaf, Folter mit Zangen und Riemen, Einflößen von Salzwasser und Fäkalien in den Mund, Elektroschocks, Streckfolter…

„Die Misshandlungen erfolgten mit ausdrücklicher Billigung der italienischen Behörden“, berichten die Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit.

Carabinieri wurden für ihre Taten ausgezeichnet

Innenminister Mario Scelba soll den Erzählungen zufolge den Einsatz der Carabinieri mit folgenden Worten „gelobt“ haben: „Il plauso della nazione tutta” (der Applaus der ganzen Nation). Die Beamten sollen im Anschluss außerdem für ihre Taten ausgezeichnet und befördert worden sein, berichtet die Bewegung. „Niemand wurde jemals zur Rechenschaft gezogen“.

Online-Kampagne gestartet

Um an diese schrecklichen Taten zu erinnern, startet die Süd-Tiroler Freiheit eine Online-Kampagne. Dabei werden einige Briefe auf der Webseite der Bewegung veröffentlicht, in denen die Opfer ihre Misshandlungen auf eindrückliche Weise schilderten. Außerdem wird vor einigen Gebäuden, in denen damals gefoltert wurde, für einige Tage eine Installation aufgestellt, berichten die Landtagsabgeordneten in einer Aussendung.

„Ein blutverschmiertes Hemd und eine Erklärtafel sollen an die damaligen Ereignisse erinnern. Denn vielen Frauen der Freiheitskämpfer wurde oft die zerfetzte und blutige Kleidung ihrer Männer nachhause geschickt!“

  • Im Bild: v.l.n.r.: L.-Abg. Sven Knoll, L.-Abg. Myriam Atz-Tammerle, Stefan Zelger (Süd-Tiroler Freiheit)
  • Foto: Süd-Tiroler Freiheit
  • Foto: Süd-Tiroler Freiheit

„Freiheitskämpfer endlich heim lassen!“

„Die Folterungen der Südtiroler Freiheitskämpfer durch die Carabinieri sind und bleiben eine brutale Verletzung der Menschenrechte und der Menschenwürde, die nie vergessen werden dürfen“, betonen die Landtagsabgeordneten Sven Knoll und Myriam Atz Tammerle.

An die mahnende Erinnerung an die grausamen Folterungen knüpfen die Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit daher auch die Aufforderung an Italien, den noch immer im Exil lebenden „Freiheitskämpfern endlich die Begnadigung bzw. Amnestie zu gewähren“.

„Italien schuldet Südtirol dieses Zeichen der Wiedergutmachung“, betont Sven Knoll. „Es muss endlich ein Schlussstrich gezogen und die Freiheitskämpfer heimgelassen werden!“

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  1. Franzjosef
    29.07.2021

    Die EU-Wichtigtuer und die UN-Org. für Menschenrechte setzen sich für alle möglichen Länder ein, nur Südtirol interessiert die nicht. Das ist keine EU für die Menschen, sondern nur für den Comerz. Darauf kann man verzichten.

  2. swiss-austrianer
    27.07.2021

    Diese “Erinnerungen” sollte man immer wieder – jährlich – wiederholen und entsprechend veranstalten. Diese Erinnerungen hoch zuhalten ist mindestens ebenso wichtig, wie die Greueltaten des Faschismus und des Nationalsozialismus in Erinnerung zu rufen. Ich betrachte die Erinnerungen an die Freiheitskämpfer sogar vorrangig, da diese in einer Zeit geschahen, als man glaubte die Greueltaten des Faschismus sind Geschichte und wiederholen sich nicht.

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