von ih 26.04.2018 12:16 Uhr

„Vorrang für deutsche Kinder in deutschen Kindergärten!“

Die Süd-Tiroler Freiheit fordert, dass in deutschen Kindergärten deutschsprachige Kinder vorrangig aufgenommen werden. Auf ihre Forderung machen die Landtagsfaktion und die Ortsgruppe Bozen mit einer Plakataktion aufmerksam, die am Donnerstag auf einer Pressekonferenz vorgestellt wurde.

Foto: Süd-Tiroler Freiheit

Situation in Bozen „besonders akut“

Bozen sei deshalb als Ort für die Aktion gewählt worden, weil dort das Problem besonders akut sei. Die Süd-Tiroler Freiheit nennt es „Flutung von deutschen Kindergärten durch nicht-deutsche Kinder“ und beschreibt es folgendermaßen: Die Einschreibungen von nicht-deutschen Kindern in deutsche Kindergärten haben in den letzten Jahren stetig zugenommen. In Kindergärten von Gemeinden mit einem hohen Italiener- bzw. Ausländeranteil sind die deutschen Kinder dadurch mitunter zur Minderheit geworden. Dies bedeutet eine Gefahr für den Schutz und den Fortbestand der deutschen Sprachgruppe und somit langfristig auch für den Minderheitenschutz.

Bereits in der Vergangenheit hat die Süd-Tiroler Freiheit das Problem – und dies gleich mehrfach – zur Sprache gebracht. Die Landtagsabgeordneten Sven Knoll, Bernhard Zimmerhofer und Myriam Atz Tammerle erinnern an eine Landtagsanfrage vom letzten Jahr, die u. a. Folgendes ergeben hat: In Bozen gibt es bereits sechs deutsche Kindergärten mit mehr Nicht-EU-Bürgern als EU-Bürgern; jeweils einen gibt es in Meran und Waidbruck. Dabei reihen sich auch unter die EU-Bürger viele nicht-deutschsprachige Kinder ein.

Besonders akut sei die Situation im deutschen Kindergarten in der Bozner Weggensteinstraße: Von den insgesamt 48 eingeschriebenen Kindern sind dort nur noch zehn Kinder (20,83 Prozent) italienische Staatsbürger, wobei auch hier dies nicht automatisch bedeutet, dass sie der deutschen Sprachgruppe angehören. Fünf Kinder (10,42 Prozent) sind aus anderen EU-Staaten, und der große Rest von 33 Kindern (68,75 Prozent) stammt aus Nicht-EU-Staaten.

Fallbeispiel aus Bozen

Ãœber die Schwierigkeit, in Bozen einen Platz im deutschen Kindergarten zu bekommen, berichtete Andreas Tutzer am Beispiel seiner Tochter:

Aus persönlichen sozio-kulturellen Gründen hatten wir als Eltern den Wunsch, unsere Tochter in einen deutschsprachigen Kindergarten einzuschreiben. Entsprechend dem Einzugsgebiet standen drei als deutschsprachig deklarierte Kindergärten zur Auswahl. Nach jeweiliger Besichtigung (Tag der offenen Tür) erstellten wir eine Rangliste. Doch erst in dem auf unserer Liste drittplatzierten Kindergarten fand unsere Tochter einen Platz. Zwar gibt es für jeden Kindergarten Wartelisten, doch lässt man sein Kind auf diese setzen und der Platz wird nicht frei, besteht die Gefahr, am Ende ganz ohne Kindergartenplatz da zu stehen. Ein Blick in die Namensliste der jeweiligen Kindergärten stimmte uns verwunderlich: Mehr als die Hälfte der Kinder haben nicht-deutsche Nachnamen. Wohlwissend, dass ein Name inzwischen nicht zwangsläufig einen Hinweis auf die kulturelle Herkunft gibt, lässt sich die Situation dennoch erahnen. Bei zehn Prozent deutschsprachigem Bevölkerungsanteil gäbe es genug Kindergartenplätze für deutschsprachige Kinder in Bozen, wenn man das Kriterium berücksichtigen würde, dass mindestens ein Elternteil deutschsprachiger Herkunft sein soll. Die Praxis orientiert sich jedoch, wenn überhaupt, an anderen Vorgaben. Vom zuständigen Amt wurde uns aus erster Hand mitgeteilt, dass sich die Situation auch nicht ändern werde, zumal dies von der Landesregierung auch nicht vorgesehen sei.

Andreas Tutzer

„Durchmischung ist Nachteil für beide Sprachgruppen“

Die Süd-Tiroler Freiheit erinnerte auf ihrer Pressekonferenz zudem an eine Studie des italienischen Schulamtes. Diese hat ergeben, dass italienische Kinder, die den deutschen Kindergarten besucht haben, nur wenig oder gar nicht ihre Deutschkenntnisse verbessern konnten. Die Süd-Tiroler Freiheit sieht ihre Vermutung bestätigt und sieht in der Durchmischung der Kindergärten nur Nachteile für beide Sprachgruppen.

Cristian Kollmann, Pressesprecher der Landtagsfraktion und Sprecher der Ortsgruppe Bozen, erklärte: „Ein Kindergarten ist keine Sprachschule, und schon gar nicht eine Schule für den Erwerb einer Fremdsprache! Die Eltern schicken ihr italienisches Kind vielfach mit falschen Vorstellungen und nicht erfüllbaren Ansprüchen in den deutschen Kindergarten. Kindergärtnerinnen sind keine Fremdsprachenlehrerinnen, und ohne Vorkenntnisse der deutschen Sprache haben italienische Kinder im deutschen Kindergarten kaum eine Chance, die deutsche Sprache zu erlernen. Auch darf es nicht sein, dass man auf nicht-deutsche Kinder angesichts ihrer steigenden Zahl besondere Rücksicht nehmen muss, denn dies geht auf Kosten der deutschen Kinder und verlangsamt insgesamt den Unterricht!“

Die von manchen, besonders gemischtsprachigen Eltern erneut erhobene Forderung nach zweisprachigen Kindergärten sieht die Süd-Tiroler Freiheit mit Skepsis: „Zweisprachige Kindergärten führen zu keinem Anstieg der Qualität der Vermittlung der deutschen Sprache, sondern höchstens zur weiteren Vermischung, was jedoch für den Minderheitenschutz gefährlich ist.“

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