von lf 18.10.2017 18:42 Uhr

„Ungenügend, setzen!“ Das kapitale Scheitern des CLIL-Unterrichts

Der Bildungsbeirat der Provinz Trient schlägt Alarm: Der dreisprachige CLIL-Unterricht, wie er in Welschtirol vor gut zwei Jahren eingeführt wurde, verfehlt die in ihn gesetzten Erwartungen bei Weitem. Schüler und Lehrer beklagen, dass im Sprachenwirrwarr der Unterrichtsstoff auf der Strecke bleibt. Eine nur partielle Einsicht der Verantwortungsträger kommt um eine gefühlte Ewigkeit zu spät.

APA (Archiv)

Die derzeit an Volks-, Mittel- und Oberschulen angewandte CLIL-Unterrichtsmethode hat laut dem Vorsitzenden des Bildungsbeirates, Giovanni Ceschi, auf ganzer Linie versagt, wie er gegenüber einer lokalen Zeitung erklärt:

CLIL hilft den Schülern weder bei der Erweiterung von Sprachkenntnissen, noch beim erweitern ihrer Kompetenzen in den einzelnen Unterrichtsfächer.

Die Ernüchterung über die miserablen Ergebnisse sei groß, ebenso die Enttäuschung. Das System sei in seinem Aufbau viel zu kompliziert gestaltet.

Außerdem würden sich das Lehrpersonal mit dem mehrsprachigen Unterricht schwer tun:

Die Sprachfähigkeiten der Dozenten wurden überschätzt.

Lehrpersonen seinen gezwungen, beim Unterrichtsstoff kürzer zu treten, um den Anforderungen des bilinguale Sachfachunterricht gerecht zu werden.

Die Elternvertreter im Bildungsbeirat schlagen in ihrer Argumentation in dieselbe Kerbe. Laut ihrem Vorsitzenden, Maurizio Freschi, hat es den Anschein, bei CLIL handle es sich um eine reine Polit-Marketing Aktion der Regierung, die ohne jeglichen Nutzen für die Schüler bleibt.

Man sei zwar nicht grundsätzlich gegen eine Verbesserung des Sprachunterrichts, allerdings müsste die didaktische Implementierung in vielen Punkten überdacht werden.

Eine Lehrerin zeigt sich in einer Stellungnahme auf Facebook empört:

Wir Lehrer haben unsere Kritik am kränkelnden CLIL-Unterricht gebetsmühlenartig wiederholt: ohne Erfolg – nun sind die Schäden angerichtet. Ich mache an diesem Versagen auch jene Schulleiter verantwortlich, die nie den Mut hatten, sich gegen das Diktat der Regierung zu stellen.

Der Bildungsbeirat zieht aus seinem zerschmetternden Fazit Konsequenzen: In Kürze will man den Verantwortungsträgern der Provinz einen Lösungsvorschlag für ein gänzlich reformiertes Unterrichts-Programm präsentieren. Bis dato sind die Hilferufe aus den Schulen bei den Spitzen der Politik nie oder nur zeitlich stark verzögert auf Beachtung gestoßen.

Landeshauptmann Rossi signalierte, man wolle auch in Zukunft am CLIL-System festhalten. Lediglich die Studenanzahl wurde bisher von drei auf fünf Stunden reduziert.


 

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