von ih 19.06.2017 14:53 Uhr

„Das war wohl billig und recht“ – Interview

Der Autonomiekonvent zur Überarbeitung des derzeitigen Südtiroler Autonomiestatutes befindet sich auf seiner Zielgeraden. Mit der Vorlage des Entwurfs für das Abschlussdokument sind die Arbeiten des K33 vorläufig beendet worden (UT24 berichtete). In den letzten Tagen sind jedoch erneut Stimmen laut geworden, welche die entstandenen Kosten und die Sinnhaftigkeit des Konvents offen angezweifelt haben. UT24 hat mit der Historikerin und Kulturreferentin des Südtiroler Schützenbundes, Margareth Lun, die selbst Teil des K33 ist, darüber gesprochen.

Margareth Lun beim Autonomiekonvent - Foto: Facebook

UT24: Frau Lun, Zuletzt sind einige Stimmen lautgeworden, wonach der Autonomiekonvent bis auf „Spesen nichts gebracht“ hätte. Was entgegnen Sie dem?

Der Autonomiekonvent ist eine moderne, ergebnisoffene Form, bei der die interessierte Bevölkerung an der Zukunftsgestaltung unseres Landes mitarbeiten konnte. Ich sehe das Enddokument als großen Erfolg, als Ergebnis einer fairen, sachlichen Diskussion, bei der sich die Mehrheitsmeinung schlussendlich durchgesetzt hat. Dass jene, deren Zukunftsvisionen halt keinen breiten Konsens gefunden haben, jetzt einfach behaupten, der Konvent hätte nichts gebracht, das widerspricht vollkommen den demokratischen Prinzipien.

UT24: Warum sind die entstandenen Kosten für den Konvent Ihrer Ansicht nach gerechtfertigt?

Abgesehen davon, dass alle 33 Mitglieder die gesamte Zeit über ehrenamtlich, also ohne irgendwelche Entlohnung, gearbeitet haben, empfinde ich es als Zumutung, dass uns jetzt die Reinigungs- und Verpflegungsspesen vorgerechnet werden. Jede Sitzung – es gab zwei im Monat – dauerte von 18 bis 21 Uhr. Dass dort in der Pause ein eh schon äußerst bescheidener Umtrunk mit abgezählten Brötchen, winzigen Kuchenstückln  und manchmal ein bisschen Obst zur Verfügung stand, das war wohl billig und recht. Unverhältnismäßig erschienen mir hingegen die Übersetzerspesen von kolportierten 40.000 Euro, auf die zwei Mitglieder des Konvents bestanden.

UT24: Inwieweit werden sich die Arbeiten des Konvents positiv auf Südtirol auswirken?

Es gibt viele grundlegende Änderungen, die im Enddokument dem Landtag vorgelegt werden: angefangen von der Aufwertung der Rolle der Gemeinden über die Abschaffung der Region in dieser Form, die Unabhängigkeit aller Gerichtsbehörden in Südtirol von jenen in Trient, die Abschaffung des Regierungskommissariats (wie bereits in 19 anderen Regionen geschehen), eine umfassendere Steuer- und Finanzautonomie bis hin zu einer ganzen Reihe von Kompetenzen, die an das Land Südtirol übergehen sollen. Im Übrigen soll auch der schwerfällige Begriff „Autonome Provinz Bozen“ der Bezeichnung „Land Südtirol“ weichen.

UT24: Warum war es Ihnen persönlich wichtig, im Konvent mitzuarbeiten?

Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, an der Zukunftsgestaltung unseres Landes mitzuarbeiten, weil ich mich mit verantwortlich fühle, was aus unserer Heimat, unserer Kultur, aus uns selbst und unseren Kindern wird. Ich habe mich im besonderen Maße für den Minderheitenschutz, die Beibehaltung des Artikels 19, der den muttersprachlichen Unterricht garantiert, die explizite Aufnahme des Selbstbestimmungsrechtes in die Präambel und die Rolle und Möglichkeiten der Ladiner stark gemacht, aber auch der Übergang einer ganzen Reihe von Kompetenzen war mir ein ganz großes, wichtiges Anliegen.

UT24: Auf welchen erreichten Punkt im Abschlusspapier des Konvents sind Sie besonders stolz?

Besonders stolz bin ich darauf, dass das Selbstbestimmungsrecht, das im Übrigen ja auch im Art. 1 der „Charta der Vereinten Nationen“ und im (ebenfalls von Italien ratifizieren) „Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte“ enthalten ist, in das Enddokument aufgenommen wurde, und dass der Art. 19, der bisher immer ein Garant für die Qualität unserer Schule war, unverändert beibehalten bleibt. Das war ein schweres Stück Überzeugungsarbeit – aber es hat sich gelohnt!

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