von ih 22.04.2017 15:19 Uhr

Reparieren statt aussortieren: Aktionstag in Brixen

Tonnenweise neuwertige Kleidung landet in den Industrienationen jedes Jahr im Müll – Kleidung, die mit viel Mühe hergestellt wurde und dennoch als Billigware in den Läden großer Modeketten landete. Diese und andere denkwürdige Entwicklungen standen am Samstag im Mittelpunkt der Aktion „Reparieren statt Aussortieren“ unter den Brixner Lauben.

Foto: UT24/lf

Unter den Brixner Lauben surrten am Samstag die Nähmaschinen: Fünf professionelle Schneider nähten, flickten, kürzten, stopften und änderten Kleidungsstücke, die die Brixner zur Reparatur vorbeigebracht hatten. Sie regten so zum Nachdenken darüber an, was uns Kleidung heute noch wert ist, wie viel Mühe hinter der Herstellung von Hose, Pulli und Rock steckt und machten vor, mit welchen Handgriffen kleine Schäden und Makel rasch behoben werden können.

Hans Heufler ist gelernter Schneider in Pension und führte 20 Jahre lang ein Bekleidungsgeschäft. Mit großer Sorge verfolgte er die Entwicklungen in der Textilbranche. Er sagte: „Früher war den Kunden die Qualität und die Langlebigkeit der Textilien das allerwichtigste – Kleider hatten einen großen Wert! Dann wurde der Markt mit billigen und ständig neuen Modellen überschwemmt, und die Qualität rückte in den Hintergrund.“ Es sei aber mittlerweile wieder eine leichte Trendwende zu verzeichnen, und besonders junge Menschen würden wieder vermehrt Interesse an der Herstellung und der Reparatur von hochwertigen Textilien zeigen, fügte der Schneider hinzu.

Dabei müsste ein Großteil unserer jährlich aussortierten Kleidungsstücke gar nicht repariert werden: Beachtlich sei der Teil, der sogar neu in den Container wandert. Europäer kaufen durchschnittlich 60 Kleidungsstücke im Jahr, und jedes fünfte davon bleibt ungetragen im Schrank liegen. Fünf Kilogramm Kleidung gibt jeder Südtiroler jährlich in die Altkleidersammlung. „Das ist zu viel“, befand Verena Gschnell, oew-Mitarbeiterin im Bereich Bewusster Konsum: „Das Credo schneller- billiger-mehr ist längst auch in der Textilbranche angekommen und Kleidung ist zu wertloser Wegwerfware geworden – mit katastrophalen Folgen für Umwelt und Produzierende.“ Große Modeketten produzieren Kollektionen im Wochen-Rhythmus und locken die Konsumenten mit billigen Angeboten und ständig wechselndem Sortiment in ihre Läden. Den wahren Preis für die vermeintlichen Schnäppchen zahlen ausgebeutete Arbeiter im globalen Süden.

Brigitte Gritsch, die Koordinatorin der Südtiroler Weltläden unterstrich: „Der modernen Sklaverei können wir entgegenwirken und dazu stehen uns heute viele Möglichkeiten zur Verfügung“ Der Kauf von Second-Hand-Waren, der aktuelle Trend des Selbermachens oder die Entscheidung für ökologische und sozial verantwortliche Mode böten praktikable Alternativen zum Kauf von Massenware, so Gritsch. Auch der direkte Kontakt zu den Produzenten, wie ihn das Netzwerk der Südtiroler Weltläden pflegt, schaffe Transparenz. Die Frage „Wer hat meine Kleidung gemacht?“ kann bei Kleidungsstücken aus den Weltläden einfach beantwortet werden. Sie werden nach den Kriterien des fairen Handels produziert.

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