von apa 24.02.2017 14:23 Uhr

Kirchgasser Dritte der Crans-Montana-Kombi – Brignone gewann

Die Italienerin Federica Brignone hat am Freitag überraschend die alpine Weltcup-Kombination in Crans Montana gewonnen. Die 26-Jährige gewann nach Super-G und Slalom klar vor der Slowenin Ilka Stuhec (+1,01 Sek.) sowie der WM-Dritten Michaela Kirchgasser (1,16). Für Brignone, 2011 Vizeweltmeisterin im Riesentorlauf, war es der vierte Weltcup-Sieg ihrer Karriere, der erste in der Kombination.

APA (AFP)

Ein solcher fehlt Kirchgasser noch, am Sonntag hat sie in der letzten Kombi der Saison auf derselben Piste eine weitere Chance. Die Salzburgerin war bereits nach dem Super-G hinter Abfahrtsweltmeisterin Stuhec und Brignone auf Platz drei gelegen. “Es war wirklich ein brutal schwerer Slalom. Ich bin überhaupt nicht reingekommen, habe nur gekämpft. Dass Federica und Ilka so einen guten Slalom fahren, hätte ich mir nicht gedacht”, lautete die erste Reaktion von Kirchgasser im Ziel.

Neben der 31-Jährigen durfte auch ihre ÖSV-Teamkollegin Elisabeth Kappaurer zufrieden sein. Die 22-jährige Vorarlbergerin eroberte als Elfte erstmals Weltcup-Punkte. “Ich bin hier letzte Woche schon Europacup gefahren und wusste, dass ich gut drauf bin. Vor allem im Super-G habe ich mit dem zehnten Platz eine gute Leistung gebracht. Ich bin megaglücklich”, betonte Kappaurer.

Das Rennen fand aufgrund des Warmwetters im Vorfeld unter extrem fragwürdigen Bedingungen statt. Nach Ausfällen der ersten drei Läuferinnen im oberen Teil wurde der Super-G zunächst sogar abgebrochen. FIS-Renndirektor Atle Skaardal beschloss daraufhin, das Zauchensee-Ersatzrennen mit einstündiger Verspätung auf verkürzter Strecke vom Reservestart neu auszutragen. Für die Schweizerin Denise Feierabend kam diese Entscheidung zu spät, sie musste nach ihrem Sturz mit dem Ackja geborgen werden.

“Der Zustand der Piste ist schrecklich, sie ist viel zu weich”, schimpfte Weltcup-Spitzenreiterin Mikaela Shiffrin, die so wie ihre US-Teamkolleginnen Lindsey Vonn und Laurenne Ross auf ein Antreten verzichtete. “Wenn man hier mit mehr als 110 km/h fährt, wird es richtig gefährlich. Bei solchen Bedingungen hat sich Lindsey in Schladming (bei der WM 2013) folgenschwer verletzt und viele andere Läuferinnen auch. Jeder Schwung auf diesem instabilen Untergrund ist extrem gefährlich, dieses Risiko wollte ich nicht eingehen. Man hätte das Rennen absagen müssen”, sprach die 21-jährige Serien-Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Slalom Klartext.

Auch Weltcup-Rekordsiegerin Vonn hatte sich für eine Absage stark gemacht. “Aber man hat nicht auf mich gehört”, sagte die 32-Jährige. “Das war heute zu gefährlich, vor allem für die Läuferinnen mit hohen Nummern.” Kirchgasser, die als Athletensprecherin in diesem Rennen fungierte, hatte Verständnis für diese Kritik. “Es war logisch, dass das eine Frühlingspiste wird, wenn es gestern 23 Grad unten und 18 Grad oben hat, das tut keiner Piste gut”, erklärte die WM-Dritte. “Ich habe aber auf die Trainer vertraut und mich da richtig ‘runtergehaut’.”

Mit dieser Einstellung überraschte Kirchgasser mit der drittbesten Super-G-Zeit, nur 0,69 Sekunden fehlten ihr bei Halbzeit auf Stuhec, die unantastbar war. “Ich war im Ziel absolut überrascht, dass meine Fahrt so gut war. Denn teilweise habe ich mich gefürchtet, weil es so weich war. Und da auch Salz gestreut wurde, war es sehr schlagig. Da hatte ich Angst, dass es mir die Ski verschlägt”, gestand Kirchgasser.

In der Kombi-Wertung baute Stuhec ihre Führung aus und liegt nun 40 Zähler vor Brignone, die bisher nur in Riesentorlauf und Super-G im Weltcup gewonnen hatte. “Ich habe vom ersten Slalomtor versucht zu attackieren und das durchzuziehen. Das ist mir gelungen. So steile Slalomhänge liegen mir”, erklärte die Siegerin. Kirchgasser hat als Dritte mit 75 Punkten Rückstand auch noch eine Außenseiter-Chance auf die kleine Kristallkugel. Gleiches gilt für Weltmeisterin Wendy Holdener, die Vierte wurde und die Veranstalter ihres Heimrennens kritisierte: “Das war sicher keine gute Werbung für den Damen-Skisport.”

FIS-Renndirektor Atle Skaardal rechtfertigte die Entscheidung, das Rennen durchzuziehen, und kritisierte die teils heftige Kritik der US-Stars. “Nachdem wir den Start nach unten verlegt haben, ist es sehr gut gegangen. Die Piste war gut, ich bin nach der Nummer 62 runtergerutscht”, erklärte der Norweger.

Die Stürze der ersten drei Läuferinnen, die zum Abbruch und der Verlegung zum Reservestart geführt haben, wären nicht auf die Pistenverhältnisse zurückzuführen gewesen. “Dass die Schneeverhältnisse schlecht waren, stimmt nicht. Das war ein Geschwindigkeitsproblem und ein Besichtigungsproblem und noch dazu wurde es unterschätzt. Wenn wir Abfahrt fahren, springen wir auf dieser Welle gar nicht, heute war es ein Sprung dort, das haben wir alle übersehen”, erklärte Skaardal.

Die vor allem via sozialen Medien heftig geäußerte Kritik der US-Läuferinnen konnte er nicht verstehen. “Ich finde es war sehr unseriös, in dieser Art und Weise zu reagieren. Wir nehmen gerne Kritik an, aber es muss realistisch sein. Sie sind da schon sehr weit gegangen. Wenn man das Rennen dann gesehen hat, dann war es eine gute alpine Kombination”, meinte er. Allerdings war der Renndirektor auch froh, dass für die Nacht und den Samstag tiefere Temperaturen angesagt waren: “Alle Minusgrade sind willkommen”.

Paul Kristofic, Cheftrainer des US-Frauenteams, verteidigte die Entscheidung von Vonn und Shiffrin. “Wir haben Athletinnen in der ersten Gruppe, die viel zu gewinnen und viel zu verlieren haben. Wir hatten schon viele Verletzungen im Team, wir sind daher sehr vorsichtig. Wir haben diskutiert und sind gemeinsam zu der Entscheidung gekommen, das Risiko nicht einzugehen. Am Ende ist es die Entscheidung der Sportler und wir unterstützen sie dabei”, erklärte Kristofic.

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