von ts 07.12.2015 11:30 Uhr

„Lega will mit Casapound nichts zu tun haben“

In der Freitagsausgabe der Tageszeitung Dolomiten wurde ein Bild abgedruckt, auf dem man den Bürgermeisterkandidaten der Lega Nord, Carlo Vettori, neben dem Casapound-Anführer Andrea Bonazza sieht. Die Dolomiten wirft der Lega eine fehlende Distanzierung zu den Neofaschisten vor. UT24 hat nachgefragt.
v.l.n.r.: L. Nevola (Lega), C. Vettori (Lega), S. Stocker (Freiheitliche); Ausschnitt Dolomiten 4.12.2015 - Collage: Unsertirol24

UT24: Herr Vettori, die Tageszeitung „Dolomiten“ wirft Ihnen eine fehlende Distanzierung gegenüber Casapound vor. Was sagen Sie dazu?
Carlo Vettori: Wenige Tage nach dem Rücktritt des damaligen Bürgermeisters Spagnolli [Anm. d. Red.: Ende September] habe ich eine Pressekonferenz einberufen, bei der ich klipp und klar gesagt habe, dass wir mit den Faschisten von Casapound nichts gemeinsam haben und gegensätzliche politische Ansichten haben. Ich sage es noch einmal: mit Casapound will die Lega nichts zu tun haben.
Ich verstehe die Dolomiten nicht ganz. Wahrscheinlich wussten sie nicht, wie sie ihre Seiten füllen sollen – Sommerloch im Dezember (lacht)

UT24: Die Dolomiten hat ein Bild veröffentlicht, das Sie mit Casapound-Anführer Andrea Bonazza zeigt. Wie und wann kam es zu diesem Foto?
Vettori: Das Interessante am Bild ist, dass es in einem ganz anderen Zusammenhang gemacht wurde, als die Dolomiten suggerieren möchte. Ich war – wie viele Bozner Bürger – bei der Einweihung der Anton-Schiestl-Tafel [wir berichteten] am Bozner Pfarrplatz dabei. Diese Veranstaltung war mir sehr wichtig, weil ich den Gründer der Bozner Zivilgesellschaft gebührend ehren wollte. Was man im Bild der Dolomiten nicht sieht, weil man im Ausschnitt nur den Oberkörper abgebildet hat, sind meine Lederhosen, die ich an jenem Tag mit Freude und Stolz getragen habe. An der Einweihung nahmen zahlreiche Persönlichkeiten der Lokalpolitik teil: unter anderem der damalige Vizebürgermeister Klaus Ladinser, die Landtagsabgeordneten Pius Leitner, Sigmar Stocker und Helmuth Renzler, die damalige Gemeinderätin Sylvia Hofer, Altlandeshauptmann Luis Durnwalder und die ehemalige Landtagsabgeordnete Eva Klotz. Es waren auch mehrere Abordnungen der Feuerwehr und der Schützen dabei, was mich sehr gefreut hat. Kurzum: ich stand Seite an Seite mit verschiedenen Menschen, die ich schätze, mit denen ich mich gerne austausche, weil es Leute sind, die – so wie ich – ihre Südtiroler Heimat lieben. Als freier Bürger war bei der Einweihung der Tafel auch Andrea Bonazza dabei – warum auch nicht, das kann ihm keiner verbieten.
Sind also alle Politiker, die dabei waren, laut Dolomitenlogik plötzlich Freunde von Casapound? Will die Dolomiten ernsthaft suggerieren, dass Eva Klotz Sympathien für Casapound hegt? (lacht)

UT24: Ist es denkbar, dass Sie bei den Gemeindewahlen in Mai ein Bündnis mit Casapound eingehen?
Vettori: Wer die Südtiroler Landeshauptstadt regieren möchte, dem muss ganz klar sein, dass der Faschismus ein Übel ist, das bekämpft und ausgerottet werden muss. Ich bin gewiss kein Linker, aber ich habe eine europäische Vision, gewiss keine faschistisch-nationalistische. Nochmal: die Lega Nord will mit Casapound nichts zu tun haben.

UT24: Bei Salvinis Auftritt am Donnerstagabend waren vier Landtagsabgeordnete der Freiheitlichen anwesend [wir berichteten]. Ist für Sie eine Koalition bei den nächsten Gemeindewahlen mit den Freiheitlichen vorstellbar?
Vettori: Ich bin offen für Gespräche mit allen politischen Kräfte, die eine Alternative zum PD, den Grünen und den Linken sein möchten. Deshalb gerne mit der SVP, den Freiheitlichen und den italienischen Parteien, die sich für unsere Heimat Südtirol und unsere Autonomie einsetzen.

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