von fe 06.04.2020 18:47 Uhr

Übereifrige Carabinieri: „Ich bin noch nie so zusammengeschissen worden“

Immer wieder fühlen sich Bürger während der Coronakrise von den Ordnungskräften ungerecht oder respektlos behandelt. UT24 liegen zwei besonders eklatante Fälle aus Völs am Schlern vor.

Symbolbild - Foto: Carabinieri

Ausgerechnet im Heimatdorf des Landeshauptmanns handeln die Carabinieri offenbar übereifrig. Dabei war es Arno Kompatscher selbst, der noch vor wenigen Tagen eine Lanze für die Ordnungskräfte brach und öffentlich bestätigt hatte, dass kurze Spaziergänge erlaubt seien. Ebenso, dass nicht mit dem Meterband die Entfernung zur Wohnung nachgemessen werde (UT24 berichtete).

„Ich will dich heimrennen sehen“

Eine Aussage, die auch eine Völser Bürgerin so im Kopf hatte. Die Frau war vor einigen Tagen in ihrem Heimatdorf spazieren. Alleine und mit Mundschutz, wie sie beteuert. Rund fünf Gehminuten von ihrer Wohnung entfernt, hielten die Ordnungshüter die Völserin an. „Das ist kein Spiel, du musst zuhause bleiben (non è un gioco, devi stare a casa)“, habe man sie zunächst angebrüllt. Mit einem zivilisierten Gespräch hatte das, was dann folgte, offenbar wenig zu tun.

„Ich bin noch nie so zusammengeschissen worden. Ich wurde behandelt wie ein kleines Kind“, sagt die Frau zu UT24. Der Beamte habe außerdem seine Hand an seiner Dienstwaffe gehabt. „Will er mich erschießen?“. Dieser Gedanke sei ihr in diesem Moment durch den Kopf geblitzt. Trotz Strafandrohung kam die Frau am Ende ohne eine Geldbuße davon, dafür sei sie aufgefordert worden, nachhause zu rennen („adesso ti voglio vedere correre a casa“). Eine Beschwerde-E-Mail an den Landeshauptmann sei unbeantwortet geblieben.

Bürger legt Rekurs ein

Finanziell nicht so glimpflich davon gekommen ist hingegen ein anderer Bürger aus Völs. Die Carabinieri brummten dem Mann eine Strafe von 400 Euro auf (280 Euro bei Zahlung innerhalb 30 Tagen). Der Grund: Er hat sich mit seinem Kind am Peterbühelweg, unter Einhaltung der Verhaltensregeln, die Beine vertreten. Auch er befand sich laut eigener Aussage nicht weit von seinem Wohnhaus entfernt.

„Es ist nicht ausgelegt worden, wie weit man sich vom Wohnort entfernen darf“, sagt der Mann zu UT24. Im Strafbescheid, welcher UT24 vorliegt, ist offiziell davon die Rede, dass er sich laut Beamten in einem öffentlichen Park aufgehalten haben soll („cosa fa lei in un parco pubblico? Deve stare a casa“), „Dabei ist der Peterbühelweg gar kein öffentlicher Park, sondern alpines Grün“, sagt der Bürger. Der Familienvater wandte sich daraufhin an den Bürgermeister und schrieb einen Brief an den Landeshauptmann. Am Ende reichte er einen Rekurs beim Regierungskommissär ein. „Ich finde die Leute sollen sich wehren und nicht alles schlucken“, sagt der Völser.

Bürgermeister: „Carabinieri sind sehr restriktiv unterwegs“

Auch der Bürgermeister von Völs, Othmar Stampfer, weiß von ausgestellten Strafen, weil sich Bürger angeblich zu weit von zuhause entfernt hatten. „Die Carabinieri sind sehr restriktiv unterwegs. Man hat versucht, das Gespräch zu finden. Uns wäre es nämlich wichtig, dass man schon ein wenig mit Weitsicht arbeitet”, sagt Stampfer auf Anfrage von UT24. „Jeder einzelne muss seinen Rekurs beim Regierungskommissär machen. Wir als Gemeinde dürfen dagegen gar nicht vorgehen. Das ist vom Gesetz her nicht vorgesehen“.

Eine Anfrage bei der Pressestelle der Carabinieri blieb unbeantwortet.

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  1. 07.04.2020

    “ci siamo in Italia ” Nach diesen Motto will man uns angeblich
    “Rückständigen Bergvolk ” zeigen, wo der Hammer hängt. Die Karpf, sollten bervor Sie Schimpfen, die deutsche
    Sprache lernen, damit man Sie auch versteht!

  2. TikTakTikTak
    06.04.2020

    Gott, oh Gott, liebe Süd-Tiroler. Was muß denn noch so passieren um endlich aufzuwachen und diese Kaste abzuwählen? Muß noch ein radioaktiver Supergau passieren, damit auch der letzte Friede-Freude-Eierkuchen Spitzbua vom jahrelangen Winterschlaf erweckt?
    Aber ich sage immer…. wenn das Volk es nicht ändern will, dann wird es wohl so zufrieden sein. Hauptsache Äpfel und Wein gedeihen, dann ist die kleine Welt zwischen den Bergen in Ordnung.

  3. Diandl
    06.04.2020

    Was hat Corona mit dem Pflanzenschutz zu tun?
    Italien mit seinen vier Polizeieinheiten hat Kontrolleure in Hülle und Fülle, um die Bürger auf Schritt und Tritt zu überwachen. Zudem ist auch die Freiwillige Feuerwehr freundlicherweise eingesprungen, um die Polizeibeamten beim Kontrollieren zu unterstützen.
    Ein Bauer fuhr mit seinem Traktor und Sprühgerät durch das Dorf, um zu seiner Wiese zu gelangen. Dabei geriet er in eine Kontrolle, durchgeführt von Forstbeamten. Ihnen ging es jedoch nicht darum, seinen Passierschein oder seinen Mundschutz zu überprüfen, sie hatten es auf den Aufkleber am Sprühgerät abgesehen, der Auskunft darüber gibt, ob der Landwirt sein Sprühgerät regelmäßig von einer autorisierten Sprüherprüfstelle überprüfen läßt.
    Wollen Staat und Land bei uns chinesische Verhältnisse einführen?

  4. HannesT
    06.04.2020

    Da können einige Ordnungskräfte wieder mal den großen Wachmann spielen. Wenn es in ganz Italien so genau genommen würde… Die Landesregierung sollte sich mehr an Östereich orientieren, die Lockern nach Ostern wieder auf. Denn was nützt einem die Gesundheit wenn dann die Existenz zerstört ist. Und nur den Gelddrucker anschmeisen funktioniert auch nur bedingt…


  5. 06.04.2020

    Der Landeshauptmann hat sicher keine Zeit sich um die Belange einzelner Bürger zu kümmern, schließlich ist er jetzt als Krisenmanager zu höherem berufen. Was interessiert den LH welche Probleme die Bevölkerung mit dem Wegfall jeglicher Rechte hat. Es müssen nur die verwirrenden Zahlenspiele stimmen, die tagtäglich für Verunsicherung sorgen.
    Versprechungen jeglicher Art machen diese Politiker zu genüge.
    Ich kann es nicht mehr ertragen.

  6. Gamsbart62
    06.04.2020

    Dafür hobm jo die Migrantn Norrnfreiheit…

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