von gru 10.08.2017 11:50 Uhr

Prags: Opfer und Helfer verhöhnt

Eine Welle der Solidarität ergießt sich über Opfer und Helfer von Prags. Doch selbst in der Not geht es nicht ohne Seitenhiebe gegen Südtirol, die deutsche Sprachgruppe und die Autonomie.

Ungerechtfertigte Kritik gegen Helfer und Opfer. Bild: Landesfeuerwehrverband Südtirol. Fotomontage: UT24.

 

„Vergelts Gott!“, „Hut ab!“, „Siete grandi!“, „ganz tolle Leistung Jungs!“,… solche Kommentare kann man dieser Tage zu hunderten auf den Facebook-Seiten der Südtiroler Medien lesen, die laufend über die Murenkatastrophe und die Aufräumungsarbeiten in Prags und ganz Südtirol berichten.

Helfer im Fokus

Fotos, Videos und Zeitungsausschnitte werden dort gepostet und zeigen eindrucksvoll, welche Kraftakte gerade von hunderten freiwilligen Helfern vollbracht werden.

Auch auf der Facebook-Seite von „Südtirol Digital Fernsehen“ (SDF) ging gestern ein Video online, das von den Aufräumungsarbeiten berichtete und den Direktor der Landesagentur für Bevölkerungsschutz, Rudolf Pollinger, ausführlich zu Wort kommen ließ.

Spott und Hohn

Für große Empörung sorgten unter den Lesern jedoch die Kommentare, die ein Nutzer mit dem Namen „Marco Barbazeni“ unter dem Video des Fernsehsenders hinterließ.

Mit derart heftigem Gegenwind von Bürgern beider Landessprachen hatte der Mann jedoch nicht gerechnet und seine Kommentare umgehend gelöscht sowie sein Profilbild geändert. Doch zu langsam, zumindest eine seiner Aussagen war bereits mit einem Screenshot festgehalten worden:

Es blutet mir das Herz, in Italien zu sein und eine fremde Sprache reden zu hören, ich möchte wissen, in welcher Sprache sie um Schadenersatz für die Unwetterschäden angesucht haben?

Südtiroler stehlen Steuern

Eines der beliebtesten Ressentiments gegen die Südtiroler und deren Autonomie durfte auch nicht fehlen, indem er auf die angeblichen italienischen Steuergelder anspielte, welche hierzulande gestohlen würden. Auch dieser Kommentar ist nach heftiger Empörung der anderen Leser verschwunden.

Offenbar verwirrt durch die geschlossene Front von Ablehnung quer durch die Sprachgruppen, versuchte Barbazeni Unterstützung auf einer Nostalgie-Facebook-Gruppe ehemaliger Militärdienstleistender der Kaserne in Welsberg zu finden. Hier postete er wenige Stunden später ein Video von den Unwettern mit dem Kommentar:

Er erhielt auf seine Aussage eine Antwort von einem italienischen Landsmann, mit der er wohl ebenfalls nicht gerechnet hatte:

Ich denke mir, wenn dieses Ereignis in gewissen Gebieten unseres wunderbaren Landes [Italien, Anm. d. Red.] eingetreten wäre, würde man wahrscheinlich viele beim Jammern und wenige beim Arbeiten sehen.

(Sto pensando se questo evento fosse accaduto in certe zone del nostro meraviglioso paese, probabilmente si vedrebbero tanti a lamentarsi e pochi a lavorare.)

Die Freiwilligen

Die Freiwilligen Feuerwehren in Süd- und Welschtirol haben in diesen Tagen unentgeltlich großartige Arbeit geleistet und dafür unzählige Dankes- und Solidaritätsbekundungen aus der Bevölkerung geerntet.

Undenkbar wären hierzulande Zustände wie in Sizilien, wo erst vor wenigen Tagen 15 Hilfsfeuerwehrmänner aufgeflogen waren, die falsche Alarme ausgelöst hatten, um eine Ausrückungsprämie des Staates von 10 Euro die Stunde zu kassieren.


 

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