von ih 13.09.2016 00:01 Uhr

Jagd in Südtirol: Respekt vor Wild und Natur

Die Jäger sind in Südtirol nicht mehr wegzudenken. Von vielen Menschen lediglich auf den Bereich der Jagd reduziert, leistet insbesondere der Südtiroler Jagdverband einen wertvollen Beitrag, der der gesamten Bevölkerung zu Gute kommt. UT24 hat sich daher dazu entschlossen, mit dem Jagdverband persönlich ins Gespräch zu treten, um die Tätigkeit, sowie die Aufgabenbereiche der Südtiroler Jäger näher kennenzulernen.

Jäger fangen Steinwild an, um es neu anzusiedeln - Foto: Jagdverband

Der Südtiroler Jagdverband fungiert als Zusammenschluss und Interessensvertretung aller Südtiroler Jägerinnen und Jäger und hat aktuell um die 6.000 Mitglieder im ganzen Land. Seine Haupttätigkeit ist in erster Linie jene, welche vom Landesjagdgesetz vorgesehen ist: nämlich die Verwaltung und Koordinierung aller 145 Südtiroler Jagdreviere, sowie deren Aufsicht.

Ebenso kümmert sich der Verband um die Ausgabe von Jagdkarten für die gesamten Reviere, sowie die Versicherung der Jägerinnen und Jäger, damit diese im Schadensfall abgesichert sind. Anderorts ist es Aufgabe der Jäger selbst, eine solche Versicherung für sich abzuschließen.

Jäger als „Schützer der Landwirtschaft“

Einen für das Land besonders wichtigen Beitrag leistet der Jagdverband beispielsweise in stetiger Zusammenarbeit mit dem Land Südtirol, so der Direktionsassistent des Südtiroler Jagdverbandes, Benedikt Terzer.

Gerade dann, wenn Murmeltiere, Wildschweine oder auch Füchse große Schäden auf den Feldern von Bauern anrichten, werde Jägern der Abschuss dieser Tierarten durch sogenannte Sonderdekrete erlaubt, um die für das Land Südtirol so wichtige heimische Landwirtschaft nicht zu gefährden. Ein Ernteausfall oder gefährliche Verletzungen von Weidetieren, sind hier nur einige Fälle, denen man dadurch versucht vorzubeugen.

„Radikale“ Gruppierungen, welche den Jägern in dieser Hinsicht ideologisch jedoch nicht gut gesinnt sind, würden diese für die Landwirte so essentiellen Hilfsmaßnahmen allerdings immer wieder durch Rekurse aufhalten und stoppen: da es sich in den meisten Fällen um nicht für die Jagd vorgesehene Tierarten handeln würde. Terzer vom Jagdverband entgegnet jedoch im Gespräch mit UT24: „Diese Sonderdekrete greifen  ja nur dann, wenn auch wirklich eine Gefährdung für die Landwirtschaft vorliegt. Das Land lässt ja nicht überall auf Murmeltiere schießen!“. Doch auch in dieser Angelegenheit konnte bereits im April dieses Jahres durchgesetzt und klarstellt werden, dass besagte Sonderdekrete in Ordnung seien, da sie dem Schutz der Landwirtschaft dienen.

Staat beschneidet autonome Kompetenzen der Südtiroler Jagd

In Hinblick auf die Fuchsjagd hat der Jagdverband auch immer wieder mit staatlichen Einschnitten zu kämpfen. Gerade der Fuchs hat in den letzten Jahren in Südtirol eine starke Zunahme erfahren. Laut dem Südtiroler Jagdgesetz ist die Jagd auf den Fuchs vom 1. Juli bis zum 15. Dezember vorgesehen. Doch dieses Jagdgesetz scheint vor allem Italien ein Dorn im Auge zu sein.

Nachdem der Landtag im Jahr 2011 einen Versuch gestartet hat, das Landesjagdgesetz abzuändern, um die Jagd ein wenig auf die Winterzeit auszudehnen (31. Jänner), hatte dies die italienische Regierung auf den Plan gerufen. Der Ministerrat in Rom hat das Südtiroler Gesetz nämlich angefochten, worauf der Verfassungsgerichtshof diese Regelung für „verfassungswidrig“ befunden hat. Südtirol habe sich nämlich an der italienischen Richtlinie anzupassen, welche die Fuchsjagd ab dem dritten Sonntag im September bis zum 31. Jänner vorschreibt. Ein herber Einschnitt für die Südtiroler Jäger – schließlich sei die Situation in Südtirol nicht zwingend mit jener in Italien zu vergleichen.

„Bereits seit 30 Jahren fällt der Verfassungsgerichtshof immer wieder Urteile, die auf die Südtiroler Interessen des Jagdwesens abzielen, um die staatlichen Verordnungen durchzusetzen. Davon sind jedoch auch andere Regionen mit Sonderstatut, wie Sizilien oder Aosta betroffen“, so Terzer.

Die Jagd als „soziale Einrichtung“

Heinrich Aukenthaler, Geschäftsführer des Südtiroler Jagdverbandes nennt im Gespräch mit UT24 ein für ihn wesentliches Argument für die Jagd in Südtirol: Das erbeutete Wild wird nämlich stets einer vernünftigen Verwertung zugeführt – sehr gut zu sehen sei dies etwa am Beispiel des Wildbrets.

„Das Wildbret bereichert unsere Küche als wertvolles und naturbelassenes Nahrungsmittel. In Zeiten der zunehmenden Skepsis gegenüber allen möglichen umgewandelten Nahrungsmitteln, sticht dieses Wildbret hier sicherlich besonders hervor“, so Aukenthaler.

Außerdem betreiben die Südtiroler Jäger die Jagd stets nach alten Bräuchen und Traditionen. Hierzu zählen für Aukenthaler besonders auch Rituale, welche den stetigen Respekt gegenüber dem Wild und der Natur hervorheben. Die Jagd müsse laut dem Geschäftsführer nämlich stets nach ethischen Gesichtspunkten ausgeübt werden.

Heinrich Aukenthaler: „Große Verantwortung ist uns bewusst“

„Wir sehen unsere Tätigkeit auch als eine große Verantwortung, denn wir müssen schauen, dass es immer ein angemessenes Gleichgewicht zwischen Lebensraum und Wild gibt. Der Gesetzgeber sagt uns auch, dass wir immer die Interessen der Forst- und Landwirtschaft im Auge behalten müssen“, unterstreicht der Geschäftsführer des Jagdverbandes.

Anders als es manchmal gesehen werde, empfindet der Jagdverband die Jagd als solche nicht als Privileg. Es herrscht in Südtirol nämlich seit Jahren ein sogenannes „soziales Jagdsystem“ vor.

„Dieses bietet allen Menschen aus der Südtiroler Bevölkerung die Möglichkeit, die Jagd zu relativ günstigen Bedingungen auszuüben, sofern sie die nicht ganz einfachen Jägerprüfungen bestehen. Anderswo ist die Jagd eine Geldangelegenheit und somit eine elitäre Angelegenheit, welche nur wenigen zugänglich ist. Das möchten wir unbedingt auch so erhalten“, so Aukenthaler.

Rettung des bedrohten Steinwild

Eines der wichtigstes Projekte des Jagdverbandes, welches seine breitgefächerte Tätigkeit aufzeigt, stellt für Terzer und Aukenthaler etwa das Projekt „Steinwild“ dar. Das Steinwild zählte über Jahrhunderte zu einem der meistgejagtesten Wildarten, sodass es in manchen Gegenden bereits im 18. Jahrhundert regelrecht ausgerottet wurde.

Nur in sehr wenigen Gebieten konnte das Steinwild in einer kleinen Anzahl überleben. Die Südtiroler Jäger haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, aus den wenig vorhandenen Stück Steinwild, welche man in den 70er Jahren aus der Schweiz importiert hat, den gesamten Alpenraum, vor allem in Südtirol, wieder mit dem Steinwild zu bevölkern.

Und so ist der Jagdverband nach wie vor dabei, Steinwild einzusammeln, um es in jenen Gegenden neu anzusiedeln, in dem es nur sehr selten vorkommt – hierzu zählt beispielsweise das Sarntal. Innerhalb kürzester Zeit kam es bereits wieder zu Sichtungen weit über das ganze Land verbreitet, was einen großen Erfolg für die Arbeit der Südtiroler Jäger darstellt.

Soziales Engagement der Südtiroler Jäger

Einen besonders wichtigen Beitrag leisten die Jäger in Südtirol etwa bei schulischen oder außerschulischen Veranstaltungen im ganzen Land. Hierzu erreichen den Jagdverband immer wieder Anfragen von Schulklassen und/oder interessierten Lehrpersonen, welche sich über das Wild im Allgemeinen für schulische Zwecke informieren.

Benedikt Terzer hebt hier u.a. auch das Jungschützenzeltlager hervor, welches kürzlich in Altrei im Unterland stattfand (UT24 berichtete). Zu diesem Anlass stand der Wildbiologe des Jagdverbandes, Lothar Gerstgrasser den interessierten Jungschützen Rede und Antwort. Die Rückmeldungen hierzu seien sehr postiv gewesen.

Aber auch die Wildunfälle sind ein wichtiger Faktor, den sich die Jäger auf die Fahnen geschrieben haben, um diese zu vermeiden, wo es nur geht. Hierzu wird vonseiten des Jagdverbandes jeder Wildunfall genauestens analysiert und charakterisiert, um zu sehen, wo präventiv eingegriffen werden kann. Hierzu werden sehr oft Reflektoren auf den betroffenen Straßenabschnitten angebracht, berichtet Terzer.

Alles in allem stellt der Südtiroler Jagdverband eine breit aufgestellt Institution dar, welche nicht alleinig auf das Jagen selbst beschränkt ist, sondern in vielen Bereichen einen wertvollen Beitrag für die Südtiroler Gesellschaft leistet.

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