von ts 28.02.2016 14:07 Uhr

Eindrücke vom Autonomiekonvent in Neumarkt

Am Samstag, 27.2. fand die Open Space Veranstaltung des Autonomiekonvents in Neumarkt statt. Etwa 120 Bürger kamen in die Neumarkter Mittelschule, um ihre Zukunftswünsche für Südtirol darzulegen.
Die Open Space Veranstaltung in Neumarkt - Bild: twitter.com/konvent_bz

Etwa 120 Bürger, großteils aus dem Südtiroler Unterland, kamen am Samstag in die Mittelschule von Neumarkt. Es waren überraschend viele junge Teilnehmer dabei, obwohl gleichzeitig in Bozen der Jugend-Autonomiekonvent stattfand.

Dolmetscherinnen

Die Diskussionen wurden in der jeweiligen Muttersprache abgehalten, was problemlos funktionierte. Die vier bereitgestellten Dolmetscherinnen hatten erwartungsgemäß wenig zu tun: lediglich zwei italienische Herren nahmen die Dienstleistung in Anspruch – darunter ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der EURAC.

Themen

Die Diskussionsrunden behandelten wieder eine Vielfalt an Themen, von einer eigene Landespolizei, über den Brennerbasistunnel als Gefahr für das Unterland, Schutz des Proporzes, Steuerhoheit, über muttersprachlichen Unterricht, den Freistaat Südtirol, das Vaterland Österreich bis hin zur Gemeindenautonomie.

Diskussionsniveau

Wie bereits bei vergangenen Open Space Veranstaltungen, wurde auch diesmal die

gute Diskussionskultur,

wie sie Georg aus Nals bezeichnet, gelobt.

Elisabeth aus Tramin meinte:

Es wurde auf Augenhöhe diskutiert, unterschiedliche Meinungen wurden respektiert, es ist gerecht zugegangen.

Ihre Freundin Maria, ebenfalls aus Tramin, war derselben Meinung:

Es wird wirklich sachlich über auch schwierige Themen diskutiert, jede Meinung zählt, jede Meinung wird angehört, jede Meinung wird auch protokolliert. Das finde ich ganz wichtig und ganz toll.

Jörg aus Kurtatsch sagte dazu:

In den Gruppen, bei denen ich dabei war, war das Diskussionsniveau sehr gut, jeder hat jeden ausreden lassen, niemand ist angegriffen worden, jeder hat seine Position vorgebracht. Mir hat es gut gefallen.

Positive Rückmeldungen

Das Fazit der Teilnehmer war sehr positiv.

Was mich erfreut, ist dass viele Leute da sind, die sich Gedanken über die Zukunft unseres Landes machen. Die Themen spiegeln das auch wider.

äußerte sich Martin aus Neumarkt dazu.

Liliana war aus Meran angereist, um aktiv mitmachen zu können:

Per me é stato molto interessante. Trovo che gli Open Space siano delle occasioni favolose, perché italiani e tedeschi si possono incontrare.

Elisabeth aus Tramin sagte:

Ich habe gute Eindrücke gesammelt. Ich finde es gut, dass die Bürger, nicht nur die Politiker, auch zu Wort kommen können und dass jeder seine Meinung sagen kann. Ich fand es toll, dass man in den Gesprächsrunden mit den Leuten diskutieren konnte.

Ähnlich sah es Armin aus Kurtatsch:

Ich hatte bei der Open Space Veranstaltung ein gutes Gefühl. Ich glaube, dass die Bereitschaft da ist, für die Zukunft Südtirols mitzuarbeiten. Ich glaube auch, dass eine Konsensbereitschaft da ist, weil die Zukunft Südtirols allen drei Volksgruppen wichtig ist. Ich finde es gut, dass alle Gesellschaftsschichten vertreten sind.

Bürger wollen Wünsche umgesetzt sehen

Durch die Bank äußerten alle Teilnehmer die klare Erwartung, dass ihre Wünsche von der Politik auch berücksichtigt werden,

…denn sonst waren ja die Zeit und die Mühen, welche die Bevölkerung auf sich genommen hat, umsonst, wenn nachher die Themen, die bei den Veranstaltungen erarbeitet wurden, nicht diskutiert und weitergebracht werden. Denn der Souverän sollte ja das Volk sein.

wie Georg aus Nals meinte.

Ebenso deutlich war Martin aus Neumarkt:

Ich erwarte mir, dass die Wortmeldungen, die Protokolle kommentarlos so weitergereicht werden und das diesen im Forum der 100, im Forum der 33 und im Landtag dann Rechnung getragen wird. Denn sonst hatte alles keinen Sinn. Jeder hatte die Möglichkeit, zu kommen und sich einzubringen.

Jörg aus Kurtatsch sagte:

Mein Wunsch ist, dass das was in den Open Space Veranstaltungen rauskommt, von den Politikern wahrgenommen wird, dass es im Autonomiestatut festgehalten wird und aufgenommen wird, so dass wir zu einem unabhängigeren Südtirol kommen. Wenn wir weg von Italien kämen, würde alle Volksgruppen besser harmonieren, weil wir den nationalistischen Druck aus Rom nicht mehr hätten.

Zu einem Los von Rom bekannte sich auch Armin aus Kurtatsch:

Mein persönlicher Wunsch ist ein eigener, unabhängiger Staat Südtirol, wo sich alle drei Sprachgruppen auf Augenhöhe begegnen können.

Der junge Student befürchtet zudem bei Nichtbeachtung der Open Space Veranstaltungen eine neue Welle von Politikmüdigkeit:

Ich wünsche mir, dass die Forderungen, die beim Konvent ausgearbeitet werden, von der Politik auch umgesetzt werden, in Rom konsequent eingefordert und in das dritte Autonomiestatut eingearbeitet werden. Ansonsten würden die Garanten dieser Veranstaltungen, unsere Landtagspolitiker, dem Konvent nicht gerecht werden und das würde die Bürger politikmüde machen, wenn da keine Konsequenzen aus dem Konvent gezogen würden.

Lilianas primärer Wunsch ist ein besseres Zusammenleben der Volksgruppen:

Io spero che nasca una migliore convivenza, basata su delle regole che possano dare una maggiore giustizia nella vita quotidiana dei madrelingua tedeschi e dei madrelingua italiani che si sentano meno impediti da questa terra in cui si convive in due culture, in due lingue. Io sono dell’opinione che questa sia un’occasione meravigliosa per poter costruire una convivenza che dia a ognuno qualcosa di più.

Maria will die Forderungen, die bei den Open Space Veranstaltungen geäußert werden, auch umgesetzt sehen:

Ich hoffe, dass das, was wir heute zu Protokoll bringen, bei der Landesregierung und auch in Rom ankommt und auch angehört wird, damit wir das alles nicht umsonst getan haben.

Die Südtiroler Volksvertreter werden sich bald gehörig ins Zeug legen müssen, wenn sie die Wünsche ihres Arbeitgebers, die Bevölkerung Südtirols, ernstnehmen. Nicht umsonst durften sie als “Zaungäste” den Debatten beiwohnen.


 

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