von red 26.10.2015 11:11 Uhr

Bozen: Kunst- oder Fakemuseion?

Was macht eine Museumsdirektorin, in deren Museum, das sie verwaltet, ein Kunstwerk auf peinliche Weise zerstört wird? Es nicht an die große Glocke hängen.

Ganz anders Direktorin Letizia Ragaglia. Sie nutzt einen kuriosen Vorfall, bei dem angeblich ein Kunstwerk zerstört wurde für Werbezwecke und tröstet sich: „Das ist auch schon mit Werken von Joseph Beuys und Marcel Duchamp passiert.”

Was ist geschehen? Im Bozner Museum für moderne Kunst, Museion, hat sich offenbar ein kurioser Vorfall zugetragen. Das Museum selbst teilte mit, dass Reinigungskräfte fälschlicherweise ein Kunstwerk, bestehend aus Flaschen, Gläsern und Dekorationsartikeln, weggeräumt hätten.

Auf Facebook machte das Museion sogar noch Werbung mit dem Malheur und kündigte an, dass das Kunstwerk so bald wie möglich wieder aufgebaut werde. Denn, oh Wunder, das Putzpersonal räumte die Kunstinstallation zwar weg, entsorgte sie jedoch nicht.

Ein Fest in den Ausstellungsräumen eines Museums?
Laut dem Museum sollen die Putzfrauen das Kunstwerk für Reste eines Fests gehalten haben. Tatsächlich zeigen die Künstlerinnen Goldschmied & Chiari mit dem Werk „Dove andiamo a ballare stasera?“ 80er-Jahre-Partys italienischer Politiker.

Doch welche Putzfrau würde nicht zweimal fragen, ob es denn tatsächlich möglich ist, dass ein Fest mitten in den Ausstellungsräumen des Museums stattgefunden hat?

I precedenti illustri ci sono tutti, dalla vasca di Joseph Beuys alla porta di Duchamp. Questa mattina il personale… Posted by Museion Bozen-Bolzano on Samstag, 24. Oktober 2015

Während Museumsdirektorin Letizia Ragalia den Vorfall PR-mäßig bestmöglich auszuschlachten versucht, kritisieren die Mailänder Künstlerinnen das Museion. Sara Goldschmied sagte in der heutigen Ausgabe der Alto Adige: „Was hier passiert ist schwerwiegend … Ich will keine Polemik starten, aber für das Museion ist das wirklich die schlechtmöglichste Werbung.“

Werbung – ein gutes Stichwort. Immer wieder werden ähnliche Meldung von Museen bekannt. Sorgfältig aufgebaute Installationen werden dabei vom Putzpersonal als Müll identifiziert und entsorgt.

Die Geschichten sehen jedes Mal anders aus, eines haben sie unterdessen immer gemeinsam: Die Museen gelangen in die internationalen Schlagezeilen, für die Direktoren ein lukratives Versehen.

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