von st 08.10.2014 10:09 Uhr

Kompatscher: „Österreich ist mein Vaterland“

Wenn es politische Debatten in Südtirol erfordern, weiß Landeshauptmann Arno Kompatscher das Wort Selbstbestimmung geschickt zu umschreiben. Im Interview mit dem österreichischen Regionalblatt Kleine Zeitung fand er nun erstaunlich klare Worte.

Foto: LPA

„Der Großteil der Südtiroler ist unzufrieden mit dem Staat Italien. Das eint die Südtiroler paradoxerweise mit den meisten Italienern. Denn der Staat funktioniert wirklich nicht. Ganz Europa steckt in der Krise, und Italien trifft es besonders hart, weil dem Land jede Glaubwürdigkeit fehlt, seine Regierung könnte je die dringend notwendigen Reformen schaffen“, stellt der Landeshauptmann in einem Interview mit der Kleinen Zeitung vom 7. Oktober fest. Nicht nur in Südtirol fehle der Glaube daran, dass Italien sich reformieren und somit einen Lichtschimmer am krisengebeutelten Horizont Italiens erkennen lassen könnte.

Große Sympathie für Unabhängigkeitsbewegungen

Das Unabhängigkeitsreferendum in Schottland und die Bewegung in Katalonien hinterließen auch tiefe Eindrücke bei den Südtirolern. „Ich habe große Sympathie für Bewegungen, die nach mehr Eigenständigkeit streben“, meint Kompatscher. Selbstbestimmung und Eigenständigkeit sei auch immer eine Tiroler Eigenheit gewesen, auch von Wien nicht. Kompatscher weist darauf hin: „Unsere Reise ist nicht zu Ende, davon bin ich überzeugt.“

Dennoch spiele Österreich eine wichtige Rolle in Kompatschers politischen Bestrebungen. Rom stelle immer noch wichtige Kompetenzen der Südtiroler Autonomie in Frage. „Dagegen wehren wir uns“, verdeutlicht der Landeshauptmann. Aktuelles Beispiel seien die Finanzverhandlungen. Die Republik Österreich solle mit einbezogen werden. „Ihre Schutzfunktion muss sich künftig auch auf die Finanzregelung erstrecken“, erklärt Kompatscher.

Österreichische Minderheit in Italien

Österreich spielt allerdings nicht nur eine wichtige Rolle in Kompatschers politischen Ambitionen. „Österreich ist mein Vaterland“, antwortet er auf die Frage, welche Rolle Österreich für ihn persönlich spiele. Der Begriff Vaterland könnte für antiquiert oder veraltet gelten, „dies ändert aber nichts daran, dass wir die österreichische Minderheit in Italien sind und ich mich als Teil davon empfinde.“

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite