Florian Stumfall

23.02.2023

Totalitäre Klimabewegung

Wer annehmen wollte, die Erscheinung des Klima-Klebens erschöpfe sich in ebenso blödsinnigen, wie stets störenden und manchmal gefährlichen Aktionen, der wäre im Irrtum. Die Gilde der „Letzten Generation“ (LG) mit den schnellhaftenden Händen und den Tomatensuppen zur Anwendung in Museen verfügt außer solchen Utensilien auch über einen theoretischen Überbau. Angesiedelt in einer irrationalen Zwischen-Welt, halb Sekte, halb Ideologie, folgt sie einer Parole des Wladimir Iljitsch Lenin, die er in seiner programmatischen Schrift „Was tun?“ niederlegt hat und die lautet: „Ohne revolutionäre Theorie kann es auch keine revolutionäre Bewegung geben.“

Für sie heiligt der Zweck die Mittel: Aktivisten der Letzten Generation blockieren eine Straße (Foto: Zeitungsfoto.at).

Diese Gruppe also weist ganz in diesem Leninschen Sinne totalitäre Züge auf, wozu auch ein geeigneter Kodex gehört, die Werteordnung in einer Welt, in der man zwar von Werten viel reden hört, von deren Wirkung aber nicht viel verspürt. Auf dieser Liste des Edelmuts steht ganz oben ein Bekenntnis zur Gewaltfreiheit. Angesichts des Schadens an Mensch und Material, den die Kleber anrichten, ist das eine sehr kühne Behauptung, und man ist versucht, bereits diesen Punkt 1 als faulen Zauber zu bezeichnen.

Totalitär im Leninschen Sinne

Tatsächlich sind verschiedene Gerichte eben dieser Meinung, was sich dann in den Urteilen gegen Vertreter der „Letzten Generation“ niederschlägt. So ein Beispiel aus Berlin, das angesichts der Atmosphäre in dieser Stadt besonders erfreulich ist. Das Amtsgericht Berlin-Tiergarten stellte in seinem Urteil vom 30. August vergangenen Jahres Nötigung fest und erkannte zudem das Vorliegen physischer Gewalt. Dieses Urteil ist kein Einzelfall. In „Tichys Einblick“ vom 18. Januar dieses Jahres wird aus einem Urteil des Landgerichts Berlin zitiert. Der Richter erklärte in einer Berufungsverhandlung gegen einen Klima-Extremisten: „Sie haben Gewalt angewendet, um anderen Ihre Sicht aufzunötigen.“
Diese Sicht auf das Klima und alles, was damit zusammenhängen mag, ist zwar weitestgehend bekannt, aber dennoch nicht klar umrissen. Grundlage der Theorie nämlich ist die Aussage, dass in der Stratosphäre eine Schicht Kohlendioxid die von der Erde abgestrahlte Wärme reflektiert, sodass es zu einem Klima-Kollaps kommen müsse. Nun ist aber Kohlendioxid schwerer als Stickstoff, weshalb es tendenziell zu Boden sinken muss und keine Schicht hoch oben bilden kann. Soweit die Physik, über die einmal nachzudenken sich lohnen könnte.
Nun aber tritt eine allgemein gültige Tendenz des totalitär-ideologischen Denkens in Erscheinung. Die Teile der Wirklichkeit, die nicht ins Weltbild passen, werden nicht zur Kenntnis genommen. Dem dient auch eine Propaganda, die sich anderen Gegenständen zuwendet und dies so konsequent, dass eine Debatte über die Grundlagen überhaupt nicht mehr zulässig erscheint. Die Geschäftsgrundlage steht ehern fest. Auch der Umstand, dass in erdgeschichtlicher Zeit hier, wo sich heute Europa ausdehnt, die Wellen eines tropischen Meeres geschlagen haben, dass andererseits Millionen Jahre später weite Teile Europas von dickem Eis bedeckt waren, findet keine Berücksichtigung etwa in dem Sinne, dass man sich die Mühe machen wollte, einen Referenzwert für die Temperatur zu nennen, den man für den richtigen hält. Dagegen wird ein 1,5-Grad-Ziel ausgerufen, was in seiner Willkür eine völlig unwissenschaftliche Vorgehensweise offenbart.

Tolerant im Luxemburgschen Sinne

Doch man befindet sich ja im Bereich der Ideologie, die eine stete Prüfung der Umstände, nach welchen man handelt, nicht haben will. Auch hier übrigens ein Verstoß gegen die selbst erkorenen „Werte“ der LG, unter denen sich der Punkt „Hinterfragen und reflektieren“ findet. Womöglich ist dies sogar ernst gemeint, wenn auch nur insoweit, als man lediglich Vorgehensweisen oder die Taktik als diskutierbar erachtet, nie aber den ideologischen Kern der Sekte. Systematisch passt hierzu ein überraschendes Bekenntnis zur Vielfalt, bei dem es sich indes ebenso verhält wie das berühmte Zitat von Rosa Luxemburg, wonach die Freiheit immer die Freiheit des Andersdenkenden sei. Der Kontext ergibt, dass hier nur vom andersdenkenden Genossen die Rede ist, nicht etwa von einem Bürgerlichen. Und so ist die LG-Vielfalt eben nur der Spiegel feiner Schattierungen innerhalb desselben Weltbildes, an dessen Grundfesten niemand rütteln wird.
Zum unbestreitbaren geistigen Besitzstand totalitärer Ideologen gehört denn auch die Überzeugung davon, dass man sich im Besitz der Wahrheit befinde, in diesem Falle eben der Kenntnis meteorologischer Phänomene einschließlich der Gewissheit, wie sich diese entwickeln werden. Analog dazu wähnt sich der Sozialist im Besitz der Wahrheit über die Gesellschaft und ebenso über deren Zukunft. Das heißt der Historische Materialismus. Dieser Besitz der Wahrheit wird zudem als exklusiv verstanden – nur eine erwählte Elite hat daran teil, woraus dieser Elite Recht und Pflicht erwachsen, das Kommando über die tumbe Menge zu führen. Bereits hier setzt sich der Ideologe über Gesetz und Staat hinweg.

Gefährliche Bindung zwischen der Letzten Generation und den Grünen

Hieraus resultiert auch die Bereitschaft zu Straftaten. Denn die Rettung der Menschheit stellt gegenüber dem Strafgesetz das höhere Rechtsgut dar. Die Erretter der Menschheit dürfen alles – niemand soll sie in ihrem Tun behindern, und sollten sie auch die Peitsche schwingen und ihre Feinde in den Kerker werfen, so gebührte ihnen auch dafür Dank. Das ist die Radikalität der verführten Guten, die in dieser Welt nur ein erträumtes Ziel erkennen, nicht aber die Wirklichkeit.
Das wäre an sich schon gefährlich genug. Doch vollends bedenklich wird es, wenn die Verbindung von einer derart radikalen Gruppe ins parlamentarische Milieu allzu eng ist. Bis zur Blockade des Berliner Flughafens haben die Grünen deutliche Sympathie für die „Letzte Generation“ erkennen lassen, gedämpft nun allein durch die Angst vor einer großen Mehrzahl der Wähler. Doch während die Leim-Radikalen den Autoverkehr vorübergehend behindern, wollen ihn die Grünen auf Dauer abschaffen. Und nach wie vor legt sich eher ein Grüner mit einem Klima-Kleber schlafen, bevor ein CDUler einem Mitglied der AfD die Uhrzeit verrät.

Kolumne von Dr. Florian Stumfall
Erstveröffentlichung PAZ (redaktion@preussische-allgemeine.de)

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  1. BBQSimon
    03.03.2023

    Bravo, bin ein großer Freund ihrer Anschauungen. Bitte weiter so.

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