Florian Stumfall

18.05.2021

Kotau vor dem Zeitgeist

Manch einer fragt sich, wie es sich denn verhalte mit dem Christentum und den beiden Parteien, die in ihrem Namen darauf Bezug nehmen; der eine leugnet den Zusammenhang rundweg ab, der andere hält ihn für anmaßend, der dritte wiederum gießt Spott und Häme darüber und schließlich wieder andere haben davor längst resigniert. Doch es gibt ihn, diesen Zusammenhang, wenn er auch heute völlig anders aussieht als ursprünglich beabsichtigt. CDU und, mit Verzögerung und abgeschwächt, doch in derselben Tendenz auch die CSU, haben, wenn auch nicht mit dem Glauben, doch immerhin mit den Kirchen, deren Aufgabe es wäre, diesen Glauben zu verkünden, eine Menge gemeinsam.

Zeitgeistige Prioritätensetzung: Das ZdK stellt die Regenbogenflagge über das Kreuz

Die bundesdeutschen C-Parteien haben wie die Kirchen weithin und in großem Umfang ihre Überzeugungen geschleift und Prinzipien vernachlässigt. Sie haben die Kraft des eigenen Denkens hingegeben für die Devotion vor dem Zeitgeist. Sie haben aufgehört, die Geistesgeschichte mitzugestalten, und folgen eifrig den Moden, ohne zu fragen, was diese beinhalten. Sie folgen Ideologien, von denen sie wissen müssten, dass sie ihnen schädlich sind, wenn sie denn die eigenen Ideen noch bedächten.
Sie lassen sich von gesellschaftlichen Minderheiten durch die Arena treiben. Sie haben ihren einstigen Markenkern einer Minderheit in den eigenen Reihen überlassen und heißen nun diese Minderheit Abweichler und werfen ihr vor, dem Ganzen zu schaden. Sie haben die treuesten ihrer Anhänger enttäuscht, vor den Kopf gestoßen und die Axt an die eigenen Wurzeln gelegt. Nun sehen sie zu, wie sie an Kopfzahl und Einfluss immer mehr verlieren.

Vollversammlung des ZdK

Einen wahrscheinlich nur vorübergehenden Höhepunkt dieser fatalen Entwicklung hat vergangenen Monat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) geliefert. Es geht um einen Beschluss der Vollversammlung unter dem Rubrum „Geschlechtervielfalt in Wort und Schrift”, der mit 86 zu 54 Stimmen eine klare Mehrheit gefunden hat. Benommen vom Gender-Wahn und in dem eifrigen Bemühungen, alle „-innen”-, Sternchen- und LGBTQIA*-Vorschriften zu erfüllen, hat das Gremium für richtig befunden: „Die Wirklichkeit ist komplexer als die klassische binäre Lesart der Schöpfungsordnung es darstellt.”
Wer auch nach dem zweiten Lesen nicht glauben mag, was dieses Zitat aussagt, dem sei versichert: Ja, hier wird aufgeräumt mit dem Wort aus der Schöpfungsgeschichte der Bibel, wonach Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen habe.
Erfahrung und moderne Genetik bestätigen jedoch dieses Schöpfungswort. Es war nach vielen Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte dem geistigen Niedergang der Gegenwart vorbehalten, an dieser Wirklichkeit zu zweifeln. Naturwissenschaftlich ist es dabei ganz einfach: Wo ein Y-Chromosom nachzuweisen ist, handelt es sich um ein männliches Wesen, wo nicht, da ist es ein weibliches.

Wider Bibel und Wissenschaft

Ja, wendet da die längst den Menschen eingepflanzte innere Antidiskriminierungsstelle ein, da gibt es aber noch die Zahl derer, die von diesem Muster abweichen. In der Tat. Rund zwei Promille der deutschen Bevölkerung sind Zwitter, bei denen es sich um eine Abnormität im Chromomen-Satz handelt. Was darüber hinausgeht, ist meist Ideologie.
Dabei wirkt eine sogenannte sich selbst erfüllende Prophetie: Da redet man genug pubertierenden jungen Menschen ein, es sei an ihnen, ihr Geschlecht zu wählen, was sie an sich vorfänden, sei nichts anderes als eine soziale Konvention, und an ihnen selbst liege es, das zu ändern.
Dass man dazu auch einen Chirurgen und eine Hormon-Kur braucht, wird meist verschwiegen. So macht man wehrlose Jugendliche an sich selbst irre und verleitet viele in einer oft hypochondrischen Phase der existentiellen Selbstfindung, in sich ein Beispiel für diese neue Lehre festzustellen. So zieht man Psychopathen heran.
Zurück zu dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Dieses Gremium ist ja nicht gerade die Stelle, die verbindliche Glaubensinhalte zu formulieren berufen ist. Aber trotzdem hat es Einfluss, besonders auf Gläubige, die dadurch, dass ihre Kirche seit langer Zeit mehr Politik als Theologie betreibt, zutiefst verunsichert sind. Was aber das ZdK, in dem die Laien einen großen Einfluss ausüben, bewogen haben mag, nicht nur die Schöpfungsgeschichte, sondern auch die Humangenetik um einer Wahnvorstellung willen über Bord zu werfen, bleibt sein Geheimnis. Dass sich das Zentralkomitee auch noch an der Sprache vergreift, verschlimmert die Sache zusätzlich.

Dekadenz in Deutschland

Die Themenstellung aber, die sich das Komitee gegeben hat, nämlich die „Geschlechtervielfalt”, zeigt, wie weit sich diese Repräsentanz des deutschen Katholizismus von seiner geistigen Substanz entfernt hat. Mit ein wenig Konsequenz müssten sich die Damen und Herren (und die sonstigen, diversen und ***) zunächst einmal darüber einigen, ob sie nun drei Geschlechter anerkennen, oder deren 40 oder gar ein paar hundert, wie dies die ganz fortschrittlichen Vertreter dieser Lehre tun.
Stellt man diesem Bemühen das Anliegen der Glaubwürdigkeit der Kirche gegenüber, so sieht man den Umfang des selbstgemachten Problems. Dieses nämlich ist ein Produkt wirtschaftlicher Übersättigung bei gleichzeitiger spiritueller Auszehrung. Wie bei so vielen anderen politischen Spielarenen der rot-grün schillernden Szene geht es dabei nicht um ein Anliegen, das die Menschen bewegt, sondern um die Selbstbeschäftigung fanatischer Kader, die es aber immerhin fertigbringen, damit Druck auf die Öffentlichkeit auszuüben.

Hoffnungsträger Dritte Welt

Innerhalb der katholischen Weltkirche sollte man zur Kenntnis nehmen, dass solche dekadenten Erscheinungen, wie sie vor allem in Deutschland auftreten, zu einer Schwächung von Glauben und Kirche führten.
Eine Stärkung erfährt die Kirche dagegen in der Dritten Welt, wo man weit davon entfernt ist, sich mit Luxusproblemen die Zeit zu vertreiben. Wo die Kirche durch harte oder zumindest spärliche Gegebenheiten gezwungen ist, sich an das Wirkliche und Mögliche zu halten, dürfte auch noch das Bibelwort in Erinnerung sein, das vor falschen Propheten warnt. In Deutschland scheint es vergessen.

Kolumne von Dr. Florian Stumfall
Erstveröffentlichung PAZ (redaktion@preussische-allgemeine.de)

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