
Ein Blog von
Wolfgang Niederhofer
Die Lockdowns bringen’s nicht

Letzteres ist das, was viele westliche Regierungen derzeit machen. Ein Vabanquespiel, das viele Bereiche der Wirtschaft ruiniert, vor allem den wirtschaftlich selbständigen Mittelstand nachhaltig schwächt, das kulturelle Leben weitgehend lahmlegt, Kinder und Jugendliche um einen nicht unwesentlichen Teil ihres verfassungsrechtlich verbrieften Anspruchs auf Bildung und körperliche Ertüchtigung bringt und einen Großteil, der in den letzten 250 Jahren hart errungenen Bürgerrechte außer Kraft setzt.
Kollateralschäden unter den Teppich gekehrt
Die Folgen für die Gesellschaft sind völlig offen – selbst die gesundheitliche Bilanz kann nicht ohne Weiteres gezogen werden. Verminderte Lebenserwartung durch Arbeitslosigkeit und Armut, Depression und Suizide und die gesundheitlichen Folgen fehlender Vorsorgeuntersuchungen und Nachfolgebehandlungen lebensbedrohlicher Erkrankungen scheinen in den Statistiken, wenn überhaupt, weniger prominent auf, als jeder dem Coronavirus zugerechnete Verstorbene.
Lieber Angst verbreiten statt mehr Wissen zulassen?
Unser Wissen, zumindest das veröffentlichte Wissen, ist nach wie vor in zentralen Punkten fragmentarisch – obwohl seit 11 Monaten über kaum etwas anderes berichtet wird als über Covid-19. Die sogenannten „Qualitätsmedien“ begleiten das Geschehen intensiv und setzen in rohen Mengen die Währung ein, die übrigens auch die Grundlage aller totalitären Strukturen ist: Angst. Alles wurde und wird als alternativlos verkauft und eine offene Debatte über den richtigen Weg – eine der wesentlichen Stärken des Westens – hat nie stattgefunden. Kritische, auch anerkannte wissenschaftliche Stimmen werden totgeschwiegen oder als Coronaleugner verunglimpft. Einige wenige Hofvirologen bestimmen maßgeblich die politischen Entscheidungen.
Erwiesen: Die Lockdown’s bringen es nicht
Die meisten westeuropäischen Regierungen, einschließlich der Südtiroler Landesregierung, scheinen von den immer neuen Lockdown’s überzeugt zu sein. Anders sehen es zwei wissenschaftliche Studien von Mitte Jänner 2021. An einer davon wirkte der Stanford-Professor John Ioannidis, einer der meist zitiertesten Wissenschaftler der Welt, mit. Zusammen mit dem Infektiologen Dr. Eran Bendavid hat Ioannidis im britischen Fachmagazin „European Journal of Clinical Investigation“ eine Studie vorgelegt, die die Wirksamkeit harter Lockdown’s verneint.
Untersucht wurden im Zeitraum von Ende Februar 2020 bis Anfang April 2020 acht Länder mit mehr oder weniger harten Lockdowns – Italien, Deutschland, England, Frankreich, Iran, Niederlande, Spanien und USA – sowie Schweden und Südkorea, die keine restriktiven Maßnahmen ergriffen.
Obwohl kleine Vorteile nicht ausgeschlossen sind, sehen die Wissenschaftler in den acht „Lockdown-Ländern“ keine signifikanten Vorteile gegenüber den Ländern Schweden und Südkorea. In einigen Ländern, wie etwa Italien, Spanien und Deutschland sind die Zahlen nach der Verhängung des Lockdowns sogar angestiegen.
Die beiden Wissenschaftler zeigen durchaus Verständnis, dass in der ersten Phase der Epidemie von Anfang März bis Anfang April, aufgrund fehlender Daten, teils harte Maßnahmen getroffen wurden. Doch die Datenlage ist nun, nach 11 Monaten eine andere.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen die Professoren Dr. Göran Kauermann und Dr. Helmut Küchenhof von der Ludwig-Maximilians-Universität in München, die das spätherbstliche Geschehen in Deutschland analysieren.
Warum, so fragt sich der gebeutelte Bürger, fällt der Politik trotz der weitgehenden Wirkungslosigkeit von harten Lockdown-Maßnahmen nichts anderes ein, als nun schon zum dritten Male dieselbe Medizin zu verabreichen?
Schweden hält Kurs – gegen alle Anfeindungen
In Schweden, dessen Zahlen, entgegen medialem „Schweden-Bashing“ besser sind, als in Südtirol und in vielen anderen Ländern, wie etwa Italien, Großbritannien, Spanien, Belgien, Portugal, Tschechien und USA, gibt es nicht einmal eine Maskenpflicht, lediglich eine Empfehlung. Es wurde vor allem mit wenigen Maßnahmen gearbeitet, wie etwa der Einschränkung von Veranstaltungen ab 50 Personen und dem Schutz der Risikogruppen. Letzteres ist in der Anfangsphase auch nicht gelungen, was der schwedische Staatsepidemiologe Anders Tegnell im Juni 2020 selbstkritisch einräumte. Dies wurde von der europäischen Journaille schon als Scheitern des schwedischen Weges hochgejazzt.
Auf dem Kontinent spielt man Vogel Strauß
Wenn Journalisten noch ihren Job erfüllen würden, wäre unschwer zu erkennen gewesen, dass hier eine Person in hoher Verantwortung durchaus imstande ist, einen eingeschlagenen Weg selbstkritisch zu reflektieren und Verbesserungspotential einzuräumen. Bei der heutigen „classe politique“ sucht man diese Eigenschaften ja allzu häufig vergeblich.
Das Argument, Schweden sei viel dünner besiedelt, als die europäischen Kernländer, entpuppt sich ebenfalls als Totschlagargument. Die Ballungsräume Stockholm, Göteborg und Malmö sind ähnlich dicht besiedelt wie die meisten mitteleuropäischen Metropolregionen. Mittlerweile verfügen 40% der getesteten Schweden über Antikörper. Und das allerwichtigste Argument für den schwedischen Weg: Die Epidemie wird ohne Aussetzung der Grundrechte bekämpft.
Bürger werden wie unmündige Kinder behandelt
Demgegenüber werden in vielen westlichen Ländern freie Bürger zusehends zu entmündigten Betreuungsfällen degradiert. Wenn Bürgern ihre Grundrechte tröpfchenweise als „Lockerungen“, wie einem störrischen Kind eine Tafel Schokolade als Belohnung, zurückgegeben werden, dann stellt sich nicht nur die verfassungsrechtliche Zulässigkeit, es wird die wichtigste Grundlage unseres freiheitlich-westlichen Rechtsstaates zersetzt. Das Vertrauen der Bürger in die demokratischen Institutionen.
Der Mittelstand wird nachhaltig geschwächt
Zudem sind die wirtschaftlichen Verwerfungen der Coronamaßnahmen sehr ungleich verteilt und treffen vor allem den selbständigen, wirtschaftlich unabhängigen Mittelstand. Dieser ist regional verwurzelt und erwirtschaftet mit seinen Steuern und den dort geschaffenen Arbeitsplätzen erst die Grundlagen unserer sozialen Markwirtschaft. Nun werden Teile dieses Mittelstandes nachhaltig geschwächt, da ihm das Arbeiten untersagt wird. Warum lässt man die Gesunden nicht arbeiten – was übrigens ein in der Verfassung verbrieftes Grundrecht ist – und konzentriert sich, wie bei jeder Krankheit auf den Schutz der Risikogruppen, die Kranken und, falls notwendig, mittelfristig auf eine Aufstockung der personellen und materiellen Kapazitäten in den Krankenhäusern?
Auf uns wartet ein Teufelskreis
Die Krisengewinnler, einige Großkonzerne und Internetgiganten, wie Amazon, Google und Co bezahlen ihre Steuern nicht vor Ort. Diese fehlen morgen auch für Investitionen ins Gesundheitswesen. Durch eine grob fahrlässige Lockdown-Politik verdichtet sich in Europa zukünftig ohnehin ein Teufelskreis, der sich aus den Parametern eines alternden Kontinents, schwindender Wirtschafts- und Innovationskraft und einer Jugend, die um ihre Bildungs- und Entwicklungschancen gebracht wird, ergibt.
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