Meran ist nicht Italien

Am späten Freitag Vormittag hat die zuständige Kommission die Bewerbung Merans als Kulturhauptstad Italiens 2020 abgelehnt. Den Titel darf in Zukunft die italienische Stadt Parma tragen. Insgesamt seien zehn Städte ins Rennen gegangen: Meran, Agrigento, Bitonto, Casale Monferrato, Macerata, Nuoro, Parma, Piacenza, Reggio Emilia und Treviso.
Bürgermeister Paul Rösch zeigte sich dennoch nicht enttäuscht von dem Ergebnis. Er meint: „Wir haben von Anfang an auf eine innovative und durchaus auch etwas provokante Bewerbungsstrategie gesetzt, um aus dem umfangreichen Teilnehmerfeld hervorzustechen. Meran ist mit seinem fast 50:50-Anteil deutsch- und italienischsprachiger Bevölkerung eine Modellstadt für das Zusammenleben zweier Sprachgruppen und für die Vorteile, die daraus erwachsen. Aus diesem Grund haben wir auch das Motto gewählt: das kleine Europa Italiens. Und gerade weil wir nicht nur italienisch sind, wollten wir auch zeigen, welch große Bereicherung Meran als Grenzstadt und Südtirol als Grenzregion für die Kultur darstellen.“
Der Meraner Gemeinderat der Süd-Tiroler Freiheit, Christoph Mitterhofer, begrüßt indess die Entscheidung der zuständigen Kommission Meran nicht zur Kulturhauptstadt Italiens 2020 zu ernennen. „Meran mit seinem komplexen demographischen Gefüge wäre kein geeigneter Ort für die Austragung eines nationalistisch betitelten Wettbewerbs „Kulturhauptstadt Italiens“. Viele Meraner hätten nicht verstanden, warum ihre Kurstadt Meran, über Jahrhunderte Tiroler Landeshauptstadt, plötzlich eine kulturelle Hauptstadt Italiens hätte sein sollte“, so die Fraktion der Süd-Tiroler Freiheit im Meraner Gemeinderat.
Mitterhofer fährt fort: „Bereits der Entwurf des Bewerbungsschreibens des Meraner Vizebürgermeisters, Andrea Rossi, zeichnete ein oberflächliches, verzerrtes Bild von Meran. Dieses war für die Südtiroler beleidigend, weil sie darin als engstirnig bezeichnet wurden. Zudem wurde behauptet, der Faschismus sei gut für den Tourismus gewesen.“






