von red 08.02.2018 10:35 Uhr

„Diebe wissen halt Qualität zu schätzen“

Ein aktueller Diebstahl von Edelreisern in einer Obstanlage macht erneut deutlich, dass es sich dabei um kein Kavaliersdelikt handelt. Raub dieser Art kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu sechs Jahren geahndet werden.

Der betroffene Bauer zeigt einen Ast, an dem ein Edelreiser abgeschnitten wurde / Foto: T.H.

In einer Apfelplantage im Unterland ist es in der Nacht vom 30. auf den 31. Januar zu einem Diebstahl von Edelreisern gekommen. Insgesamt wurden an mehr als 400 Bäumen circa 800 der jungen Triebe abgeschnitten. Pro Edelreiser kann man mit 10 Edelaugen rechnen, also könnte der Täter bis zu 8.000 neu Bäume züchten. Der Bauer bemerkte den Raub erst einige Tage später und erstattete umgehend Anzeige bei den Ordnungskräften.

Bei den Bäumen handelt es sich um geschützte Exemplare der Sorte Gala Star Galafab der Baumschule star fruits. Sie stehen unter Lizenzschutz. Diese Marke hat momentan laut Beratungsring Südtirol die höchste Bewertung inne. Die Sorte wurde langsam, sprich wie die Produktion des Muttergartens ist, gezüchtet. Dadurch kann eine 100% Selektion des Edelauges und somit ein Sortenreiner Apfel garantiert werden. Dies macht den Diebstahl umso schwerwiegender.

Eine Sorte dieser Güterklasse aufzubauen, bis die erste richtige Ernte eingeholt werden kann, braucht fünf bis sieben Jahre Zeit. Daher wirft der unerlaubte Abschnitt der Edelreiser den Bauern um mindesten ein Jahr zurück. Ein Jahr in dem der Landwirt nicht den vollen Ertrag an Äpfeln einholen kann.

  • Eine Großkiste voll Gala

Bei dem Dieb muss es sich um einen Profi gehandelt haben, so der Bauer. Er schließt darauf, da nur Edelreis-Triebe abgeschnitten wurden. Er vermutet weiter, dass der Ganove im Sommer schon einmal vor Ort gewesen sein muss, um sich die Äste mit den genetisch einwandfreien Äpfeln genau auszusuchen. Denn hätte er die Triebe ohne diese Vorkenntnis geschnitten, wäre auch ein regressiver und damit genetisch nicht einwandfreier Ast gestohlen worden, was nicht der Fall ist. Durch den unerlaubten Beschnitt müssen jetzt die Bäume neu geformt werden.

Solche illegalen Baumbeschneidungen werden laut dem betroffenen Bauern in Zukunft häufiger vorkommen. Denn die Züchtungen von neuen Sorten wird von unterschiedlichen Baumschulen übernommen. Hat eine Baumschule eine solche Neuzüchtung verschlafen oder zu wenig Investiert, hinkt sie dem Markt hinterher. Und der Markt, praktisch der Konsument, verlangt meistens nur Äpfel von makellosem Aussehen und bester Qualität.

Um seine Ernte zu verkaufen, muss der Dieb sie unter einem gefälschten Namen abgeben. Eine weitere Möglichkeit wäre, er lügt und sagt er hat diese Sorte selbst neu gezüchtet. Gesetzlich fällt so ein Fall unter schwerem Diebstahl. Damit muss mit einer Gefängnisstrafe von zwei bis sechs Jahren gerechnet werden. Hinzu kommt eine Schadensersatzzahlung von 927 Euro bis zu 1.500 Euro. Zum Schutz vor weiteren Diebstählen hat sich der betroffene Bauer jetzt eine Kamera und ein Alarmgerät mit Bewegungsauslöser zugelegt.

  • An diesem Trieb wurde ein Edelreiser abgeschnitten / Foto: T.H.

Was sind Edelreiser?

Edelreise sind die 1-jährigen Austriebe von Obstbäumen. In ihnen befindet sich das gesamte generative Wachstum und die generative Veranlagung der Pflanze. Sie sind für die Qualität und das Aussehen der späteren Frucht verantwortlich. Trägt nun ein Baum besonders schöne und sortenreine Äpfel, macht dies die Edelreiser besonders wertvoll. Edelreiser können legal bei jeder Baumschule gekauft werden. Dabei erhält man auch die ganzen Papiere und Lizenzen, welche bei Abgabe der Äpfel bei einer Genossenschaft auch eingefordert werden.

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