Ein Blog von

Georg Dekas

12.10.2017

Ist Freiheit Gift?

In der jüngsten Ausgabe des Südtiroler Wochenmagazins „ff“ (12.10.2017) schreibt der aus Algund gebürtige „ZEIT“-Journalist Ulrich Ladurner einen ‚giftigen‘ Meinungsbeitrag zu den Unabhängigkeitsbestrebungen in Catalunya („Das Gift der Separation“). Er stellt die abenteuerliche Behauptung auf, die Katalanen…

APA (AFP)

…würden ihre gesamte Mission auf der Blaupause des Kosovo ausrichten nach dem Motto: ‚Von Diktatur unterdrücktes Volk will von Staatengemeinschaft anerkannt werden‘. Was Ladurner selber zu wissen glaubt, legt er den „Separatisten“ als wörtliches Zitat mit Anführungszeichen in den Mund (ja, so geht Meinungsjournalismus!). Irgendwo aufgeklaubte Radikalaussagen am Rande der aufgeheizten Stimmung lassen für Ladurner den Schluss zu, dass die ganze Unabhängigkeitsbewegung im Land der Katalanen auf den Vorwurf gründe, Spanien sei eine Diktatur. Er behauptet weiter, Barcelona hätte sich den Nachweis dafür mit Hilfe der Bilder von prügelnden Polizisten erschlichen. Er verniedlicht das Eingreifen der Staatsmacht am 1. Oktober und stellt, einige Zeilen weiter, das launische Katalonien dem seinerzeit brutal unterdrückten Kosovo entgegen.

Damals habe die EU die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannt, um das arme Land von der Herrschaft der Serben zu befreien. Was ein rührendes Märchen ist, das noch dazu den großen Bären ausspart, wird vom Korrespondenten Ladurner als außerordentliche und dringliche humanitäre Hilfe dargestellt. Eigentlich dürfe die EU so etwas nie tun, denn „(…) die EU ist eine Union von Nationalstaaten. Bricht ein Landesteil aus (…) aus, wackelt das Fundament der Union.“ Das schreibt der groß und großnational denkende Ulrich Ladurner von der “ZEIT” auch uns kleinen Tiroler Zwergen ins Stammbuch.

Das Austreten der großen Nation England, die als Vereinigtes Königreich wirtschaftlich und politisch eine Säule Europas ist, scheint nicht zu stören. Auch dass der Euro und die Migration die Grundlagen der Gemeinschaft erschüttert haben und weiter erschüttern werden, kommt bei Ladurner nicht auf die Rechnung. Aber wenn ein „Landesteil“ herausbricht, dann geht die EU unter! In dieser verqueren Über-Staats-Räson müssen alle, die politische Verhältnisse mit demokratischen Mitteln verändern wollen, einfach nur Giftzwerge sein.

Eine Zentralregierung und ein König, welche die katalanische Volksabstimmung für illegal erklären und ihre Durchführung mit Polizeigewalt verhindern, die hingegen sind in Wahrheit „eine anerkannte Demokratie“ und „Rechtsstaat“. Deutlicher als so kann man die Europäische Union gar nicht als Kartell propagieren, dessen oberstes Ziel das Verwalten des Status Quo unter dem Schirm der Pax Americana zu sein hat.

Der Legalist Ladurner übersieht, dass es ein Viertes Reich ist, das er so „rechtmäßig“ verteidigt. Wenn die EU wirklich das wäre, was Ladurner von ihr hält, dann leidet diese EU nicht am Gift der “Separation”, sondern an einem ganz anderen Gift, an dem bis heute noch alle übergroßen Reiche eingegangen sind: Größenwahn und Anmaßung. Wohl hat der kleine David diesmal mit seiner Schleuder nicht das große Glück gehabt, aber die Geschichte von Goliath ist längst schon geschrieben.

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