von apa 10.08.2017 16:25 Uhr

Fipronil-Verdachtsfall in Österreich offiziell bestätigt

Am Donnerstag hat die Lebensmittelaufsicht Oberösterreich erstmals bestätigt, dass auch in Österreich verdächtige Eier aufgetaucht sind, die mit dem Insektengift Fipronil verseucht sein dürften. Zwei oberösterreichische Großhändler haben gekochte und geschälte Eier aus den Niederlanden an heimische Gastronomen verkauft. Eine Rückholaktion ist angelaufen.

APA (Belga)

Die Eier stammen aus Chargen, für die in Deutschland eine Warnung gelte, hieß es aus dem Büro des zuständigen Landesrats Rudi Anschober (Grüne). Sofort nach den entsprechenden Informationen seien die belieferten Abnehmer von den beiden Händlern verständigt worden. Noch am Donnerstag sollten Proben an die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) nach Wien geschickt werden, informierte eine Sprecherin von Anschober. Insgesamt dürften mehrere Hundert Kilo jener gekochten und geschälten Eier in Österreich weitergegeben worden sein. Heimische Frischeier, die in den Supermärkten verkauft werden, seien aber nicht betroffen, betonte die Sprecherin ausdrücklich.

Fipronil sei laut AGES nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht krebserregend und erbgutschädigend. Es könne aber beim Menschen neurotoxisch wirken. In höheren Dosen führe es zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen bis hin zu Lähmungserscheinungen.

Bei jenen Mengen Fipronil, die bisher in den Eiern in der Niederlande sowie in Deutschland gefunden wurden, sei von keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung für Menschen auszugehen. Gehe man von dem höchsten in einem Ei gemessenen Wert aus, so wäre eine tägliche Aufnahmemenge von sieben Eiern für Erwachsene bzw. ein Ei für ein Kind mit zehn Kilogramm Körpergewicht tolerierbar.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte eine “lückenlose Aufklärung im Zusammenhang mit dem Fipronil-Skandal, auch, was seine Auswirkungen auf Österreich” betreffe. Für die Zukunft will Greenpeace mehr Transparenz und eine Kennzeichnung der Haltung von Legehennen und der Herkunft auch bei verarbeiteten Eiern in Produkten wie Backwaren oder Mayonnaise.

Fipronil kommt als Pflanzenschutzmittel oder in der Veterinärmedizin zum Schutz von Hunden vor Flöhen und Zecken zum Einsatz. Der in den 1980er-Jahren in Frankreich entwickelte Wirkstoff ist allerdings auch für Honigbienen in hohem Maße giftig. 2013 hat die Europäische Union daher beschlossen, den Einsatz des Mittels in der Landwirtschaft zu begrenzen. Um Bienenvölker besser zu schützen, darf das Mittel zum Beispiel nicht mehr zur Saatgutbehandlung von Mais verwendet werden.

Im Skandal um mit Fipronil belastete Eier erhöhten zuletzt die Justiz in Belgien und in den Niederlanden den Druck. In beiden Ländern laufen derzeit “mehrere Durchsuchungen”, wie die Staatsanwaltschaft im belgischen Antwerpen und die niederländische Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilten. Die Untersuchung des Skandals war in Belgien bereits Anfang Juni aufgenommen worden.

Unterdessen sind in den Niederlanden zwei Verdächtige festgenommen worden. Es handle sich um zwei Manager des Unternehmens, welches das Insektengift in Agrarbetrieben angewandt habe, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Niederländischen Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem Unternehmen um die niederländische Firma Chickfriend.

20 Tonnen mit Fipronil belastete Eier sind laut der dortigen Behörde für Lebensmittelsicherheit nach Dänemark geliefert worden. Eine dänische Firma habe die gepellten und gekochten Eier von einem belgischen Händler bezogen – produziert wurden die Eier den Angaben zufolge aber in den Niederlanden.

In Rumänien ist eine Tonne mit Fipronil verseuchtes Flüssig-Eigelb aus Deutschland entdeckt worden. Wie die nationale Veterinärbehörde ANSVSA in Bukarest mitteilte, wurde das belastete Flüssigeigelb in einer Lagerhalle im Westen des Landes gefunden. Das Flüssigeigelb sei nicht in den Verkauf gelangt.

Seinen Ursprung hat der Skandal um Millionen mit dem Insektengift belastete Eier nach bisherigen Erkenntnissen in Belgien. Dort wurde offenbar verbotenerweise ein für die Nutztierhaltung zugelassenes, rein pflanzliches Desinfektionsmittel mit dem für die Nutztierhaltung verbotenen Fipronil gemischt. Dieses Mittel wurde auch in Ställen in den Niederlanden und in einigen Fällen auch in Deutschland eingesetzt. Millionen der belasteten Eier aus den Niederlanden wurden nach Deutschland verkauft.

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