von apa 20.04.2017 12:19 Uhr

Designierte “steirischer herbst”-Chefin: “Freudig aufgeregt”

20 Jahre nachdem ihr erster Auftritt beim “steirischen herbst” spektakulär scheiterte, ist die gebürtige Moskauerin Ekaterina Degot Anfang April zur Intendantin des Festivals ab 2018 ernannt worden. Mit der APA sprach die Kuratorin am Mittwoch in Köln, wo sie eine derzeit noch eine Kunstinstitution leitet, über ihre freundliche Aufnahme in Graz, Vorbereitungen und politische Diskussionen.

APA

“Ich habe mich als Ausländerin aus Osteuropa, als jemand, der sich deutlich politisch positioniert und der auch Avantgarde-Kunst ausgestellt hat, sehr gut aufgenommen gefühlt”, beschrieb Degot ihren Eindruck von zwei Bewerbungsgesprächen in Graz, die am 7. April für sie selbst überraschend zu ihrer Berufung zur Intendantin des “steirischen herbst” geführt haben. “Ich bin freudig aufgeregt, mir gefällt Österreich, mir gefällt dieses Festival”, sagte sie.

Einstweilen leitet die Kunsthistorikerin, Kritikerin und Kuratorin noch die städtische Kölner Kunstinstitution “Akademie der Künste der Welt” und verantwortet hier das politisch engagierte Festival “Pluriversale”. Sie werde sich aber auch bereits vor der Übernahme ihrer neuen Funktion, die für Ende des Jahres geplant sei, mit dem Festival in der Steiermark beschäftigen, erklärte Degot gegenüber der APA.

“Ich muss schon jetzt anfangen, nach Graz zu reisen”, sagte sie. Es gelte, sich mit dem Festival vertraut zu machen, zu verstehen, welche Veranstaltungsorte es gibt und auch Einblicke in Fragen des Managements zu bekommen. Insbesondere wolle sie sich aber auch intensiv mit der Geschichte des “steirischen herbst” beschäftigen, die sie bis dato nur fragmentarisch kenne.

Was künftige Ausgaben betrifft, hat die Kuratorin derzeit noch keinen konkreten Pläne. Sie sei aber daran interessiert, Geschichten in Graz, in der Steiermark und auch in Österreich zu finden, mit denen man sich womöglich im Festival beschäftigen könnte. Präferenzen zeigte sie für thematische Klammern im Programm: “Ich würde mir eine gewisse inhaltlich Kohärenz und Querbeziehungen wünschen”, sagte sie.

Keine Zweifel ließ Degot, dass es in ihrem Festival politisch engagierte Schwerpunkte geben werde. Kulturinstitutionen generieren zumindest im Westen einigermaßen abgesicherte Räume, in denen man sich auch in scharfer Weise frei äußern könne und für die es auch Budgets gebe, unterstrich sie. Man müsse noch freiere Diskussionen führen, die jedoch nicht aktivistischer Natur sein sollten und bei denen man das Ergebnis nicht im Vorhinein kenne.

Die designierte Intendantin selbst hat das Festival in der Vergangenheit wiederholt besucht, und insbesondere ihren ersten Auftritt im Rahmen der von Silvia Eiblmayr kuratierten Ausstellung “Zonen der Verstörung” vor 20 Jahren hat Degot gut in Erinnerung. “1997 wurde ich als junge Expertin eingeladen, einen Vortrag zu halten, der sich nicht auf russische Kunst beziehen, sondern sich mit allgemeinen Fragen beschäftigen sollte. Dies war eine große Ehre für mich”, erzählte Degot.

Als sie jedoch mit ihren Aufführungen begonnen habe, habe der anwesende Aleksandr Brener (Performancekünstler und Mitte der 1990er führender Vertreter des “Moskauer Aktionismus”, Anm.) ihre Ausführungen mit permanenten “Really?”-Zwischenrufen unterbrochen. Die Organisatoren hätten auch keine Gewalt gegen Brener anwenden wollen und Künstlerin VALIE EXPORT habe schließlich vorgeschlagen, die Veranstaltung in einen anderen Raum zu verlegen, erinnerte sich Degot.

“Westlich-demokratisch” sei jedoch die Tür zum Raum nicht versperrt worden – Brener sei allen gefolgt und habe einfach weiter geschrien. “Meine Präsentation konnte ich nicht machen. Für mich war das aber unterhaltsam, und ich wurde zudem Teilnehmerin einer Brener-Performance”, erklärte sie.

(S E R V I C E – )

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