Nach Jahren der Pause: Europa startet wieder eigene Galileo-Satelliten

Beim Lift-off um 2.01 Uhr Ortszeit wurde der Nachthimmel durch die massiven Antriebe der Schwerlastrakete kurzfristig taghell. Auf Aussichtsplattformen und Terrassen auf dem weitläufigen Areal des Raumfahrtzentrums tummelten sich bei guten Wetterbedingungen mit leichter Bewölkung hunderte Schaulustige.
Zuletzt brachte im Jahr 2018 eine Ariane-Rakete – die mittlerweile eingestellte „Ariane 5“ – Satelliten dieser Baureihe in den Orbit. In den vergangenen Jahren war die ESA auf russische Sojus-Raketen und Falcon 9-Trägerraketen der US-Firma SpaceX angewiesen. In den kommenden Stunden wird der Aufstieg der Ariane-6-Trägerrakete, die im Juli 2024 ihren Erstflug absolviert hat, von Telemetriestationen von Südamerika über Europa bis Australien auf ihrem Weg in Richtung des rund 23.000 Kilometer hohen Orbits verfolgt. Am Atlantik übernimmt ein speziell ausgestattetes Schiff der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA die Nachverfolgung.
"Garantierter Zugang zum All"
Mit dem Start der Galileo-Satelliten Nummer 33 und 34 durch den Raketenbetreiber Arianespace mache Europa einen wichtigen Schritt in Richtung „garantierten Zugang zum All“, ohne dabei auf externe Partner angewiesen zu sein, erklärte Toni Tolker-Nielsen, Leiter des ESA-Weltraumtransportprogrammes am Dienstag im Vorfeld des insgesamt erst fünften Starts des neuen Trägerraketen-Typs.
Erst mehr als vier Stunden nach dem Lift-off in Südamerika erfolgt die finale Trennung der beiden Satelliten von der Oberstufe der Rakete. Es ist das erste Mal, dass man mit dem neuen Trägersystem Lasten in einen derart hohen Orbit bringt. Die beiden Satelliten sind jeweils rund 700 Kilogramm schwer und wurden von dem deutschen Raumfahrt- und Technologiekonzern OHB SE gebaut.
Austro-Technologie für Ariane 6
Das Galileo-System wird regelmäßig von rund 4,5 Milliarden Nutzern weltweit genutzt. Das Service ist seit dem Jahr 2016 verfügbar. Es handle sich um das erfolgreichste Weltraumprodukt Europas und sei dementsprechend „strategisch und wirtschaftlich wichtig“, betonte Christoph Kautz, Direktor für Raumfahrtpolitik, Satellitennavigation und Erdbeobachtung der EU-Kommission.
Alle der nun 34 ins All geschickten Galileo-Satelliten sind mit einem Thermalschutz aus Österreich ausgestattet. Entwickelt und gefertigt wurde es von der Wiener Weltraumfirma Beyond Gravity. Das Unternehmen produziert außerdem „die Hochtemperaturisolierung für die Raketentriebwerke der unteren und oberen Stufe der Trägerrakete“ und den Mechanismus, der das Oberstufen-Triebwerk der Ariane-6-Rakete ausrichtet. In der Rakete stecken überdies auch noch Technik und Know-how des Wiener Hightech-Unternehmens TTTech, von Test-Fuchs Aerospace Systems (NÖ), vom steirischen Unternehmen Hage Sondermaschinenbau sowie vom Stahlbearbeitungsunternehmen ISW und dem Edelstahlunternehmen Böhler. Österreich ist eines von 13 an der Ariane-6-Rakete direkt beteiligten ESA-Mitgliedsländer.
apa
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