Mehr Zuwanderung, mehr Kriminalität – was hält unser Land aus?

In nicht einmal einer Generation hat sich Südtirol damit sichtbar verändert. Was früher Randthema war, ist heute Alltag: Zuwanderung. In Bozen, Meran und in manchen Gemeinden im Unterland oder im Pustertal hört man auf den Straßen albanische, arabische, indische und viele afrikanische Sprachen. Gleichzeitig wächst in der Bevölkerung das diffuse Gefühl: Das ist nicht mehr das Südtirol, das wir kennen.
Die Entwicklung der Kriminalität
Die nüchternen Zahlen bestätigen zumindest eines: Die Entwicklung ist rasant – nicht nur bei der Bevölkerung, sondern auch bei der Kriminalität. In den Jahren 2001 bis 2003 zählte das ASTAT 31.910 Straftaten, also rund 10.000 pro Jahr.
2021 registrierte ASTAT 14.581 angezeigte Straftaten, 2022 waren es bereits 16.258, 2023 schließlich 16.693 – ein Plus von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Parallel dazu meldet die Statistik einen deutlichen Anstieg der sogenannten Bluttaten, also schwerer Gewaltdelikte, um 28 Prozent.
Die Menschen merken das. In Umfragen sagt eine Mehrheit der Bürger, die Kriminalität im Land habe in den vergangenen Jahren zugenommen. Wer abends durch bestimmte Zonen in Südtirol geht, spürt, dass das kein reines Bauchgefühl ist. Gruppen junger ausländischer Männer, Alkohol, Drogenhandel, Aggressivität – das alles prägt die Wahrnehmung.
Zuwanderung und Kriminalität: Ein unangenehmer Zusammenhang
Besonders heikel wird das Thema dort, wo Kriminalität und Migration aufeinandertreffen. Offizielle, jährlich durchgängig vergleichbare Zahlen zur Herkunft aller Tatverdächtigen liegen nicht für jedes Jahr offen auf dem Tisch. Dort, wo sie genannt werden, ergibt sich aber ein klares Muster: Der Anteil der Ausländer unter den Tatverdächtigen liegt deutlich über ihrem Anteil an der Bevölkerung. Für das Jahr 2017 etwa wurde öffentlich gemacht, dass gut die Hälfte der Tatverdächtigen keine italienische Staatsbürgerschaft hatte – bei einem Ausländeranteil von damals unter zehn Prozent.
Das bedeutet nicht, dass alle Ausländer kriminell sind. Es bedeutet aber sehr wohl, dass ein vergleichsweise kleiner Teil der Bevölkerung in den Kriminalstatistiken überproportional stark auftaucht. Das ist eine Tatsache, keine Parole. Und es ist ein Thema, das eine seriöse Sicherheitspolitik nicht wegmoderieren kann.
Die Gründe dafür sind komplex. Viele der Zuwanderer kommen ohne Berufsausbildung, mit schlechten Sprachkenntnissen, ohne familiären Halt oder klare Perspektive im Land. Wer in Südtirol nur am Rand des Arbeitsmarktes steht, von prekären Gelegenheitsjobs lebt, in beengten Unterkünften wohnt und die Sprache nicht beherrscht, fühlt sich kaum als Teil dieses Landes. Aus dieser Mischung entsteht nicht automatisch Kriminalität – aber sie schafft den Boden dafür.
Integration im Alltag: Klassenzimmer, Arbeitsplatz, öffentlicher Raum
Während die Politik in Pressekonferenzen von „gelungener Integration“ spricht, zeigt sich im Alltag ein anderes Bild. Lehrer berichten von Klassen, in denen ein Drittel oder mehr der Schüler kein Deutsch als Muttersprache hat. Hausaufgaben werden zur Hürde, wenn zu Hause niemand helfen kann, weil die Eltern selbst kaum Deutsch sprechen. Der Abstand zwischen Kindern, die sprachlich und kulturell im Land verwurzelt sind, und jenen, die erst seit wenigen Jahren hier leben, wächst. Das sorgt für Spannungen – in der Klasse, auf dem Pausenhof, bei den Noten.
Auf dem Arbeitsmarkt wiederholt sich dieses Muster. Viele ausländische Arbeiter stemmen einen Großteil jener Jobs, um die sich nur wenige Einheimische reißen: Saisonarbeit im Tourismus, schwere körperliche Arbeit im Bau oder in der Landwirtschaft, Schichtdienst in der Pflege. Gleichzeitig bleibt eine beträchtliche Zahl von Zuwanderern in schlecht bezahlten, wenig angesehenen Tätigkeiten stecken oder findet gar keinen Fuß im System. Wer jahrelang nur als billige Aushilfskraft funktioniert, aber nie wirklich ankommt, bleibt Fremder – und verhält sich auch so.
Damit verbunden ist der öffentliche Raum, in dem sich all diese Entwicklungen zeigen. Bozen, Meran, Bahnhöfe, bestimmte Plätze am Abend: Viele Bürger sagen ganz offen, dass sie sich dort nicht mehr so sicher fühlen wie früher. Das liegt nicht nur an absoluten Zahlen, sondern daran, wie sichtbar bestimmte Gruppen geworden sind.
Identität unter Druck: Was bleibt von Südtirol?
Damit sind wir beim empfindlichsten Punkt: der Identität. Südtirol ist kein gesichtsloser Großraum zwischen Autobahnkreuz und Flughafen. Dieses Land lebt von Tradition, Sprache, Religion, Vereinen, von einem klaren Gefühl: Das hier ist unsere Heimat. Wenn in zwei Jahrzehnten der Anteil der Ausländer von gut vier auf über zehn Prozent klettert, wenn in manchen Vierteln am Abend kaum noch Deutsch zu hören ist, dann berührt das dieses Heimatgefühl direkt.
Die Konfliktlinien verlaufen nicht nur bei Sprache und Tracht, sondern auch bei Werten. Wie sieht das Zusammenleben aus, wenn unterschiedliche Vorstellungen von Familie, Rolle der Frau, Religion oder Autorität aufeinanderprallen? Wie gehen wir damit um, wenn etwa konservative islamische Weltbilder auf eine westlich geprägte, christlich-bürgerliche Gesellschaft treffen? Es wäre naiv zu glauben, dass sich solche Unterschiede von selbst „bunt“ harmonisieren.
Eine ehrliche Integrationspolitik muss deshalb zweierlei können: Sie muss anerkennen, dass Südtirol Zuwanderung braucht – wirtschaftlich, demographisch, in manchen Branchen sogar existentiell. Und sie muss ebenso klar definieren, was nicht verhandelbar ist. Dazu gehören die deutsche und ladinische Sprache als tragende Säulen des öffentlichen Lebens, das Rechtsverständnis eines Rechtsstaates, die Gleichberechtigung, der Respekt vor unserem kulturellen und religiösen Erbe.
Wer hier bleiben will, muss diese Spielregeln akzeptieren. Integration heißt nicht, dass sich Südtirol den Neuankömmlingen anpasst, sondern dass jene, die hier leben wollen, sich diesem Land anpassen – und zwar nicht nur formal auf dem Papier, sondern im Alltag: in der Schule, am Arbeitsplatz, im Vereinsleben, im Umgang mit Nachbarn und Behörden.
Zwischen Beschwichtigung und Klartext: Was jetzt nötig ist
Die Politik hat diese Entwicklung lange eher verwaltet als gestaltet. Fairerweise muss man dazu auch sagen, dass Südtirol im Hinblick auf Migration kaum Kompetenzen hat. Dennoch hat man die Arbeitskraft der Zuwanderer gerne angenommen, die Folgekosten für Schulen, Sozialwesen und Polizei aber klein gehalten. Heute ist das Land an einem Punkt, an dem Beschwichtigung nicht mehr reicht. Die Kriminalitätsstatistik zeigt einen klaren Wiederanstieg, die Zahl der Ausländer hat sich seit 2003 verdreifacht, die Diskussionen über Sicherheit und Zusammenhalt werden härter geführt als noch vor zehn Jahren.
Südtirol braucht in dieser Lage weniger Schlagworte und mehr Ehrlichkeit. Ja, es gibt unzählige Migranten, die hart arbeiten, Steuern zahlen, ihre Kinder zur Schule schicken und aus Überzeugung Teil dieses Landes werden wollen. Ja, Zuwanderung kann ein Land wirtschaftlich stärken. Aber ebenso stimmt: Ein Teil der Zuwanderung sorgt für mehr Kriminalität, mehr Spannungen, mehr Unsicherheit im öffentlichen Raum. Wer das ausblendet, lässt jene im Stich, die morgens früh aufstehen, ihre Steuern zahlen und einfach in Ruhe leben wollen. Die entscheidende Frage lautet daher nicht, ob Südtirol „offen“ oder „geschlossen“ sein soll. Die Frage lautet: Wie viel Zuwanderung verträgt dieses Land, ohne seine Identität, seine Sicherheit und seinen sozialen Frieden zu verlieren? Eine Antwort darauf wird nur dann glaubwürdig sein, wenn sie nicht aus Ideologie besteht, sondern aus Zahlen, Erfahrung und klaren Regeln.
Die Fakten liegen auf dem Tisch. Jetzt ist es Aufgabe der Politik, daraus Konsequenzen zu ziehen – und Aufgabe der Medien, sie nicht schönzureden, sondern zu benennen. Ohne Alarmismus, aber auch ohne Scheuklappen. Genau das ist man diesem Land schuldig.






